Beats Studio Wireless - Praxistest by audisseus.de
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Beats Studio Wireless


BEATS STUDIO WIRELESS - PRAXISTEST - AS THE BEAT GOES ON


Unbestreitbar gilt Beats by Dr. Dre als Auslöser des Kopfhörer-Hypes. Cool und angesagt bei der jüngeren Generation, verpönt jedoch von audiophilen Kreisen. Mit diesen Vorurteilen will der Beats Studio Wireless aufräumen. Ein Praxistest gibt Aufschluss ob er den hoch gesteckten Ansprüchen gerecht werden kann.

 

Funkkopfhörer galten einst als der Inbegriff der uncoolness - solange man kein ausgesprochener Nerd mit Hang zur provokativen Gleichgültigkeit war. Seinerzeit waren drahtlose Kopfhörer meist zu finden bei Herrschaften älteren Semesters, mit Vorliebe auf Funk- bzw. Ladestation thronend. So konnte auch zu später Stunde das Fernsehprogramm lautstark zu Gemüte geführt werden, ohne die halbe Nachbarschaft aus dem Schlaf zu reißen. Gut, seinerzeit gab es auch kein Bluetooth und auch die Designabteilungen konnten nicht wie heute aus den vollen Schöpfen.

Von Ladestationen, Antennen oder sonstigen Dingen will der neue Beats Studio Wireless gar nichts wissen und macht deutlich, dass er mit seinem durchdachten Design und Bedien-Konzept, seinem schlichten wie zeitlosen Design, im Grunde als „godfather of cool“ durchgehen will. Unübersehbar auch, dass  Beats mit dem Studio Wireless mit alten Klischees aufräumen will. Statt ein wenig Farbe aufzutragen und ein wenig medialen Hype zu verströmen ist man mit sichtbar ehrgeizigen Ansprüchen angetreten. Dafür legt der neue Beats auch einiges in die Waagschale.

 

Der Over-Ear Kopfhörer findet kabellos per Bluetooth Anschluss an digitale Zuspieler, aber auch kabelgebunden (Kabel im Lieferumfang) wenn es mal ein wenig „Vintage“ sein darf. So finden sich also auch  Smartphones, iPods, Tablets oder auch nostalgische MD-Player oder Walkman etc. im Kreis der musikalischen Zulieferer. Im Grunde eigentlich alle mit einem 3,5 mm Klinkenausgang ausgestatteten Zuspieler. Aktives Noise Cancelling ist ebenfalls an Bord, Rufannahme und Musiksteuerung per Bluetooth oder per am Kabel angebrachter Fernbedienung natürlich auch. Der drahtlose Kopfhörer gibt sich also enorm vielseitig in Sachen Anschlussmöglichkeiten, was schon mal positiv gefällt.

 

Beats  Studio Wireless: Der Auftritt


Ordentlich Eindruck macht zunächst die durch ihre signalrote Farbe mehr oder weniger unübersehbare Verpackungsbox des Kopfhörers. Besagter roter Karton gibt nachdem man ihn ohne viel Kraftaufwand hinfortgehoben hat, den Blick auf eine zweite, in dezentem schwarz gehaltene Innenbox frei. Oha, „The Original Remastered“ steht zu lesen - sehr beeindruckend - da hat sich die Designabteilung ordentlich Mühe gegeben, nun aber weg damit.  Ist auch dies erledigt wendet sich der Blick einem kompakten schwarzen Hartschalenetui mit mittigem, roten Beats-Signet zu. An dessen Oberseite, direkt hinter dem leichtgängig laufenden Reißverschluss angebracht, findet sich eine kleine Schlaufe wieder, deren Anwesenheit dem Autor zunächst gar nicht auffiel. Spätestens als das mitgelieferte Zubehör - bestehend aus Ladegerät, USB-Kabel und zwei bei Bedarf einsetzbaren 3,5 mm Klinkenkabeln (das Rote mit Fernbedienung/Mikrofon, das Schwarze gibt sich ganz puristisch) von einem Karabinerhaken komplettiert wird, erschließt sich deren Funktion. Der Over-Ear lässt sich platzsparend zusammenklappen und ist somit in seiner Transportbox vor den Widrigkeiten des Alltags geschützt. Unterwegs, beispielsweise am Rucksack angebracht, ist der Hörer im urbanen Umfeld stets schnell zur Hand.

 

Beats Studio Wireless: Die Optik


Der in dezent matten schwarz gehaltene Over-Ear Kopfhörer spielt mit einer elegant-vornehmen aber gleichzeitig futuristisch anmutenden Designsprache. Drahtig und sehnig, wie aus einem Guss wirkend, bilden Kopfband und die Aufnahme der Ohrmuscheln eine durchgehende Einheit. Angenehm weich und ausreichend die Polsterung des Kopfbandes. Der leicht laufende, mehrstufige Ausziehmechanismus samt Klappscharnier erlaubt eine individuelle wie schnelle Anpassung an seinen Träger. Technisch versiert umgesetzt ist die unsichtbare Integration des Ganzen im Kopfband, keine Schraube oder hervorspringe Aufnahmevorrichtung stört die Ästhetik der fließenden Linien. Die Ohrmuscheln sind angenehm weich gepolstert, zumal weiches Leder mit festem Anpressdruck den Bereich um die Ohren umhüllt. Während in der linken Ohrmuschel der optional nutzbare 3,5 mm Kopfhöreranschluss untergebracht ist, finden sich in der rechten Ohrmuschel, Ein- und Ausschalter, Lichtbandanzeige, sowie ein praktischer  micro-USB-Anschluss zum Aufladen wieder. Beinahe unsichtbar hat Beats die Elektronik, das adaptive Noise Cancelling und die Akkus in den Over-Ear untergebracht.

 

Statt zusätzlicher Tasten, welche den optischen Auftritt mit Sicherheit  geschmälert hätten, bringt der Beats die ganzen Funktionen wie Lautstärke, Skip, Rufannahme etc. in den um das Firmensignet angebrachten, beweglichen Zierring der linken Ohrmuschel unter. Das ist deswegen so genial, weil man diese Form der Funktionalität bei einem Element des  Designs  gar nicht erst vermutet. Um so verblüffender, wie kongenial die Umsetzung hier erfolgte. Ein unterhalb des Ein-Ausschalters angebrachtes LED-Lichtband gibt Auskunft über den Ladezustand des Akkus. Das ist nicht nur informativ, sondern gibt dem Studio Wireless auch einen recht progressiven Touch. Insgesamt betrachtet, macht der Beats Studio Wireless in Puncto Verarbeitung und Haptik eine erstklassige Figur. Der Kopfhörer selbst besticht ferner durch seine schnörkellose, ansprechende Formensprache.

 

Beats Studio Wireless: Das Handling


Geringes Gewicht

Hält man den Kopfhörer in der Hand ist man zunächst über das geringe Gewicht erfreut. Schließlich handelt es sich um einen Over-Ear Kopfhörer mit aktiven Noise Cancelling, Elektronik und Akkus. Das Koppeln via Bluetooth ist per Knopfdruck auf das Beats-Signet der linken Ohrmuschel (ebenfalls geniale Idee) unkompliziert und auch für Laien im Handumdrehen und ohne Komplikationen zu bewerkstelligen. Der Beats Studio Wireless macht einfach ausgedrückt mehr aus der Tatsache, dass er etwas weglässt, nämlich das Kabel. So bringt der Over-Ear für unterwegs und auch für zu Hause zahlreiche Annehmlichkeiten mit, die man nicht missen möchte, hat man sich an sie gewöhnt. Dazu zählt vor allem auch das Aktive Noise Cancelling, dass akkuseitig mit  Leistung und von den Rechenkünsten eines DSP mit entsprechenden Anweisungen angesteuert wird. Per Mikrofon nimmt der Kopfhörer Außengeräusche wahr um sie mit dem gegenphasigen Signal zu eliminierten. Wird mal das Geschehen um einen herum zu bunt, lässt sich der Kopfhörer auch ohne Musik als „Schalldämpfer“ einsetzen.

 

Freisprecheinrichtung

Freisprecheinrichtung? Bitte, der Studio Wireless übernimmt diese Aufgabe quasi im Nebenjob. Ist er per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden nimmt er Anrufe per Tastendruck entgegen und erlaubt auch die Steuerung des Musikprogramms auf diesem Wege. Positiv, die lange Laufleistung der Akkus, bei moderater Musiklautstärke hielt der Over-Ear tatsächlich lässig nonstop bis über die 10 Stunden-Marke durch. Im kabelgebundenen Betrieb waren sogar entspannte 19 Stunden locker drin. Neigen sich die Kräfte des Akkus ihrem Ende zu, signalisiert ein rotes Licht den Willen zur Stromaufnahme. Negativ, dass der Beats stumm bleibt, wenn der Akku mal leer sein sollte. Auch der kabelgebundene Betrieb ist in dieser Konstellation dann nicht möglich. Erfreulicherweise sind die Aufladezeiten sehr gering - nach knapp etwas mehr als einer Stunde steht die fast volle Leistung wieder an - was den Wireless äußerst flott für den weiteren Einsatz bereit macht.

 

Beats Studio Wireless: Der Klang


am Macbook Air

Zunächst am MacBook Air per Bluetooth verbunden, zeigte sich der Beats Studio Wireless bei „Little Black Numbers“ von Kathryn Williams (Old Low Light) von einer besonnen akkuraten Seite. Die angezupften Bass-Saiten klangen aufgeräumt, fein umrissen und mit wohlig breiten Fundament unterlegt.  Mit unkapriziöser, eleganter Hand führte der Beats durch das im Apple Lossless Format (ALAC) vorliegende Stück und lieferte ein erfreulich hohes Maß an Rauminformationen mit, die der Musik angenehme Tiefe und Struktur verliehen. Die Stimme von Kathryn Williams schwelgte in farbenfrohen, warmen Timbre, füllig, angenehm nuanciert und frei von jeglicher Schärfe. Ebenso klar und  präsent auch das ominöse, geheimnisvoll anmutende Geigenspiel zum  Ende des Stücks. Der Beats webte das Zusammenspiel der Instrumentierung und der stimmlichen Präsenz der Künstlerin zu einem ausbalancierten Gefüge und ließ die Musik frei und entspannt auf den Hörer wirken.

Mit feinem Spiel in den oberen Lagen, einer souverän gelassener Breitbandigkeit im kritischen stimmlichen Bereich und ordentlich Schub in den unteren Lagen, erklang „Tell Me A Tale“ von Michael Kiwanuka (Home Again). Mit Dynamik und Elan brachte der Kopfhörer das Stück dar und ließ es lebendig und mit Spielfreude an die Ohren.

Mit dem Stück „Gimme Some More“ aus dem 98er Genießer-Album „Extinction Level Event: The Final World Front“ von Busta Rhymes dokumentierte der Over-Ear, dass er neben seiner akkuraten, Spielweise auch mit ordentlichem Tiefgang aufwarten kann. Mächtig einerseits, aber auch kultiviert und bar jeglicher Übertreibung lieferte der Over-Ear, sich zu Kaventsmännern auftürmende Basswellen aus seinen Treibern. Die Kooperation mit dem Sprach-Sperrfeuer-Zulieferer Mystikal in „Iz They Wildin Us & Gettin Rowdy Wit Us“ erklang erdig, wuchtig und mit unbändiger nach vorne treibender Rhythmik - die ein Stillsitzen praktisch unmöglich macht.

am iPad MINI

Per Kabel an ein iPad Mini angeschlossen und vom Musikstreaming-Dienst WiMP mit Flac-Material versorgt, bot der Studio Wireless mit „Fever“ von Buddy Guy (This Is) eine imposante Darbietung zum Besten. Groovig und mit jeder Menge Funk im Gepäck, führte er mit weitem Panorama in die Tiefe des live eingespielten Songs. Verstand es dabei seinen Ehrgeiz in Zaun zu halten und die oberen Lagen des Songs nicht über Gebühr in den Vordergrund drängen zu lassen.   Wurde aus reiner Neugier der mobile Kopfhörerverstärker A 200 p von beyerdynamic ins Spiel genommen, bot der Kopfhörer die musikalische Kost mit einem Zugewinn an Souveränität und Struktur dar. Bläser wurden nun körperhafter, vitaler vorgetragen. Die vormals vorherrschende, leichte Nervosität im Hochtonbereich verschwand und der Beats blieb seiner Linie treu, überzeugte mit ausgeglichener, dynamischer Spielweise.

 

am iphone

Wieder per Bluetooth an ein eigentlich schon betagtes iphone 4 gekoppelt, lieferte der Beats - ebenfalls von WiMP mit klassischer Musik versorgt – auch hier eine bemerkenswerte Darbietung. So zeigte sich der Wireless bei dem Stück „Mystical Circles Of The Young Girls“ aus Stravinskys - Le Sacre Du Printemps - (Columbia Symphony Orchestra) keinesfalls irritiert oder teilnahmslos, sondern bot eine stimmungsvolle, von ansprechender Durchzeichnung und Dynamik geprägte Performance. Fein und zart die Streicher, frei von jeglicher Überbetonung oder unwirscher Gangart. Die Instrumentierung reihte sich als Gesamtgefüge schlüssig ineinander, der Kopfhörer  verstand es den Instrumenten ihren Schmelz, ihr Feuer zu belassen und sorgte damit und mit viel Tempo für eine direkte, kraftvolle Spielweise. Ging es zupackender zur Sache wie beim anschließenden Stück „The Summoning Of The Ancients“ feuerte der Beats klar umrissene Paukenschläge mit erfreulicher Kompromisslosigkeit aus seinen Treibern, dass es eine Freude war.

Angenehm auch das adaptive Noise Cancelling, das dafür sorgt, dass die laute Umgebung beim musikalischen Genuss außen vor bleibt und dadurch ein intimeres Eintauchen in die Musik möglich wird. Leise Passagen wirken authentisch, lebensecht und benötigen keinen Dreh am Lautstärkeregler um ihre Wirkung voll zu entfalten. Der Beats Studio Wireless kann ohne Schwierigkeiten auch  sehr laut aufspielen, was aber auf Rücksicht des nachhaltigen Musikgenusses in Sachen „Hörschutz“ mit Bedacht zum Einsatz kommen dürfte.

 




Fazit:


Der Studio Wireless von Beats ist ein erfreulich kultiviert aufspielender drahtloser Over Ear, der keine Kompromisse in Sachen Funktionalität und Tragekomfort eingeht und mit fein aufgelöster, farbenreicher und zupackender Spielweise zu begeistern vermag. Hintergründig drängte sich lediglich das leichte Rauschen des Noise Cancelling ohne anliegendes Musiksignal in den hörbaren Bereich. Dieses Rauschen verschwand jedoch, sobald ein musikalisches Signal anstand. Das aktive Noise Cancelling, sowie die Geräuschminderung von Außen durch die gut anliegenden Ohrpolster greifen wohltuend in den lauten Alltag ein. Die Filterung scheint in tiefen Frequenzen einen Tick besser zu wirken als in höheren Bereichen. Der Beats Studio Wireless versteht es seine Muskeln gekonnt in Szene zu setzen und seine schön definierte Bassfülle mit Kontrolle und Verve zum Einsatz zu bringen. Freunde des angenehm timbriertem, bassstarken aber dennoch klaren Sounds, werden ihn vermutlich kaum von den Ohren nehmen wollen. Dank seines unkomplizierten Handlings und der Noise Cancelling Funktion macht er sich zum idealen Begleiter auf Reisen oder im stressigen Alltag.

 


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