Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger
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ADAM AUDIO A7V - Aktiver Zwei-Wege-Monitor fürs Nahfeld


ADAM AUDIO A7V


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fritz I. Schwertfeger / Adam Audio

20. Januar 2023


Es war im meinem Umfeld seinerzeit oft von davon die Rede, dass Adam Audio Aktiv-Monitore aus der AX-Serie verwendet wurden. Und wenn sich „Insider“ damit zu erkennen gaben, muss der Hersteller einiges, wenn nicht vieles richtig gemacht haben. Daher passt es auch ganz gut, dass die in Berlin residierenden Spezialisten von Adam Audio ihre A-Serie komplett neu aufgelegt ins Rennen schicken. Spannend also in diesem Zusammenhang die Frage, die sich möglicherweise viele stellen dürften. Kann ein für das Mixing und Mastering im Studio entwickelte Monitor auch im heimischer Hörumgebung überzeugen? Gar audiophile Ansprüche erfüllen?


ADAM AUDIO A7V - AKTIV IM NAHFELD


Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger
Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Als erstes Unterscheidungsmerkmal hat die neue A-Serie das Kürzel „V“ mit auf den Weg bekommen und überhaupt wurde ihr technisch reichlich Neues ans Revers geheftet. Das verwundert nicht wirklich, denn um die Fußstapfen der vorherigen AX-Serie auszufüllen und vielleicht noch einen Schritt weiter zu gehen, bedarf es schon einiger Mühe. Und so haben die Ingenieure bei Adam Audio nicht einfache Retusche betrieben, sondern wie wir nachfolgend noch sehen werden, gehörigen Entwicklungsaufwand betrieben. 

 

Schauen wir uns also die Adam Audio A7V ein wenig näher an. Sie ist Teil der neuen A-Serie, die aus insgesamt fünf Familienmitgliedern besteht. Zukünftige Erweiterungen in Form eines wie bei der T-Serie passenden Subwoofers erscheinen durchaus vorstellbar. Repräsentieren sowohl A7V und die kleinere A4V die klassische Nahfeld-Konzeption eines Zwei-Wege-Monitors in „stehender“, sprich über- und untereinander positionierter Chassis, geben sich A44H auf den ersten Blick erkennbar anders. So ist die A44H ein horizontal positionierbarer Zwei-Wege-Monitor, A77H und A8H wiederum Drei-Wege-Konstrukte (Midfield), die ebenfalls eine horizontale Aufstellung bevorzugen. Das kann im Studio, wo Platzverhältnisse oft meist knapp sind, durchaus Vorteile bieten. Schließlich kann dadurch der Platzverbrauch hinsichtlich der Höhe gering gehalten werden, während gleichermaßen das akustische Zentrum aufgrund der kompakt statt weitläufig angebrachten Chassis-Anordnung zusammenrückt und der Monitor so dem Ideal der Punktschallquelle näher kommt.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Hier offenbart sich übrigens, die Kenner wussten das natürlich sofort, auch der tiefere Gedanke hinter der neuen Kürzelbezeichung der A-Serie. Wer das „V“, warum auch immer, mit den Begrifflichkeiten „Victory“ oder noch verwegener mit „Vengeance“ in Verbindung gebracht haben sollte, schmunzelt über das pragmatische „Vertical“ und eben „Horizontal“ der H-Modelle. Wobei, vielleicht ergänzend an dieser Stelle, die A4V, als auch die A7V lassen sich nicht nur stehend, sondern bei Bedarf durch einfache, mit geringen manuellen Aufwand erzielbare, horizontale Positionierung des AMT-Hochtöners ebenfalls auch „liegend“ betreiben.

 

Mit einen Höhenmaß von 33,7 cm, einer Breite von 20 cm und einer Tiefe von 28 cm immer noch kompakt genug, geht die A7V als klassische Regalbox durch, die sich jedoch lieber frei auf Stativen aufgestellt sieht. Jedoch spricht nichts, schon gar nicht das recht geringe Gewicht von 8,7 kg pro Lautsprecher gegen den Einsatz auf einem relativ niedrigen Sideboard, sofern eine oberseitige Anwinkelung in Richtung der Hörposition in Erwägung gezogen wird. Konzeptionell, als vollaktiver Zwei-Wege-Studiomonitor für das Nahfeld mit klassischer Anordnung von Hochtöner und einem darunter residierenden Bass-Treiber bestückt, schlägt die A7V als direkter Nachfolger der A7X in die gleiche Kerbe, wirkt aber schon rein äußerlich betrachtet trotz nahezu identischer Abmessungen, deutlich progressiver und gleichzeitig optisch eleganter. Dazu trägt allein schon mal der Umstand bei, dass die vorher an der Front angebrachten Bedienelemente nach hinten verlegt wurden.

 

Erhalten geblieben ist die für Adam Audio typische, zu beiden Seiten in Höhe des Hochtöners angeschrägte Gehäusefront, die hier auch die oberseitige Kante miteinbezieht. Das soll unliebsame Kantendispersionen minimieren. Gut, während die lackierte Front in ihrer optischen Wirkung ein wenig gefälliger wirkt, ist das schwarz folierte und aus MDF bestehende Gehäuse mehr dem zweckmäßigen Pragmatismus, denn einem luxuriösen Erscheinungsbild angepasst. Der Profi kann sehr gut damit leben, aber nichtsdestotrotz steht, wie ich finde, der optische Charakterausdruck der A7V einer Aufstellung im Wohnzimmer sicher nicht im Wege. Dafür spricht der ausgewogene Mix aus zwar professionellem, aber eben nicht zu überladenen technischen Ausdruck. Wir sind uns aber an dieser Stelle fraglos einig, dass die A7V mehr Arbeits- als designbasiertes Lustobjekt ist.

 

Dennoch dürften viele ihren Ausdruck durchaus ansprechend empfinden, weil authentisch unkapritiös und nüchtern ehrlich. Die vorderseitigen Bassreflexausgänge, die sich schon ihrer Form wegen integrativer ins Bild einbringen als die der Vorgängergeneration erweisen sich allein deswegen als praktisch, weil sie eine wandnahe Aufstellung unkomplizierter Gestalten. Wer die A7V lieber auf höhenverstellbare Stative anbringen will, freut sich über die unterseitig angebrachten Schraubhülsen. Auch bei der Verarbeitungsqualität der A7V gibt wenig Anlass zu Kritik, sowohl das Gehäuse, als auch die Treiber sind sauber verarbeitet und ohne Nachlässigkeiten eingefasst.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Beim Hochtöner bleibt es bei einem von Dr. Oskar Heil entwickelten AMT-Hochtöner (Air-Motion-Transformer), der von Adam Audio als X-ART-Hochtöner bezeichnet und in Handarbeit in Berlin hergestellt wird. Durch die mehrfache Faltung einer mit leitenden Elementen versehenen hauchdünnen Folie, entsteht eine relativ große Membranfläche, die bei geringer Auslenkung hohen, verzerrungsreduzierten und vor allem mit 45 kHz weit in oberste Frequenzgefilde hinaufreichenden Schalldruck erzeugt.

 

Im Vergleich zur A7X residiert der Hochtöner der neuen A7V innerhalb einer tieferen Schallführung. Durch die damit ausgeprägtere horizontale und im Verhältnis reduziertere vertikale Richtwirkung sollen Boden-und Deckenreflexionen gezielt minimiert werden, was wiederum auch größeren Hörabständen durchaus in die Karten spielt. Das Tief-Mittenband wird von einem 17,5 cm messenden und matt-gräulich schimmernden Tieftöner verantwortet, der sich schon auf den ersten Blick materialtechnisch von dem der A7X unterscheidet. Adam Audio spricht hier von einem Mineralfaser-Werkstoff, während vorher ein Gemisch aus Glasfaser, Rohacell und Carbon zum Einsatz kam. 

 

 

Bevor es zur internen Verstärkung der beiden identisch aufgebauten A7V geht, durchläuft das wahlweise per symmetrischer XLR-Signalleitung oder unsymmetrischer Cinch-Leitung zugeführte Musik-Signal zunächst einen A/D-Wandler. Seine Aufgabe besteht darin, bei einer internen Abtastrate von 96 kHz das Signal für den nachfolgenden Digital-Signal-Prozessor (DSP) in ein für ihn verständliches, digitales Format umwandeln. Der rechenstarke DSP agiert auch als digitale Weiche, weist den beiden nachfolgenden Verstärkerstufen, die genau auf die jeweilig angesteuerten Treiber zugeschnitten Frequenzbereiche zu. Ein mit 90 Watt gut im Saft stehender, energieeffizienter Class-D-Amp nimmt den Tiefmitteltöner in die Pflicht, während 15 Watt klassischer A/B-Verstärkung für den wirkungsgradstarken AMT-Hochtöner zum Zuge kommen. Dieses Konzept ist nicht ungewöhnlich und wird als guter klanglicher Kompromiss zwischen kraftvoller wie effizienter Leistung eines Class-D Verstärkers und dem feinfühligen Schmelz eines klassischen A/B-Verstärkers erachtet. Auch andere Hersteller greifen gerne auf diese Lösung zurück.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

In Sachen Stromverbrauch gönnt sich die A7V laut Datenblatt 10 Watt im Leerlauf, und bei maximalen Impulsen auch mal gerne 220 Watt. Allerdings finden diese Spitzenwerte über einen äußerst kurzen Zeitraum statt, so dass man hier durchaus von einer Momentaufnahme sprechen kann. In der Regel, dürfte sich der Stromverbrauch einer im aktiven Betrieb befindlichen A7V grob geschätzt, je nach Pegel und Intensität, bei 15 – 40 Watt bewegen.

 

Was ich mir persönlich tatsächlich wünschen würde, wäre ein signalabhängiger Stand-by-Modus, der die A7V bei Nichtgebrauch in den Schlummerschlaf schickt und beim Anliegen eines Signals wieder automatisch aufweckt. Erfreulicherweise, so versichert mir Philipp Dransfeld von Adam Audio bei einem Telefonat, sollte diese im Studio-Bereich eher vernachlässigbare Funktionalität, bei einem der kommenden Firmwareupdates hinzugefügt werden können. Da ich davon ausgehe, dass eine derartige Funktionalität auch deaktiviert werden kann, sollten sich sowohl Studio-Profis, Sparfüchse und HiFi-Nutzer gleichermaßen damit abgeholt fühlen. 

 

Interessant vielleicht, ohne das nun generalisieren zu wollen, dass von der letztgenannten Gruppe,  speziell audiophil zugeneigte Hörer, den DSP-gesteuerten, aktiven Systemen prinzipiell mit Argwohn begegnen und statt dessen lieber auf rein passive oder eben analog gehaltene aktive Systeme schwören. Aktiv-Monitore aus dem Studio-Bereich gelten wiederum für manche HiFi-Freunde entweder als rotes Tuch, oder als durchdachter und vor allem für das Geld und hinsichtlich der klanglichen Meriten durchaus unterschätzter Geheimtipp. Die auf den Raum und den individuellen Geschmack vorzunehmenden Anpassungen sind mit einem DSP-gesteuerten Aktivlautsprecher ohne große Umstände realisierbar und derart vielfältig, dass man ehrlich gesagt, viel Potential verschenken würde, wenn man es ungenützt ließe. Und ganz ehrlich, passive Kompaktboxen beispielsweise können derartige Möglichkeiten nicht im Ansatz bieten.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Um näher zu verstehen, was die A7V mit ihrer DSP-Funktionalität für Möglichkeiten bietet und was sie alles auf dem Kasten hat, blicken wir auf die Rückseite und gelangen gleich zu mehreren Erkenntnissen. Hier wurde reichlich modernisiert und dabei geklotzt statt gekleckert. Während die hier im Vergleich doch recht altbacken wirkende A7X für drei unterschiedliche Shelving-Filter zur Raumanpassung auf umständlich bedienbare, weil bündig ins Gehäuse eingelassenen Mini-Drehregler verweist, punktet die neue A7V hier durchaus doppelt.

 

Denn sie bietet hinsichtlich der Raumanpassung und einer gleichermaßen nach individuellen Hörvorlieben einstellbaren Klangabstimmung nicht nur mehr Filter- und Einstellmöglichkeiten, sondern macht diese durch eine visualisierte Darstellung auf der Gehäuserückseite praktikabler und damit deutlich unkomplizierter in der alltäglichen Anwendung. Der Clou hierbei: entweder wie gewohnt per Hand oder eben ferngesteuert. Aber dazu gleich mehr.

 

XLR- oder Cinch sind wie bereits erwähnt die Eingangsoptionen, eine digitale Schnittstelle ist nicht vorgesehen. Ebensowenig ein Lautstärkeregler, die A7V verlangt entweder nach einem Controller, einer Vorstufe oder einen in der Lautstärke regelbaren Zuspieler, wie beispielsweise einer Streaming-Bridge oder einem regelbaren DAC. Neu ist der nunmehr ersichtliche Ethernet-Anschluss für die Anbindung ins heimischen Netzwerk. Das wiederum erlaubt die Verwendung der von Adam Audio erhältlichen A Control Software, die nicht nur jede Menge bedienfreundliche „Convinience“ im Alltag bringt, sondern auch eine Update-Fähigkeit, welche das System äußerst zukunftsfähig hält.

 

 

Über die A Control Software, lässt sich die A7V bequem über den Rechner in Echtzeit steuern und einstellen. Nicht nur mit allen rückseitigen Funktionalitäten sondern sogar darüber hinausgehend. Denn so lässt sich der „Advanced Mode“ abrufen, der einen äußerst flexiblen, parametrischen Equalizer beinhaltet. Hierbei kann auf sechs Bänder individuell Einfluss genommen werden, jedes Band sowohl bei Flankensteilheit, Frequenzgang, Pegel und anhand unterschiedlicher Shelf-Filter passgenau eingestellt werden. Das funktioniert auch wunderbar drahtlos mittels auf dem Schoß befindlichen Laptop, der via WiFi im gleichen Netzwerk unterwegs ist. Aber es geht noch weit darüber hinaus, denn wie wir gleich sehen werden, spielt A Control auch bei der Integration der Einmess-Funktionalität von Sonarworks (SoundID Reference) eine bedeutsame Rolle.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Kommen wir aber zunächst zu den offensichtlichen Details, der Raumanpassung, die sich sowohl auf aufstellungs- wie raumbezogene Parameter bezieht. Eine lineare Einstellung wird hier, sowohl in Natura wie auch über die A Control Software, durch vier in gleicher Linie ersichtliche LEDs angezeigt. Darunter finden sich jeweils vier linsenförmige Tastschalter. Aufstellungsbedingte Tücken, wie eine wandnahe Positionierung, im ungünstigsten Fall auch noch in einer Raumecke, lassen sich mittels Tastendruck kompensieren. Bei erstmaliger Betätigung wandert die LED eine Stufe nach unten, was -2 db entspricht. Bei zweiter Betätigung wandert die LED noch eine Etage tiefer, so dass eine Absenkung um -4 db erzielt wird. Aber es geht natürlich auch um +2 db von der linearen Stellung aus betrachtet nach oben, sofern es erforderlich sein sollte.

 

Einfluss lässt sich auch auf die Aufstellungssituation nehmen, dafür senkt sich die mit Desk beschriftete Position in zwei Stufen (-2 db / -4 db) ab um Reflexionen und damit Klangverfärbungen der Konsole oder des Sideboards zu vermindern, sofern die A7V nicht auf Lautsprecherständern betrieben wird. Interessant finde ich die nächste, mit Presence beschriebene Korrekturebene. Hier lässt sich der wahrgenommene Grad an Härte in der Wiedergabe des Mittenbands beeinflussen und um 1 db anheben bzw. absenken. Last but not least gibt es auch die Korrekturmöglichkeit in den Höhen, die sich ebenfalls in je einer Stufe absenken (-1,5 db) oder erhöhen (+ 1,5 db) lassen.

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Auf Höhe des Ethernet-Anschlusses befindet sich nicht nur ein Drehregler zur Einstellung der Eingangsempfindlichkeit, die von – 12 db bis + 12 db reicht, sondern auch ein weiterer Tastschalter. Mit diesem lassen sich die drei Ebenen der „Voicing“ Funktion, einer von Adam Audio voreingestellten und abrufbaren Klang-Charakteristik durchschalten. Hier kann zwischen dem Modus „Pure“, einer absolut linearen Klangeinstellung und der von Adam Audio als „UNR“ (Uniform Natural Response) bezeichneten Abstimmung, wie auch einer „EXT“ genannten Option ausgewählt werden.

 

Die UNR-Einstellung ist laut Adam Audio eine Art Reminiszenz an die klangliche Abstimmung der AX-Serie und soll durchaus gewollt, eine wärmere Note ins Spiel bringen. Noch spannender wird es beim Wechsel auf EXT, denn dann lässt sich auf zuvor extern mit der SoundID Reference Software von Sonarworks per Raummessung erstellte Raumkorrekturkurven und entsprechende Filter umschalten. Hierzu wird jedoch neben der Lizenz für die Software auch ein leistungsfähiges Messmikrofon benötigt.

 

Damit lassen sich nicht nur akustische Unzulänglichkeiten der räumlichen Umgebung bequem einfangen und korrigieren, auch individuelle Vorlieben sind so perfekt umsetzbar. Die so erstellten Filtereinstellungen werden über A Control Software direkt auf den DSP der A7V zugeleitet. Dort hinterlegt, sind sie dann künftig per Knopfdruck abrufbar und das sogar auch noch, wenn die A7V "offline" geht.  Wer will, kann via A Control auch alles komplett abschalten, dann ist die A7V zwar wieder im EXT-Modus, aber eben vollkommen ohne Beeinflussung von Seiten des Adaptiven Modus (Pure / UNR) oder des parametrischen Equalizers. Sogar die Pegelsteuerung über den Drehregler wird in diesem Modus umgangen.



Adam Audio A7v - Hörtest


Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Für den Hörtest kommt der Netzwerk-Streamer Wattson Audio Emerson Analog zum Zuge, dessen App eine bequeme Lautstärkeregelung erlaubt, während er mit seinen kompakten Abmessungen unsichtbar im Hintergrund seiner Arbeit nachgeht. Praktisch auch, dass die Roon-Ready-Funktionalität auf seine verlustfreie Pegelregelung zugreift, so dass hier keinerlei Zweifel über verlorengegangene Bits auftauchen. Übrigens, in dieser Kombination hat man gemeinsam mit dem Roon / Qobuz Tandem ein vollständiges, digitales System vor sich. Steuerbar wahlweise über die App von Roon oder Wattson Audio. Nice. 

 

Überhaupt sollte mit der Aufstellung, wenn nicht gerade Profis mit der A7V hantieren, gerne je nach räumlichen Gegebenheiten experimentiert werden. Gerade auch bei größeren Entfernungen spielen unterschiedliche Einwinkelungen eine hörbare Rolle. Liegt der Schnittpunkt der Boxen deutlich vor einem, wirken die Höhen gedämpfter, das Klangbild insgesamt indirekter und leicht diffus. Direkt auf die Hörposition mit leichter Einwinkelung ausgerichtet, finden wie ich finde, Ortungspräzision, Umrissgenauigkeit aber auch räumliche Tiefenwirkung und auch die feingranulierte Transparenz in ausgewogenem Maß zueinander. 

 

Gehört wird für den Hörtest im Pure und UNR-Modus, um aber alles ausprobiert zu haben, sowohl auch unter Abschaltung der adaptiven Einstellungen im komplett linearen Modus und mit der von Sonarworks per SoundID Reference ausgemessenen und korrigierten Raumkorrektur. Pure im Adaptiven Modus zeigt sich erwartungsgemäß akkurat, wirkt dabei eher einen Hauch ausgeprägter in der Grundtonwärme, verglichen mit dem Solo-Betrieb ohne adaptive Eingriffe. In beiden Fällen sorgt das für ein auf der helleren Seite von neutral angelehntes Klangbild, eben mit minimal unterschiedlicher Intensität hierbei.

 

Bei UNR schiebt sich eine leichte Anwärmung und Anhebung der Tieftonintensität ins Bild, ohne dass dies zu einer nennenswerten Verminderung im oberen Spektrum führt. Erlaubt ist also was gefällt, und wem das nicht reicht, der kann entweder mit dem parametrischen EQ oder via SoundID Reference / Sonarworks eine maßgeschneiderte, individuelle Klangabstimmung in Anspruch nehmen. Hat man sich aufgrund geringer oder fehlender akustischer Maßnahmen im Raum mit Färbungen möglicherweise arrangiert, kann die per SoundID Reference korrigierte Einstellung noch mal deutlich straffer und damit rigoros alles offenlegend anmuten. Freunde angewärmter, euphonischer Klangvollbäder dürfte das Wasser hier sicher eine Spur zu kühl vorkommen, aber diese authentische und klare Signatur ist eben eine Möglichkeit von vielen. 

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Bei Hörabständen bis zu knapp zwei Metern kann von Nahfeld, ab zwei Meter vom Midfield gesprochen werden. Letztlich gilt es in beiden Fällen durch möglichst viel Direktschall, Einwirkungen der räumlichen Gegebenheiten auf das akustische Ergebnis so gering wie möglich zu halten. Auch wenn die A7V als Nahfeldmonitor erdacht wurde, schließt dies größere Hörabstände keineswegs kategorisch aus. Somit wird nicht nur im Nahfeld, sondern auch unter wohnzimmerkonformen Bedingen gehört, schließlich will ich ja wissen, ob die Adam Audio A7V auch dort eine bella figura macht. 

 

Und da muss man gar nicht lange bitten, denn beim Stück „Loves Missing“ von Iggy Pop (Album: Free) via Qobuz, zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass die A7V wie gesagt durchaus auf der leicht helleren Seite von neutral unterwegs ist, dabei aber trotz aller Transparenz und Klarheit der Sinn fürs Feinsinnige nicht verloren gegangen ist. Denn während wiederum meist passive Vertreter hier gerne ein wenig verrunden, zeigt die A7V wie es auch anders geht. Speziell im Nahfeld und gerade hier ohne eine seziererische Attitüde aufzuzeigen, legt sie eine nahezu irrsinnige Menge an Details offen, die sonst ungehört verhallen. Da wäre beispielsweise das wunderbar energetisch und mit reichlich Ausdruck dargereichte Schlagwerk zu erwähnen, die sich wunderbar von den schrammeligen Gitarrentönen löst.

 

Und gerade wenn es in der Mitte des Stücks so richtig zur Sache geht und sich mehrere Tonereignisse gleichzeitig überlagern, zeigt die A7V eine nahezu stoische Gelassenheit, während sie Ebene für Ebene mit akkurater Hand freilegt. Gerade die perkussiven Elemente sind hier durchaus eine Erwähnung wert, denn während nicht nur Hi-Hat-Geflirre und glockenartiges Geläut feinsinnig sowie mit glaubhaften, körperhaften Umriss aufblitzt, wunderbar verortbar zwischen linken und rechten Kanal changiert, begeistert diese mühelose Durchhörbarkeit. 

 

Das schlägt sich mit anderen Worten auch in einer enorm gelungenen Separations- und Ortungspräzision wieder, die einen genauen Blick ins Geschehen erlaubt. Hier wirkt nichts wie nebeneinander eng eingefasst, sondern der Eindruck des akustischen Abstands zwischen Instrumenten und dem als zentralen Element agierenden Iggy Pop macht das Stück förmlich greifbar und intensiver erlebbarer als beispielsweise über die T7V, auch unter hifidelen Aspekten betrachtet. Dabei agiert der AMT-Hochtöner keineswegs dominant oder überpräsent, die nahtlos homogen wirkende Integration ins Gesamtgeschehen gehört fraglos zu den Pluspunkten, die man der A7V zugute schreiben muss. 

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Interessant vielleicht, wie gegensätzlich eine durchaus wohlklingende KEF LS50 Wireless II hier agiert. Mit ihrer im Vergleich hörbaren Tendenz reichlich Energie in die unteren Lagen zu schaufeln, wirkt das Mittenband plötzlich ein wenig zugepudert, so dass die impulsiven perkussiven Elemente und das Schlagzeugspiel mit geringerem Attack und so gesehen, weniger Schmackes transportiert werden, als über die A7V. Beides hat letztlich seinen Charme und ist auch sicherlich Geschmacksache, ermüdungsfreier ist tatsächlich die KEF, transparenter und in der allerfeinsten Details auskunftsfreudiger, die Adam Audio. Um nicht falsch verstanden zu werden, es mangelt der KEF nicht an Detailreichtum, nur scheint sie in den obersten Lagen ab einen gewissen Punkt den Pegel um der Seidigkeit willen, gefühlvoll herunter zu dimmen. 

 

Überhaupt beeindruckt mich die Stimmwiedergabe der A7V, Iggy Pop geht hier mit reichlich Ausdrucksfreude, Plastizität und Eindringlichkeit zur Sache, ohne dabei unterkühlt zu klingen. Zugegeben, bei der Körperlichkeit im Brustton trifft eine Abacus Mirra 14 mit mehr Gehalt und Substanz auf, aber das ist wie ich finde letztlich auch beim Volumen- wie auch Preisunterschied erwartbar. Nichtsdestotrotz, Verständlichkeit, Stimmkoloration und Lokalisation gelingen der A7V mit großer Imposanz, was wiederum ein Wechsel auf die gewiss nicht schlecht intonierende T7V aus gleichem Stall beweist. Das zeigt sich insbesondere bei der akkuraten, um nicht zu sagen feinsinnigen Stereodarstellung in der Phantommitte. Hier leuchtet die A7V deutlicher in die Randbereiche, während sie gleichzeitig, jene zur Mitte hinstrebenden Schallereignisse deutlicher auseinanderhält, feiner in ihren Erhebungen abstuft und ein ineinanderlaufen tunlichst vermeidet.

 

Da kommt die T7V nicht mehr mit und auch die ebenfalls aktive Elac AM 200 muss die A7V neidlos vorbeiziehen lassen. Bleiben wir bei der Stimmwiedergabe, hier zeigt die A7V einen felsenfest in der Mitte thronenden Iggy Pop, dessen Präsenz mir über die Elac AM 200 minimal weniger eindringlicher und auch nicht ganz so prägnant und gleichzeitig frei dargestellt erscheint. Iggy Pop erklingt über die Elac AM 200 nicht nur ein wenig dünner und blasser sondern auch weniger körperhafter. Er scheint nicht ganz so aus der Tiefe zu kommen, befindet sich weiter vorne positioniert und tritt nicht in gleichem Maße plastisch herausgearbeitet aus dem Geschehen hervor, wie über die Adam Audio. 

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Was die Klangfarben an für sich anbelangt, lässt die A7V sowohl die T7V als auch die Elac AM 200 mit saftigerer Auskleidung, wenn man so will einem satteren, erdigeren und chromatisch leuchtenderen Ausdruck hinter sich. Das Mittenband wirkt leichtfüßiger, agiler aber auch lebendiger. Trompeten oder generell Blechblasinstrumente wirken nicht zu warm intoniert, sondern in einem ausgewogenen Verhältnis aus schimmernden Glanz und tonaler Wärme, die sie wiederum vor zuviel nüchternen Ausdruck bewahrt. 

 

Die A7V ist hinsichtlich Räumlichkeit ein interessanter Charakter. Sie positioniert leicht vor der Boxenbasis, und das beindruckend groß. Dabei breit nach außen, während auch hinsichtlich der Bildmitte Fokus und Detailfestigkeit nicht verloren gehen. Was mir hier besonders auffällt ist, dass sich selbst in dieser Mitte eine gewisse Tiefe verorten lässt, die sonst gerne mit nach vorne gezogen wird, was das Klangbild dann wiederum insgesamt flach und eindimensional wirken lässt. Hier zieht sie mit der großkalibrigen Abacus Mirra 14 zwar nicht gleich, zeigt aber eine durchaus mehr als beachtliche Leistung.  

 

Adam Audio A7V / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Beim beatlastigen und mit reichlich Bassaktivität bestückten Stück „damn Right“ von Audrey Nuna (Album: A Liquid Breakfast) zeigt die A7V wiederum recht unumwunden, dass sie sich auch auf die tiefen Töne durchaus gut versteht. In lässiger Souveränität und mit großer Sauberkeit zeigt sie eine auch in tiefen Lagen sich weiter fortführende Transparenz und Klarheit auf, die wenn man so möchte „straight“ hinabreicht, bis ihr eben rein physikalisch irgendwann die Puste ausgeht. Sind alle klanglichen Stellmöglichkeiten deaktiviert, tritt sie tatsächlich nüchtern und geradlinig in tieferen Lagen auf, ohne dabei aber kraftlos oder mit fehlendem Volumen aufzufallen.

 

Im Gegenteil, für ihre Größe ist sie durchaus kräftig und auch physisch spürbar unterwegs, eben mehr akkurat als profund. Aber die A7V kann auch anders. Denn intensiver, kräftiger und voluminöser wird es wenn entweder über den Adaptiven Modus (UNR) oder per parametrischen EQ nachgeholfen wird. Während sie hier die Elac AM 200 mit mehr Druck und Fülle hinter sich lässt, beeindruckt sie mit größerer Präzision und dynamischer Feinzeichnung im Vergleich mit der T7V. Dass die A7V gegen die Abacus Mirra 14 letztlich den Kürzeren zieht, weil diese ihr aufgrund des tiefer hinabreichenden, muskulöseren und mit mehr Druck wie Kontur versehenen Tiefton enteilt, muss sie nicht wirklich grämen.

 

Denn man muss ganz klar festhalten, dass die auf saubere Ausgewogenheit austarierte Tieftonquantität, welche die A7V für ihr Geld und ihre Größe hier abliefert, als für die meisten Lebenslangen vollkommen ausreichend bezeichnet werden kann. Gut, höre ich den einen oder andern vielleicht sagen, mehr Bass geht immer. Aber es kommt eben darauf an, denn Einsatzzweck, Raumgröße und persönliche Vorliebe geben die Richtung vor. Wer also mag, nimmt eben für die ganz unteren Lagen einen Subwoofer hinzu. Aber um das abzuschließen, hinsichtlich akkurater Einfassung, tighter Spielfreude und Agilität legt die A7V eine außerordentliche Qualität und gleichzeitig hohe Messlatte an den Tag. 


ADAM Audio A7V - Fazit


Zwar muss man bei den für das Studio konzipierten A7V von Adam Audio Abstriche beim nüchternen Gehäusefinish machen, dafür überwiegen aber die klanglichen Stärken dermaßen, dass mir beim Blick auf das Preisschild nur ein Ausdruck einfällt: echt jetzt? Kurzum, man kann durchaus attestieren, dass Adam Audio die neue A-Serie nicht nur konsequent weiter entwickelt hat, sondern mit der A7V auch einen äußerst bemerkenswerten und würdigen Nachfolger der A7X präsentiert.

 

Denn bei aller Neutralität ist die A7V zwar hoch auflösend, dabei enorm feinsinnig mit expressiv-ausdrucksstarken aber auch nicht zu farbintensiven Mitten unterwegs, während ihre vollständige Spielweise von einem substanziell ausgewogen, bei Bedarf fülligen aber stets sauber und kraftvoll tight eingefassten Bassspiel unterstrichen wird. Auch hinsichtlich Lokalisationfähigkeit und räumlicher Darstellung teilt sie großzügig aus und beeindruckt dabei gleichermaßen mit intimer Nähe, die sich speziell in Nahfeld aufzeigt.

 

Als ganz und gar nicht alltäglich zeigen sich die durchdachte Bedienbarkeit und die weitläufigen Einstell-Möglichkeiten, sowohl anhand einer individuellen Raumeinmessung als auch einer klanglichen Personalisierung. Dass dies über den Rechner fernsteuerbar und derart komplex in die Tiefe reichend möglich ist, setzt dem Ganzen die Krone auf. Aber auch auf die Frage bezogen, ob sie im Wohnzimmer, sogar unter „audiophilen“ Aspekten punktet, kann sie auf ganzer Linie punkten. Wir erinnern uns, dass der geneigte HiFi-Freund und ich schließe mich selbst hierbei nicht aus, seine passiven Lautsprecher gerne nach dem Grundsatz, es muss eben auch optisch passen einfach ins Regal oder in wandnähe aufstellt und selbst ohne akribische Behandlung des Raumes auf akustische Wunder hofft.

 

Das kann mal gut, mal weniger gut funktionieren und ist insofern oftmals reine Glückssache. Die Adam Audio A7V bietet hier den für aktive Lautsprecher DSP-basierten Korrekturansatz an und hält über die Sonarworks-Implementierung mit den raumbezogenen Korrekturkurven noch einen besonderen Trumpf im Ärmel. Die A7V von Adam Audio ist für meine Ohren ein sensationell klangstarker Aktiv-Monitor, an dem sich die Konkurrenz durchaus zu messen haben wird. 


ADAM AUDIO A7V

 

Preis: 1.400 Euro / Paar

Ausführung: Schwarz

Garantie: 5 Jahre

 

Erhältlich im Fachhandel oder im Webshop von ADAM Audio 

Weitere Informationen unter www.adam-audio.com