Bowers & Wilkins C5 S2 In-Ear / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

BOWERS & WILKINS C5 S2 - IN-EAR


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Bowers & Wilkins  / Fritz I. Schwertfeger

November 2016

 

Mit dem C5 Series 2 stellt Bowers & Wilkins die zweite Generation, seines im Jahr 2013 erstmalig vorgestellten In-Ears vor.  Fast schon reflexartig taucht die Frage auf, welche Merkmale die beiden Generationen unterscheiden. Bereits der C5 überzeugte mit seinem extravaganten Äußeren, so dass die Entwickler bei Bowers & Wilkins hier nur mit behutsamer Hand Änderungen vornahmen. Viel umfänglicher fielen dafür die Veränderungen im Inneren aus, aber später dazu mehr.


BOWERS & WILKINS C5 S2: DESIGN


Dass ansprechendes Design nicht nur dem Auge schmeicheln muss, sondern vor allem der Stabilität und dem Tragekomfort dient, beweist der C5 S2 mit seinem „Secure Loop Design“. Das vom Treibergehäuse ausgehende, entsprechend steife und verstärkte Kabelstück, wird in einer Schlaufe um den In-Ear geführt und von der gegenüberliegenden Gehäuseflanke, passgenau und vertikal verstellbar eingefasst. War dieser Teil des Kabels beim Vorgänger noch transparent, ist er nun in matten Schwarz gehalten und mit einer sichtbaren Skalierung versehen.

 

Das alles mag beim Erstkontakt zwar noch gewöhnungsbedürftig anmuten, verhilft dem C5 S2 jedoch, durch das Abstützen an der Ohrmuschel, zu einem perfekten Sitz im Ohr. So dichtet er den Raum im Bereich des Innenohrs, wohlbemerkt bei bequemem Trageverhalten, sehr gut ab, ohne Gefahr zu laufen bei heftigen Bewegungen zu verrutschen. Genauso beflissen wie er für ein stimmiges und kohärentes Klangbild den Bereich des Innenohrs abdichtet, schottet er auch die Außenwelt ab. Die mitgelieferten Ohranpassstücke in verschiedenen Größen sollten Passprobleme obsolet machen, immerhin ist jedes Ohr genauso verschieden wie sein Träger und ein schlecht sitzender In-Ear ein echtes Komfortproblem. Womit der C5 S2 aber definitiv nichts zu tun haben will, denn lange, ermüdungsfreie Hörsessions sind mit ihm problemlos möglich.

 

Zum Komfort trägt auch das geringe Gewicht des C5 S2 bei. Das schwarz hochglanz lackierte Gehäuse besteht aus leichtem, aber hochfestem Wolfram und wirkt sehr edel und elegant. Das Material erlaubt filigrane Gehäusewände bei gleichzeitig hoher Stabilität und größerem Innenvolumen, wichtig für ein kraftvolles, körperhaftes Klangbild.

 


BOWERS & WILKINS C5 S2 - TECHNIK UND HANDLING


Bowers & Wilkins C5 S2 In-Ear / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Bowers & Wilkins

 

Wie auch in der ersten Generation, leitet der C5 S2 die vom Treiber ausgehenden, rückwärtigen Schallanteile in das "Micro Porous Filter". Statt als Reflexionen wieder auf den Treiber einzuwirken, werden sie von den unzähligen kleinen Stahlküglechen aufgenommen und laufen wie bei einem akustischen Fließwiderstand ins Leere, bzw. in diesem Fall nach außen.

 

Da der Teufel bekanntlich im Detail steckt, haben die Engländer sich auch dem Kabel gewidmet. Während äußerlich eine handschmeichende Gummierung für geringere Mikrofonie-Effekte sorgen soll, zählen hochreines Kupfermaterial und geringere Impedanz zu den inneren Werten des neuen Kabels. Die stromabwärts am Kabel angebrachte Fernbedienung mit Mikrofon, ermöglicht eine verbesserte, intuitive Medienbedienung und erlaubt freihändiges Telefonieren.

 

Viel tiefgründiger sind da schon die Veränderungen im Inneren des C5 S2. So wurde der 9,2 mm messende Treiber neu konstruiert und bekam eine weniger resonanzanfällige, weil anders geformte Membran mit auf den Weg, die letztlich zu einem natürlicheren, offeneren Klangbild führen soll. Und auch die vom Wandler ausgehende Verkabelung wurde neu konstruiert, fixiert und ruhig gestellt, damit keinerlei Einfluss von den Bewegungen des „Secure Loops“ auf den Wandler einwirken kann. Summa summarum also ein deutliches Maß an Veränderungen, so dass durchaus nicht davon die Rede sein kann, dass es die Entwickler nur mit kosmetischen Eingriffen bewenden ließen.

 


HÖRTEST


Singer-Songwriter / Folk

Über den hochauflösenden Pioneer XDP-100R angesteuert, zeigte der C5 S2 bei „Grieve All You Want“ aus Ben Weavers Album Stories Under Nails  vollkommen souverän, dass er durchaus seine Muskeln spielen und dabei gleichzeitig Feingeist sein kann. So überraschte zunächst, wie tief der C5 S2 in den Basskeller hinabstieg und vor allem, wie straff und tight er dabei zu Werke ging. 

 

Bowers & Wilkins C5 S2 In-Ear / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Der das Stück begleitende, bleischwer herabfallende Tieftonimpuls, ließ das Trommelfell wohlig vibrieren, fühlte sich dunkel und kräftig, statt zaghaft und unentschlossen an. Geradezu schwelgerisch mit breitem, rostigem Farbanstrich scharrte und schnaufte das Banjospiel, während der C5 S2 auch den feinsten Changierungen in Ben Weavers zivilsationsmüden Stimme mühelos folgte und ihr die entsprechende Körperhaftigkeit, sowie eine glaubhaft authentische Timbrierung mit auf den Weg gab.

 

Dabei geizte der C5 S2 auch nicht mit Details, sondern förderte sogar die als lose Tonfolgen straff angeschlagenen Saiten, die sonst gerne vom Tiefton überdeckt werden, mit großem Differenzierungsvermögen ans Tageslicht. Sehr fein und sehr seidig zeigte sich seine Darbietung im Hochtonbereich, bei der er sich bei wärmerer Gangart,  jegliche Überspitzung oder Überbetonung verkniff. 


Jazz

Bowers & Wilkins C5 S2 In-Ear / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Bowers & Wilkins

 

Und auch bei „Tuesday Wonderland“ aus dem Live Album - live in hamburg - des Esbjörn Svensson Trios zeigte der C5 S2 ein ausgesprochen detailreiches, ausgewogenes und körperhaftes Klangbild. Die zu Beginn des Stücks mit Variation angeschlagenen Klaveranschläge ließen sich auf den Punkt genau orten, während das einzelne Ausklingen noch sehr lange hörbar blieb. Die Staffelung der Instrumentierung in die Tiefe gelang ihm ausgesprochen gut, so dass man eine sehr gute Vorstellung über die Dimensionen der Bühne und dem Standpunkt der Musiker gewinnen konnte.

 

Richtig zupackend und druckvoll setzte das Schlagzeugspiel ein, da waren keinerlei Unsauberkeiten trotz der Fülle zu vernehmen, vollkommen unangestrengt schüttelte der Bowers & Wilkins die Impulse nur so ab, dass man unmerklich mit den Füßen mit zu wippen begann. Temperamentvoll setzte dann auch das Bassspiel ein, konturiert, sehnig und pfeilschnell untermalte es nicht nur das Klangbild, sondern gab ihm den nötigen Drive mit auf den Weg.  

 

 

Der zum Vergleich herangezogene Sphear von Focal, tönte hier nicht minder füllig und zeigte sich von dem selben glühenden Eifer wie der C5 S2 ergriffen. Lediglich die etwas feinere Detailauflösung ließ den Briten hauchdünn an dem Franzosen vorbeiziehen. Was aber angesichts der Preisdifferenz durchaus zu verschmerzen ist.  

 

Beim Duell mit den beiden aus Glasgow stammenden, schottischen Kollegen, RHA T20 und RHA T10, zeigte sich der Bowers & Wilkins C5 S2 zunächst gelassen und lieferte sich mit dem RHA T10i ein Kopf an Kopf rennen. Speziell die Tieftonfähigkeiten und die Schnelligkeit im Klangbild zeigten, auf welch hohem Niveau heutzutage mobiler Musikgenuss möglich ist. Der RHA T20 wiederum behielt letztlich mit seinem aufwendigen DualCoil Wandler ganz knapp die Nase vorn, bot eine etwas weiter in die Tiefe gehende Bühne und ein Quentchen mehr Präzision bei der Durchhörbarkeit. Dafür ist der Schotte aber auch kostspieliger, was diesen Vergleich wiederum ein Stück weit relativiert.


FAZIT:


Der C5 Series 2 gehört zu den In-Ears, die erst nach einer entsprechenden Einspielzeit von ca. 30 – 40 Stunden ihr Klangpotential vollständig zur Geltung bringen. Speziell der Mittel-Hochtonbereich wirkt nach dieser Einspielzeit wie ausgewechselt, während sich in den unteren Oktaven ein straffer gefasstes Bild zeigt.

 

Er besticht mit seinem sehr räumlichen, ausgewogenen Klangbild, das sich sehr frei, offen und vor allem sehr geschmeidig im Hochtonbereich darstellt.  Dazu schließen sich nahtlos, intensive, leuchtende Mitten und ein sonores, gleichzeitig füllig und straffes Spiel in den unteren Oktaven an. Das sehr authentische und leicht warm angehauchte Klangbild, dürfte sicherlich bei analytischen Hörern etwas weniger, dafür aber umso mehr Begeisterung bei all denjenigen auslösen, die eher langzeittauglich, mobil und dennoch konzentriert Musik genießen wollen. Sein edles und progressiv anmutendes äußeres Erscheinungsbild macht ihn zu einem der außergewöhnlichsten In-Ears, die sich dazu noch außerordentlich komfortabel und bequem tragen lassen. Die Evolution ihres ersten In-Ears, ist den Engländern mit Bravour gelungen. 


BOWERS & WILKINS C5 S2

Bowers & Wilkins C5 S2 In-Ear / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / audisseus.de
  • 90 Pkte Klang
  • 80 Pkte Ausstattung
  • 90 Pkte Verarbeitung
  • 85 Pkte Bedienung
  • 95 Pkte Bassqualität
  • 90 Pkte Neutralität
  • 90 Pkte Feindynamik / Präzision

 

www.bowers-wilkins.de

Preis: 149,00 Euro

 


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