Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Fritz I. Schwertfeger / Elac
11.03.2022
ELAC Debut Reference DBR62 - Dass man bei Elac für schmales Geld einen oftmals verblüffenden klanglichen Gegenwert erhält, dürfte mittlerweile kein Geheimnis sein. Mit der hier getesteten Debut Reference DBR62 Kompaktbox, schicken sich die Kieler an besagtes Phänomen erneut zu bestätigen.
Wenn Elac eine Lautsprecher-Serie, in diesem Fall die Debut Reference vom Stapel lässt, dann hat oder besser hatte, meist Andrew Jones seine Hände im Spiel. Der mittlerweile ehemalige technische Leiter von Elac America ist aber nicht irgendwer, sondern ein international anerkannter und renommierter Entwickler, dessen Erfahrungshorizont ganze Jahrzehnte umspannt. Vielleicht interessant zu erwähnen, dass er lange Jahre prägend bei Infinity, KEF und auch bei der japanischen Edel-Manufaktur TAD aktiv war.
Und auch wenn Andrew Jones mit Aktiv-Boxen, wie der Elac Navis-Serie und mit der hier getesteten Navis ARB-51 seit geraumer Zeit für Aufsehen gesorgt hat, geht es hier um die passive Debut Reference DBR62 Kompaktbox. Die Debut Reference Serie wird von der Standbox DRF52 und dem passenden Center DCR52 komplettiert. Wer also neben klassischer Stereo-Musikwiedergabe auch Heimkino oder musikalische Mehrkanal-Setups im Sinn hat, kommt hier somit ebenfalls auf seine Kosten. Spielten Mehrkanalsetups in letzter Zeit eher eine Nebenrolle, drängen in letzter Zeit auch 360 Audio oder Dolby Atmos dank Tidal und Apple Music erneut in die guten Stuben.
Bereits mit der ersten Debut-Serie und auch deren als Debut 2.0 deklarierten Nachfolger-Reihe sorgte Elac für hohe Aufregung im Einsteigerbereich. Der Gedanke, dem Ganzen mit einer „Reference“-Variante die Krone aufzusetzen, darf zurecht als typische Elac Besonderheit verstanden werden. Hier wird in Kieler Unaufgeregtheit nicht gekleckert, sondern einfach ohne viel Spektakel geklotzt. Um dem Anspruch eines „Reference“ Siegels gerecht zu werden, griff Andrew Jones daher nicht einfach nur auf bewährte Komponenten zurück, sondern kreierte der Debut Reference kurzerhand komplett neue Treiber an den Leib.
Beim Hochtöner kommt eine 25 mm messende Gewebekalotte zum Einsatz, die ihrer Arbeit, innerhalb eines neuentwickelten, recht tiefen Waveguides nachgeht. Das hat den Vorteil, dass eine bessere, sprich konstantere Gruppenlaufzeit realisiert werden kann und ein harmonischeres Abstrahlverhalten hinsichtlich Bündelung und somit Raumanregung erreicht wird. So wird auch für einen bruchloseren Übergang bei der Ankopplung an den darunter residierenden 165 mm messenden Tiefmitteltöner gesorgt. Dessen Konus besteht aus sogenannter Aramidfaser bzw. Aramidgewebe.
Ein Material, das wie Kevlar geringes Gewicht und hohe Steifigkeit bei hoher Schwingungsdämpfung mitbringt, ohne das dafür jedoch Gebühren an einen lizenzgebenden Hersteller zu entrichten sind. Das Chassis bekam nicht nur eine neue Zentrier-Spinne spendiert, auch das Korbmaterial aus Aluminium-Druckguss wurde dahin verbessert, dass neben optimaler Stabilität und Wärmeabführung auch Resonanzen keine Chance haben.
Was rein äußerlich auf den ersten Blick auffällt, ist die seidenmatt weiß lackierte Schallwand. Der Look wirkt einerseits modern, aber aufgrund der zweifarbigen Gestaltung auch wie die Reminiszenz vergangener Tage. Was mich übrigens an den zweifarbig lackierten Multivan von Volkswagen denken lässt, der dadurch an die ersten T1 Bullis erinnern soll. Wie auch immer, die in dezentem grau gehaltene Frontbespannung wird magnetisch in Position gehalten und fügt sich unaufgeregt in ihre Umgebung ein. Der Korpus ist beim Testmuster mit einem Vinyl-Furnier in heller Eiche-Optik verstehen. Das Furnier ist selbst in kritischen Ecken sauber verarbeitet. Über Haptik und Wirkung lässt sich trefflich streiten, aber irgendwo muss auch bei einer Debut-Reference gespart werden, sollen die Kosten im Rahmen bleiben. Ebenfalls lieferbar ist eine weitere Variante mit schwarzer Schallwand und dunklem Walnuss-Vinyl am Gehäuse. Alles sieht sehr wertig und akkurat verarbeitet aus, und auch kritisch im Gegenlicht betrachtet, zeigen sich keinerlei Unsaubarkeiten oder Mängel.
Beim Blick ins ins Innere, zeigt sich, dass Wert auf eine solide Gehäuseversteifung gelegt wurde. Eine an den Seitenwänden zentral, sprich mittig angebrachte, vertikale Versteifung beruhigt das Gehäuse und unterdrückt aufkeimende Resonanzen, führt so geringerem Eigenklang. Der als Schlitz ausgeführte Bassreflex findet sich auf der Vorderseite, was sich bei einer Aufstellung in Wandnähe durchaus als zweckmäßig und alltagspraktikabel erweist.
Ein entsprechend nach hinten ventilierter Bassreflex ist kritischer bei der Aufstellung, sorgt er doch bei zu naher Wandnähe oder schlicht in Ecknähe für Überhöhungen und Dröhnen im Bass. Was mir ebenfalls auffällt, ist die recht spärliche Bedämpfung. Das erinnert an mich an Konstrukte die Naim SBL oder die im Jahr 2012 von mir besprochene Mulidine Bagatelle V2. Zwar arbeiten diese mit einem intern angebrachten Fließwiderstand, aber eben „unbedämpft“. Beide glänzen mit einem sehr wendigen und temporeichen Spiel, so dass ich mir die Frage stelle, ob die kompakte Debut Reference auch mit diesen Attributen glänzen kann. Schließlich hat sie als kompakte Zwei-Wege-Box auch den prinzipbedingten Vorteil einer homogenen und antrittschnellen Wiedergabe auf ihrer Seite.
Die Debut Reference DBR62 weckt schon allein aufgrund ihrer Größe eine entsprechende Erwartungshaltung, die vorneweg gesagt, nicht enttäuscht wird. Sie ist zwar kompakt aber eben nicht zu kompakt. Die Debut Reference DBR62 zeichnet opulentere Klangbilder, als es ihr äußerer Schein vermuten lässt. Und auch wenn ihr, schon allein konstruktiv bedingt, das vollmundige Gewicht einer zum Vergleich herangezogenen Elac Vela FS 408 fehlt, macht das ihrer stupenden Spielfreude trotzdem keinerlei Abbruch. Außerdem, die kompakte Debut Reference muss sich hier auch in keinster Weise grämen, schließlich hinkt dieser Vergleich durchaus, weswegen sie statt dessen zunächst gegen die Elac Debut 2.0 antritt. Unter Ihresgleichen macht sie dann auch recht schnell deutlich, dass sie schlüssiger, konzentrierter und mit strafferem Klangbild zum Hörer hin spielt und ihre Qualitäten auf diese Weise konzentrierter in Szene setzt. Und ihre Qualitäten sind kurzum gesagt, durchaus beeindruckend.
Die Elac Debut Reference DBR62 spielt eher nach vorne auf, vergessen wir also die präzise Tiefenstaffelung, wie auch die randschärfere panoramaartige Bühnenbreite einer Vela FS 408. Die Kompaktbox zieht die Bühne nicht ganz so weitläufig in die Tiefe, bliebt enger eingefasst sowie direkter zum Hörer hingewandt. Dennoch würde ich aber behaupten, dass das für den Preis absolut überdurchschnittlich wirkt. Als ob sie schulterzuckend über diesen Umstand hinweg spielen will, beeindruckt sie viel lieber mit einer erstaunlich dynamisch und offen wirkenden Gangart. Sie spielt zwar frontal, aber eben auch sehr involvierend auf.
Dichte fiebrig intonierte Instrumentierungen, wie sie sich bei der Jazz-Kombo Sons Of Kemet oft wiederfinden, zeigen sich zwar kompakter in der Abbildung, aber dafür sehr ausdrucksstark und erfreulicherweise gleichzeitig absolut ermüdungsfrei. Es ist diese Unmittelbarkeit, dieser direkte Anschluss mitten hinein ins musikalische Geschehen, das für eine besondere Einbeziehung des Zuhörers von der ersten Minute an sorgt. Das gelingt zugegebenermaßen zahlreichen Kompaktboxen in der Regel ganz gut und manchen eben besonders bemerkenswert. Die Debut Reference DBR62 gehört eindeutig in diesen Kreis, denn sie schafft das Kunststück sich selbst zurückzunehmen und bereitwillig in den Dienst der Musik zu stellen. Und das mit jeder Menge Agilität und Spielfreude, so dass sich die Frage nach Lebendigkeit und einem wendigen Klangbild durchaus bestätigt.
In Sachen Auflösung tendiert die Elac Debut Reference zu keiner feinstöfflich seidigen oder wenn man so will, luftig timbrierten Gangart, wie sie beispielsweise die zum Vergleich mitlaufende KEF LS50 Meta zelebriert, sondern bleibt einer eher direkteren und kernigeren Gangart anhängig. Sprich der Schwerpunkt liegt hier in einer zwar noch immer neutral ausgerichteten, aber eher marginal heller und temperamentvoll intonierten Spielweise. Wobei das jetzt nicht mit überbordender Analytik oder Schärfe zu verwechseln ist, viel mehr findet sich hier energiereicher Hochton anstelle gefälliger Wärme. Dass ich die einige Zeit davor im Hörraum spielende Standsbox der Debut Reference, die DFL52, hier etwas zurückgenommener in Erinnerung habe, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass diese mit ihrer zusätzlichen Energie im Bassbereich einen wärmeren Touch mitbekommen hat. Energischer zeigt sich die kompakte DBR62, was ihr gar nicht mal so schlecht zu Gesicht steht.
Überhaupt zeigt sich die DBR62 im Mittenband erfreulich farbintensiv und auf Klarheit getrimmt, wenngleich sie im Vergleich mit der deutlich teureren Vela FS 408 oder auch der Canton A 45 das Nachsehen hat. Flötentöne beispielsweise löst sie griffig und präzise auf, lässt hier ihre Genpool-Verwandte Debut 2.0, die für einen Vergleich hier ebenso herangezogen wurde deutlich hinter sich. Diese wirkt in Sachen anspringender Intensität und Lebendigkeit zurückgenommener und auch bei der Farbentemperatur etwas blasser und kühler.
Die Stimme von Kurt Wagner im Stück „The Daily Growl“ (Album: Is A Woman) bildet die Debut Reference DBR62 zwar mit geringerem, aber immer noch sonor genug wirkenden Brustumfang nach, da sind die benannten Standboxen einfach durchaus im Vorteil. Auch bei Frauenstimmen bleibt die Debut Reference mehr auf direkte Klarheit, statt wärmer timbrierter Intonierung eingestimmt. In den unteren Oktaven gibt es zwar eine Limitierung im Tiefbass, aber was sie in Sachen Punch und Druck bereitstellt, ist schon aller Ehren wert. Hier sind Trommeln groß und dennoch nicht schwerfällig, der Bass wirkt trocken, schnell statt weich und träge. Man sieht ihr, ob dieser Qualitäten den fehlenden Tiefgang im Bass gerne nach. Was ihr diesbezüglich fehlt, macht sie mit ihrer leichten Betonung des Oberbassbereichs wieder wett. Das macht Laune und reichert auch die Stimmwiedergabe speziell bei Radioübertragungen, wo es gerne mal schnell recht dünn klingen kann, mit einer immer noch als genehm durchgehenden Körperlichkeit an.
Dass die kompakte Debut Reference DBR62 in ihrem Preissegment deutliche Maßstäbe setzen dürfte, steht meines Erachtens außer Frage. Beeindruckend mühelos und vor allem überzeugend setzt sie sich von der Debut 2.0 ab, und dokumentiert eindrücklich, wie sich überlegte Eingriffe trotz Kostendruck dennoch klanglich bemerkbar machen. Die Debut DBR62 ist gutmütig im Antrieb und somit auch unkompliziert hinsichtlich der Wahl des Verstärkers. Platzsparend ja, aber auch nicht zu kompakt geraten, zeigt sie sich nicht nur für die Studentenbude sondern auch fürs moderne Wohnzimmer geeignet. Modern und irgendwie Retro zugleich. Dass sie Party-Pegel, wie auch filigrane Genuss-Lautstärken lässig stemmt, zählt ebenfalls zu ihren Stärken. Sie klingt fürs Geld und ihre Größe erstaunlich erwachsen und dynamisch. Zu ihren weiteren Steckenpferden zählt eindeutig ihre direkte, zupackende Art, wie auch die Fähigkeit einer engen, involvierenden Verbindung zum musikalischen Geschehen.
Erhältlich im Fachhandel - Weitere Informationen unter www.elac.de
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