Onkyo Vollverstärker A-9010 -  Praxistest  auf www.audisseus.de
Foto: Onkyo

STEREO VOLLVERSTÄRKER ONKYO A-9010 - IM PRAXISTEST


ONKYO A-9010



Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Onkyo / Fritz I. Schwertfeger

10.10.2015

 

Bei der Betrachtung des Onkyo A-9010 Vollverstärkers fühlt man sich postwendend an die glorreichen 90er Jahre erinnert. Damals, als man jedes Jahr die Produktkataloge der großen Marken mit Ungeduld erwartete und jeder Hersteller eine ganze Flut an Modellen – vom Einsteigermodell bis zum High-End Boliden für jede Anforderung, jeden Wunsch und jeden Geldbeutel im Sortiment hatte.  

 

Um so erfreulicher, dass Onkyo diese in Vergessenheit geratene Philosophie wieder aufzugreifen scheint und mit dem für 250 Euro erfreulich günsti-gen Vollverstärker A-9010 ein interessantes Einsteigermodell für HiFi-Newcomer ins Rennen schickt. Denn wer bisher über eine sehr preiswerte Micro-Anlage oder das Küchenradio seine Musik gehört hat, wird sich mit dem in wahlweise silberner oder schwarzer Ausführung erhältlichen Amp definitiv als Aufsteiger fühlen.  

 

ONKYO A-9010

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Die aufgeräumt wirkende Front  wird von einem zentral platzierten Lautstärkeregler dominiert, während ein ganzer Reigen LED Knöpfe geflissentlich signalisiert, welcher der insgesamt üppigen acht Eingänge (sechs analoge sowie zwei digitale Eingänge) gerade Verwendung findet. Fast schon old school mäßig und doch sehr praktisch, der front-seitige 3,5mm Klinkeneingang fürs schnelle Andocken von Smartphone oder Tablet. Wer zu später Stunde noch mit Power hören mag, ohne dabei die Nachbarschaft zu behelligen, freut sich über den eingebauten Kopfhörerverstärker, der mit einem für ihn dedizierten Schaltkreis be-dacht wurde und frontseitig die 6,3 mm messende Klinke dankbar aufnimmt – all inclusive dabei: Balance- Klangregelung und obendrein noch eine Loudness-Funktion, die bei leisen Pegeln den Bass und die Höhen erhöht. Dies ist zwar allgemein verpönt, aber da unser Gehör z.B. abends mit leiser Musik vornehmlich Bässe schwächer wahrnimmt, macht die Funktion doch durchaus  Sinn. Und eigentlich viel wichtiger, eine Source-Direct Schaltung, die alles eben beschriebene Regelwerk elegant umgeht und so klangmindernde Einflüsse aus dem Weg schafft. Insgesamt betrachtet überzeugt die Verarbeitung und Anfassqualität des Onkyo A-9010 und zwar so gut, dass er im Grunde kostspieliger wirkt als er in Wirklichkeit ist.  

 

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Oha, schnalzt der Betrachter, wenn er sich der Rückseite widmet. Gut, nur ein Laut-sprecherpaar kann bedient werden, aber das geht vollkommen in Ordnung. Viel intere-ssanter ist aber dann der zunächst der für diese Preisklasse ebenfalls unübliche MM-Phono-Vorverstärker-Eingang. Ein Line-Out erlaubt den Anschluss eines Tape- oder MD-Decks, falls jemand doch noch oder aus rein nostalgischen Gründen die Lust an der analogen Aufnahme überkommt. Der Clou schlechthin: Die digitale Eingangssektion des Onkyo, hier bieten zwei S/PDIF Eingänge ihre Dienste an. Während der koaxiale Eingang geflissentlich Wortbreiten mit bis zu 24 bit / 192 kHz verarbeitet, nimmt sich der optische Eingang nur Daten bis 24 bit / 96 kHz an. Die Wandlung vertraut Onkyo auch nicht irgend-einem Wandler an, sondern übergibt die digitalen Daten vertrauensvoll einem WM8718 DAC, vom bestens beleumundeten Wandler-Experten Wolfson. Übrigens, wer noch einen recht betagten CD-Player sein Eigen nennt, der wird von der hochmodernen Wandlersektion des Onkyo sicherlich angetan sein. Auch nicht unbedingt selbstverständlich ist das automatische Abschalten der digi-talen Schaltkreise, sobald eine analoge Quelle zum Einsatz kommt. Diese Funktion macht mit ihrer Kompromisslosigkeit speziell dann Sinn, wenn über den Phono-Eingang zarten Vinyl-Klängen gelauscht werden soll -  äußerst durchdacht und lobenswert.  

 

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Der massive El-Transformator sorgt für eine stabile Stromversorgung.

 

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Digitalplatine - gut zu sehen, der Wolfson WM8718 D/A-Wandler.


Onkyo A-9010: DER AUFBAU

 

Ebenfalls sehr bemerkenswert der aufwendige Aufbau des Onkyo im Inneren. Nimmt man die Blechhaube ab, offenbart sich der Anblick eines auf Vibrationsarmut hin konstruierten Chassis. Großzügig dimensioniert drängt sich der Aluminiumkühlkörper ins Bild, an welchem die Transistoren ihr Gemüt kühlen dürfen. Ein überaus massiv dimensionierter Transformator steuert die nötige Leistung bei. Erfreulich zu wissen, dass Onkyo seine „WRAT“ genannte Technologie, die mit geringer negativer Gegenkopplung auskommend für hohe Impulsstromspitzen und geringe Verzerrungen sorgt, auch auf die kleinen Verstärker herunterbricht. Als äußerst praktisch erwies sich auch die mitgelieferte Fernbedienung des Onkyo, mit der die gängigsten Funkionen bequem fernsteuerbar sind. Kommen später noch Geräte vom gleichen Hersteller dazu, lassen auch diese sich via der Remote Interactive Anschlüsse künftig von nur einer Fernbedienung steuern.  

 

Hörtest 

Für den Hörtest bot der Onkyo die Qual der Wahl: analog oder digital? Mit ein wenig Kreativität lässt sich mit dem Onkyo als zentrale Steuer-figur flugs eine kleine aber hochwertige Anlage aufbauen. So könnte ein günstiger Plattenspieler vom Schlage eines Rega P1 oder Pro-Ject Debut für analoge Freuden sorgen, während ein Netzwerkspieler digitale Inhalte von NAS/ PC oder Internetradio nebst Streamingdiensten zur Verfügung stellt. Da sich die Motivation einen Linn LP 12 an den Onkyo anzuschließen, schon allein aufgrund des fehlenden MC- Eingangs nicht einstellen wollte, wurde promt der ebenfalls aus Glasgow stammende Sneaky DS zu Rate gezogen. Kreative, kostenbewusste Geister könnten auch auf die Idee kommen einen Raspberry Pi 2 oder einen Raumfeld Connector zum Einsatz kommen zu lassen. Wie auch immer, der Wandlersektion des Linn den Vorzug gebend, fand die musikalische Kost ihren Weg in den Amp. Als passende Lautsprecher boten sich im Redaktionsfundus schnell die erst kürzlich getesteten und  famos aufspielenden Monitor Audio Bronze 2 an. Daran angeschlossen, offenbarte sich der Verstärker als absolut stimmig musizierender Zeitgenosse. Das Gespann gefiel mit einer druckvollen, breitbandigen Gangart. Zwar leuchtete der Onkyo nicht bis in den letzten Winkel hinein und blieb auch das eine oder andere Quentchen Feinauflösung schuldig, aber das ging bei dem Preis auch absolut in Ordnung. Seine  auf dem Papier mit 44 Watt je Kanal angegebene Leistung reichte vollkommen aus, um der Monitor Audio amtliche Pegel zu entlocken. So gefiel der Japaner mit einer ordentlich spritzigen, focusierten Spielweise, die der Musik dynamischen Antritt verlieh ohne dabei zu überschwenglicher Härte oder gar Rauhigkeit zu tendieren. Der Amp klang für sein Geld richtig erwachsen und verblüffte einer angenehmen Geradlinigkeit, die jede Menge musikalischen Drive aus den Membranen der Laut-sprecher entlockte.  


Fazit:


Der Onkyo A-9010 bietet für seinen moderaten Preis enorm viel Gegenwert. Er spielt für einen so günstigen Einstiegsverstärker beeindruckend solide, und lässt sich mit ebenfalls ganz hervorragenden Spielpartnern wie der Monitor Audio Bronze 2, einem Netzwerkplayer oder Plattenspieler zu einer beispiellos guten Anlage erweitern, die gar nicht mal so teuer sein muss.



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