Raumfeld One S im Praxistest auf www.audisseus.de

ONE BOX SYSTEM 


RAUMFELD ONE S - IM PRAXISTEST


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Raumfeld / Fritz I. Schwertfeger


 

Nach dem erfolgreichen Launch des Speaker One und seines Nachfolgers One M wurde im Laufe der Zeit der Ruf nach einem kleineren Modell immer lauter. Ganz einfach deshalb, weil sich aus einer Miniaturisierung zweifellos handfeste Aufstellungsvorteile ergeben. So erschließt der kompakte One S bisher ungeahnte Einsatzgebiete für Multiroom-Streaming. Beispielsweise im Badezimmer, der Nachtkommode im Schlafzimmer oder die bisher ungenutzte Nische in der Küche. Das schöne am Multiroom-Streaming ist nicht nur die sich damit eröffnende Möglichkeit überall die gleiche Musik zu hören, sondern auch wenn es sein muss, aus jedem Raum / Client eine separate Hörzone zu kreieren, die sich nach individuellen Wünschen beschallen lässt. Grunge, Klassik, Jazz? Der Raumfeld versteht sich mit allen Richtungen, gerne auch Hörbucher oder auch Radio, alles an Bord, aber dazu später mehr.

 

Spätestens jetzt dürfte der Ausrede, es gäbe keinen Platz in der Wohnung der Wind aus den Segeln genommen sein. Für Multiroom-Streaming findet sich nun also auch in der kleinsten Wohnung platz. Aber nicht nur das, erfreulich ebenfalls die Tatsache, dass das System auch  für Nichtcomputer-nerds spielerisch leicht einzurichten ist, dafür sorgt die via Smartphone oder Tablet selbsterklärende Raumfeld App.  


Mit gerade mal 18 cm Breite und 13 cm Höhe zeigt sich der Streaming-Speaker äußerst kompakt und handlich. Das wahlweise in schwarzer oder weißer Ausführung erhältliche Gehäuse besteht laut Hersteller aus dickwandigem Kunstoff und ist im Inneren mit Verstrebungen versehen die Resonanzen vorbeugen sollen. Die gummierte Oberfläche des One S lässt diesen erfrischend gleichgültig gegenüber Feuchtigkeit bleiben. Von außen unsichtbar, die integrierte WLan-Antenne, sowie die ebenfalls im Innern werkelnde Streaming-Intelligenz, die sich spiegelgleich auch im hochgelobten Connector von Raumfeld wiederfindet. Angetrieben wird das System von einem in Sachen Energieverbrauch genügsamen aber leistungsstarken Class-D Verstärker, während das platzsparende Pseudo-Koaxial-System auf ein geschlossenes Volumen zuarbeitet. Pseudo deshalb, weil es sich nicht um ein reinrassiges System handelt, sondern der Hochtöner dem Tiefmitteltöner lediglich schwebend vorgesetzt wurde.  Zwei passive Basstreiber kommen seitlich jeweils links und rechts zum Einsatz und sollen für einen strafferen Bass sorgen. 

 

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Zur Steuerung des One S lassen sich entweder die intuitiv bedienbare Raumfeld-App oder die vier frei konfigurierbaren Direktwahltasten nebst manueller Lautstärke-regelung auf der Oberseite einspannen. Auf den nummerierten Wahltasten kann entweder die Lieblingsradiostation, die bevorzugte Playlist eines Streaming-Dienstes oder Material aus der lokalen Musikbibliotkek gespeichert werden. Dem Raumfeld ist es einerlei, er versteht sich mit jedem Rechner oder NAS dank seiner UpNP und DLNA Fähigkeiten problemlos. Nur an die Freigabe der Musikordner sollte gedacht werden, dann kann es schon flugs losgehen.  

 

Angesagte Streaming-Dienste wie Spotify oder das lossless in Flac (CD-Qualität) streamende TIDAL lassen sich ebenfalls problemlos einspannen und liefern nicht nur die neueste Musik, sondern auch sehr schön selektierte Playlisten frei Haus. Abertausende Radiostationen aus dem Internet oder die eigene Musikbibliothek die auf Tablet oder (iOS / Android) Smartphone hinterlegt wurde - der One S nimmt alles dankbar an und liefert sogar Musik in High-Resolution Auflösung mit bis zu 24 bit / 192 kHz - und das sogar drahtlos. Wer mag, kann den One S aber auch per Netzwerkkabel verbinden. Speziell für Streaming mit HighRes-Material macht sich die höhere Bandbreite und Störunempfindlichkeit durchaus positiv bemerkbar.

 

HÖRTEST

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Im anschließenden Hörtest mit zunächst nur einem One S zeigte sich dieser trotz seiner kompakten Maße erstaunlich groß aufspielend. Da wirkte nichts zu klein geraten oder blechern, ganz im Gegenteil. Was aus diesem kleinen Quader herauskam, war quer durch alle Musikgenres absolut stimmig und musikalischer als gedacht. Bei James Blakes "Building It Still" (200 Press via TIDAL) füllte ein ordentlich umrissener und definierter Bass den Hörraum, der weder aufgeschwemmt noch übertrieben aufgebläht wirkte.  Die dem Stück innewohnende Rastlosigkeit und die wunderbar schleppenden Klavieranschläge transportierte der One S mit klarer Struktur und Prägnanz. Dabei zeigte sich, dass er im Hochton eher mit sanfterer Hand zupackte, ohne es dabei in der Gesamtsumme an Brillianz mangeln zu lassen.

 

Was im positiven Sinne auffiel, war die Fähigkeit des One S nicht nur mühelos laut und ohne Anzeichen von Überforderung aufzuspielen, sondern mit enormer Klarheit und Verständlichkeit auch im mit leisen Pegeln zu glänzen. Aber auch der Raumfeld One S kann die Physik nicht austricksen und so ergaben sich auch hier die typischen One-Box-Systeme Mankos: limitierte Darstellung einer breiteren Abbildung und die gänzliche Abwesenheit eines stereophonen Charakters. 

 

In Sachen Aufstellung darf durchaus experimentiert werden, denn der klangliche Charakter verändert sich durchaus je nach Aufstellung. So wirkte der One S im Bücherregal im Hochton fast schon zu sanft, was wiederum in hell klingenden Räumen aber ganz praktisch sein könnte. Am Sideboard wurde der Grundton und Bass betont, was dem pfiffigen Kerlchen jedoch noch eine Spur mehr Autorität verlieh und in den meisten Aufstellunszenarien so verkehrt nicht sein dürfte. Wie auch immer, sollten die räumlichen Anforderungen es doch erfordern, verhilft der praktische EQ der Raumfeld App jedem Hörgeschmack zu seinem Recht. 

 

DYNAMIC DUO 

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Einen ganz besonderer Clou ist die  seit Mitte des Jahres per App ermöglichte Kanalzuweisung. Als Single spielt die One S im Stereo-Downmix, kommt eine weitere One S dazu erfolgt die unkomplizierte Konfigurierung als rechte oder linke Box - im Handumdrehen entsteht so ein Stereo-Paar. Die Einbindung des zweiten Geräts gestaltet sich kinderleicht: dem bestehenden Raum zuweisen, Kanaltrennung vornehmen und schon kann es losgehen. 

 

Wie kaum ein anderes Stück bot sich der Song "EXP" von Jimi Hendrix ( Axis: Bold As Love) an, um die rechts - links Verteilung zu prüfen. Und tatsächlich tönte die Frauenstimme zunächst von der linken Seite, um anschließend nahtlos von einer sonoren Stimme im rechten Lautsprecher abgewechselt zu werden. Die an- und abschwellenden Bewegungen des Musiksignals von der einen Richtung in die andere zeichneten die beiden Lautsprecher sehr nachvollziehbar und konsequent nach und boten ein lupenreines, weites Stereo-Panorama. Überhaupt war diese bruchlose und groß wirkende Darbietung ein Phänomen. Wüsste man nicht, dass die beiden kleinen Racker für diesen mit reichlich Drive versehenen Sound verantwortlich wären, man würde deutlich größere Lautsprecher dahinter vermuten. 

 

Rotzfrech und äußerst munter gaben sie sich auch bei "Modern Times" von The Black Keys (Magic Potion). Die Gitarrenriffs hatten Zugkraft und kamen mit energiegeladenem Biss an die Ohren. Stimmlich gab sich Dan Auerbach deutlich umrissen, voluminös wie akzentuiert die Ehre, während Patrick Carneys Schlagzeugsalven mit kernigem Spiel und mächtig Speed in den Hörraum gedroschen wurden. Meine Herren - was da aus diesen kleinen Zwergen heraussprang, hätte auch so manchen Regalboxen gut zu Gesicht gestanden.

 

Abschließend durfte noch Björks "Hyper-Ballad" (Post) die beiden Raumfeld One S auf die Probe stellen. In den oberen Registern unangestrengt und  leicht warm timbriert, spielten die beiden wieselflink und gewitzt ohne einen Hauch von Trägheit erkennen zu lassen. Dabei zeichneten sie eine angenehm breite musikalischen Bühne nach und ließen Frau Gudmundsdottir mit warmen, leuchtendem Ausdruck im Raum förmlich schweben. Auch wenn sie im Tiefton nicht bis in die untersten Register hinabstiegen, legten die beiden One S im Verbund eine für ihre Größe dennoch beeindruckende Darbietung ab, die reichlich Solidität und Kraft vermittelte. 

 

FAZIT

Klang eine Raumfeld One S für sich bereits größer als sie eigentlich aussah, offenbarten zwei Exemplare  ein gänzlich unvermutete, regelrecht erwachsen wirkende Gangart. Frei in Ohrhöhe aufgestellt, tönten sie wie weitaus potentere Regalautsprecher: füllig und sehnig im Tiefton, mit breiter Abbildung und angenehm temperiertem Hochton auf lebendige Spielweise getrimmt. Die Lokalisationsfähigkeit und Stereo-Abbildung des Duetts ließen jede One-Box Lösung weit hinter sich. Zwar spielen die beiden One S in der gleichen preislichen Liga wie die Raumfeld Stereo Cubes, aber die Gleichung hier ist eine einfache: Wer mehr Tiefe und Fülle im Bass benötigt, der greift zu den größeren Raumfeld Stereo Cubes. Ansonsten aber sind die beiden One S ein absolut vielseitiges wie hochmusikalisches Duo, dass mit Eifer und reichlich Groove zur Sache geht, ohne auch nur im Ansatz unkontrolliert oder überfordert zu wirken. Höchst variabel im Handling lässt sich das Stereo-Set ebenso schnell wieder zusammenführen, wie es sich plötzlich veränderbaren Anforderungen anpasst, um z.B. ganz fix im Einzelbetrieb für Unterhaltung zu sorgen. Spontan-Party mit den angesagten Kommilitonen? Während mit einem One S die Küche rockt, kann im Wohnzimmer ebenfalls Party gemacht werden. (Ganz verwegene Alt-Studenten könnten aber jetzt auch auf die Idee kommen rückwärtig ein weiters Stereo-Paar zu konfigurieren. Heraus käme vermutlich die kompakteste und modernste Interpretation der Quadrofonie, wenn auch zugegebenermaßen nicht im Sinne einer diskreten Quadrofonie.) Oder wie wäre es mit spontaner musikalische Begleitung beim Schmökern in William S. Burroughs - Naked Lunch - auf dem Balkon? Kein Problem. 

 

Höchst erfreulich dabei, dass sich das Stereo-Set  als wenig Platz benötigende,  komplette Anlage entpuppt, die auch leise enorm gut verständlich und ohne Klarheit vermissen zu lassen sehr schön durchhörbar bleibt. Die Detaillauflösung und den Flair einer Bowers & Wilkins CM 5 erreichten die beiden Raumfelds zwar nicht, aber mit ihrem Spielwitz und der mehr also soliden Darbietung spielten sie sich stante pede mehr als nur ordentlichen Respekt ein. Ihre Vielseitigkeit ebenfalls in die Waagschaale legend, empfahl sich das dynamische Stereo Duo als intelligentes Musiksystem, das auch von zukünftigen Entwicklungen profitieren wird, da permanent seitens des Herstellers an Software und App gearbeitet wird. 

 

Übrigens, der One S ist eine wunderbare Geschenkidee, zu Weihnachten, zu Ostern, für die Liebste oder den Liebsten. Das schöne daran ist, irgendwie beschenkt man sich ja immer gleich selbst ein Stückchen mit. Und wenn nach einer gewissen Zeit sich die Frage nach einem passenden Geschenk erneut aufdrängt...sie ahnen es sicher schon. Kurzum, der Raumfeld One S ist ein fundiert aufspielender Begleiter im Alltag, als Stereo-Set konfiguriert, wird er zum hochmusikalischen Kleinod, das kaum noch Wünsche offen lässt.