HIFIMAN HE400i V2020

Der solide und sehr wertige Eindruck setzt sich auch bei den schwarzen Ohrmuscheln fort, die jeweils auf ihrer Unterseite mit einer 3,5 mm Klinkenbuchse ausgestattet sind. Das bietet den Vorteil eines unkomplizierten und schnellen Kabelwechsels. Praktisch vor allem dann, wenn statt des mitgelieferten, ein längeres Kabel für den Anschluss an stationäre Zuspieler erforderlich wird.

Experimentierfreudige Naturen schätzen es natürlich, dass auch andere Kabel oder eben vorhandene symmetrische Kabel mit 4,4 mm Klinkensteckern Verwendung finden können. Wer hier wiederum auf Experimente verzichtet, ist mit dem mitgelieferten 3,5 mm Kabel gut bedient. Es passt sich mit seiner schwarzen Stoffummantelung sehr gut ins Gesamtbild und zeigt sich recht unempfindlich gegenüber Mikrofonie-Effekten, wie sie durch Reibung an der Kleidung oder Haut entstehen können. Kompakt gehalten, eignet es sich auch sich zuhause auch für mobile Zuspieler, wie Laptop oder einem Digital-Audio-Player. 

Mit einem Gewicht von 370 Gramm zeigt sich der HE400i V2020 für einen Magnetostaten relativ leichtgewichtig, vor allem wenn man die 670 Gramm eines Audeze LCD-X im Hinterkopf, oder auf dem Kopf behält. Ein Sennheiser HD 560S beispielsweise wiegt relativ kommode 240 Gramm. Abseits dieser nackten Zahlen spielen natürlich auch andere Faktoren eine bedeutsame Rolle für das Tragegefühl. Im Falle des HiFiMAN stellt sich ein sehr komfortables Gefühl ein, was sicherlich an den für eine bessere Räumlichkeit leicht angeschrägten, und von Kunstleder und Stoff weich umfassten Ohrpolstern liegt. Der Anpressdruck wirkt nicht zu überambitioniert, aber auch nicht zu lasch, so dass hier eine gute Balance gefunden wurde und der Kopfhörer auch bei längeren Hörsessions nicht ermüdend wirkt.

Von einem Einsatz unterwegs, im Flieger oder auch im Zug will man eher abraten, denn der offen konstruierte Magnetostat lässt seine Umgebung am musikalischen Programm „ungefiltert“ teilhaben. Die offenen Ohrmuscheln bilden kein in sich geschlossenes System, so dass die Schallausbreitung an die Umwelt, durch die mit unzähligen Bohrungen versehene Außenplatte erfolgt. Im Gegensatz zu üblichen, dynamischen Treibern, die eine kolbenartigen Hubbewegung vollziehen, kommt hier eine vollflächig angetriebene, extrem dünne und damit leichtgewichtige Folien-Membran zum Einsatz. Darauf finden sich in engem Abstand feine Leiterbahnen aus Aluminium, die vom Tonsignal erzeugten Strom durchflossen sind. Schaut man von außen in den Kopfhörer, lassen sich die stabförmigen Antriebs-Magnete erkennen, welche die Folie in Bewegung versetzen. Kennzeichen von magnetostatischen Kopfhörern sind ihre dadurch geringen Verzerrungen und Resonanzen, die zu einem sehr sauberen, mit hoher Durchzeichnung und Homogenität versehenen Klangbild führen. 

HiFiMAN gibt beim HE400i V2020 eine Impedanz von 35 Ohm an, was ihn eigentlich zum unproblematischen Kameraden von Laptop und mobilen Zuspielern machen sollte. Allerdings benötigt es dafür auch eine relativ hohe Empfindlichkeit und bei den magnetostatischen Kopfhörern ist die Feldstärke des Magnetfeldes auch nicht unbedeutend. Lange Rede, kurzer Sinn, es gibt leichter anzutreibende Kopfhörer, jedoch kann man ihn an einem Verbund aus iPhone / USB-Dongle wie dem Lotoo PAW-S1 immer noch alltagstauglich einsetzen. Über einen stationären, dedizierten Kopfhörer-Verstärker kann der HE400i V2020 allerdings noch ein wenig mehr von seinem Klangpotential abrufen, aber das ist hier durchaus Jammern auf sehr hohem Niveau.

Keine Frage, im anschließenden Hörtest wusste der HiFiMAN HE400i V2020 durchaus mehr als nur zu überzeugen. Sehr ausgewogen, ohne ihm eine Vernachlässigung oder gar Bevorzugung eines Frequenzbereichs attestieren zu können, zeigt sich der HE400i V2020 aber dennoch keineswegs als emotionsreduzierter, klinisch-neutraler Charakter. In den obersten Lagen überzeugt er mit hoher Auflösung, die weder silbrig scharf, noch gülden-weich daherkommt. Vielmehr hier eher ausgewogen mit der Tendenz zu einem detailreichen, aber nicht all zu hell abgestimmten Charakter.

Im Mittenband ist eine leichte Betonung im Bereich der unteren Mitten resp. des Oberbasses vorhanden, was für eine gewisse „Anwärmung“ und einen besonderen, substanziellen Schmelz sorgt. Beth Ortons Stimme verfügt dadurch über eine besondere Authentizität, wirkt keineswegs unterkühlt, sondern eher genau richtig temperiert. Den sich sehr subtil darbietenden, Veränderungen bei Tonfolgen und Tonhöhe folgt der HiFiMAN mit besonderer Unmittelbarkeit und einer damit verbundenen Losgelöstheit. Sicher, ein Audeze LCD-X hat hier mehr zu bieten, aber für das Geld bietet der HiFIMAN durchaus beachtliches Potential, welches man ihm zunächst fast nicht zutraut. 

Bassorgien sind hier wiederum nicht zu erwarten, der Magnetostat liefert in den unteren Oktaven einen sehr transparent gehaltenen und antrittsschnellen Tiefton, der nicht weich, sondern eher straff ausfällt. Auch dynamisch lässt der Magnetostat nichts anbrennen und bewegt sich mit knackiger Sehnigkeit durch sämtliche Musikgenres. Gut, Freunde von fetten Hip-Hop Beats finden sicherlich andere, zielführendere Spielpartner. Aber was Groove und Spielfreude im Allgemeinen anbelangt, da hat der HiFiMAN HE400i V2020 eindeutig die Nase vorne.