Adam Audio T7V - Aktiver Nahfeld-Monitor -  Praxistest auf www.audisseus.de - Foto: Fritz I. Schwertfeger - www.audisseus.de
Adam Audio T7V

ADAM AUDIO T7V - Aktiver Nahfeld-Monitor - Im Praxistest


ADAM AUDIO T7V


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fritz I. Schwertfeger / Adam Audio

09. Februar 2019


Wer in der passiven Lautsprecherwelt unterwegs ist, für den sind aktive Lautsprecher, um es mit den Worten des Jazz-Poeten Gil Scott Heron auszudrücken „The Other Side“. Gibt es hier ein richtig oder gar falsch? Nein, mitnichten. Denn während passive Lautsprecher den Anschluss verschiedener Verstärkerkonzepte, sei es Röhrenverstärker oder gerne auch kräftige Vor-Endverstärker ermöglichen, sind ihre aktiven Geschwister bereits mit allen nötigen Verstärkungskomponenten im Inneren ausgestattet. Heißt also, nur noch Quellen anschließen, fertig.


ADAM AUDIO T7V - PRO AKTIV


Adam Audio T7V - Mit der Adam Audio T7V und auch der kleineren T5V präsentiert der Berliner Audiospezialist, dem in der Studio-Szene ein bestens beleumundeter Ruf vorauseilt, gleich zwei Nahfeld-Monitore. Schauen wir uns die Adam Audio T7V aus der T-Serie ein wenig genauer an. Als waschechte Zwei-Wege-Aktivbox ist sie primär als Studio-Abhöre für das Nahfeld konzipiert, kann aber auch durchaus als kompakte HiFi-Box zum Einsatz kommen. Dafür bringt sie auch handfeste Vorteile quasi als Mitgift mit: Einstellbare Ortsfilter, die eine Anpassung an die jeweilige Aufstellungssituation wie Umgebung erlauben.

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Adam Audio T7V

 

In ihrem Inneren findet sich neben einem Digitalen Signal Prozessor (DSP), auch eine neu konstruierte Class-D-Endstufe. Ersterer sorgt sowohl für die notwendige Digitalisierung des Eingangssignals, wie auch als aktive Weiche für den Zuschnitt der einzelnen Frequenzbereiche an das jeweilige Chassis.

 

Damit arbeiten die Treiber in ihrem jeweils vorgesehenen Arbeitsbereich und erreichen durch steilflankige Filterung einen optimalen Überlappungsbereich im Übergang, was sie  von unnötiger Arbeit befreit. Besagte moderne Class-D-Verstärkerkonzepte, deren Arbeitsprinzip die Pulsweitenmodulation (PWM) beinhaltet, zeichnen sich sowohl durch hohe Effizienz, als auch geringe Abwärme aus, was sie für den Einsatz innerhalb eines aktiven Lautsprechers geradezu prädestiniert.

 

Großdimensionierte Trafos im Netzteil und entsprechend große Kühlkörper werden damit obsolet, was Gewicht und Platzbedarf des Lautsprechers deutlich unkomplizierter gestaltet. Untergebracht ist das Technik-Modul hinter der rückseitigen Gehäusewand aus Metall und stellt für den Tiefmittelton 50 Watt, sowie für den Hochton 20 Watt zur Verfügung. Das mag unspektakulär klingen, aber die eigens auf die Chassis abgestimmte Leistungswerte reichen durchaus aus, um robuste Pegel zu erreichen oder auch Bekanntschaft mit der regional beheimateten Ordnungsbehörde zu machen.


ADAM AUDIO T7V - SPOT ON


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Adam Audio T7V

 

Widmen wir uns der Rückseite, hier findet sich unterhalb des in den tieferen Oktaven unterstützend mitwirkenden Bassreflexrohrs, auch das Anschlussterminal für die zuspielenden Quellen wieder. Die Anschlussvielfalt des aktiven Monitors gerät vergleichsweise puristisch. Denn die Adam Audio T7V verzichtet sowohl auf digitale Eingänge, wie auch auf einen asynchronen USB-Eingang. Es finden sich lediglich ein symmetrischer XLR-Eingang und ein unsymmetrischer Cinch-Eingang, die jeweils über einen Schiebeschalter angewählt werden. Die vorhandene Lautstärkeregelung per Drehregler erlaubt zwar einen großzügigen Regelbereich, allerdings macht es Sinn hier den 0db Punkt einzustellen und die Veränderung des Pegels über die Quelle oder wie im Studio üblich, per Audio Interface oder Mixer vorzunehmen.

 

Der geneigte HiFi-Freund indes greift beispielsweise auf einen Netzwerkplayer wie den Elac Discovery Music Server zurück und genießt gleichzeitig die zahllosen Annehmlichkeiten von Roon Essentials. Oder eben gerne alternativ auf den Bluesound Node2 (i), der nicht nur einen bequemen Subwoofer-Anschluss, sondern gleich Bluetooth, MQA und ebenfalls das ganze Bouquet cloudbasierter Streamingdienste, sowie die Möglichkeit weitere Zuspieler anzuschließen, quasi huckepack mitbringt. In Anbetracht der Tatsache, dass wir es hier mit Nahfeldmonitoren im preislichen Kontext von gerade Mal 200 Euro pro Box zu tun haben, geht das vollkommen in Ordnung. Abstriche gibt es vielleicht in optischer Hinsicht, Folierung und Lackierung sind zwar preislich angemessen aber vornehm sieht natürlich anders aus. Dafür entschädigt wiederum die tadellose Verarbeitung, es gibt hier keine Unsauberkeiten oder Schludrigkeiten zu bemängeln.

 

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Adam Audio T7V

 

Kommen wir zu den Treibern. Die Front ziert ein auffällig gelblich schimmernder, U-ART genannter Air-Motion-Transformer (AMT), der originär von Dr. Oskar Heil entwickelt wurde. Anders als ein konventioneller Hochtöner, bei dem die als Kalotte ausgeführte Membran eine kolbenartige Bewegung ausführt, ist die Membran wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet. Aufgebrachte Leiterbahnen auf einer sehr leichten, genauer gesagt aus dem Kunststoff Polyamid bestehenden Folie, werden bei Anliegen eines Signals von kräftigen Magneten in Bewegung versetzt. Das ergibt auf kleinsten Raum eine relativ große Membranfläche, die für ein impulsives, reaktionsschnelles Spiel lediglich geringe Auslenkung erfordert. Air-Motion-Transformer gelten durch die Bank weg als anerkannt ultraschnell und aüßerst impulsfreudig aufspielend, so dass die Kunst immer darin besteht den restlichen Tiefmittelton daran homogen anzubinden. 

 

Damit das auch um so reibungsloser gelingt, residiert der AMT innerhalb eines Waveguides, der dafür sorgt, dass der Hochtöner mehr in die Breite und weniger in die Höhe abstrahlt. Das macht ihn zwar anfälliger gegenüber Kantenreflexionen, die wie eine zusätzlich Phantomquelle wirken können, aber dem begegnet Adam Audio durch seine markante Frontgestaltung, die den fast schon als Markenzeichen durchgehenden Schliff der frontseitigen Gehäusekanten beinhaltet.

 

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Adam Audio T7V

 

Grundsätzlich kann also davon ausgegangen werden, dass je flacher der Waveguide, desto breiter die Abstrahlcharakteristik. Umgekehrt, je tiefer der Waveguide, desto zielgerichteter erfolgt die Abstrahlung. Es geht ja wie eigentlich in fast allen Lebensbereichen, bekanntermaßen immer um Kompromisse. Und so lässt sich gut vorstellen, dass hier die Prämisse dahintersteckt, unnötige Reflektionen von Boden und Decke zu vermeiden und die Abstrahlcharakteristik dahingehend zu beeinflussen, dass zwar ein recht breiter „sweet spot“ entsteht, aber sowohl Lokalisationsfähigkeit und räumlicher Eindruck miteinander im Einklang stehen.

 

Übertreibt man es letztlich mit der Richtwirkung des Hochtöners, folgen als Konsequenz Abstriche bei der Räumlichkeit. Die Krux hier - sie ahnen es bestimmt - die Genauigkeit bei der Ortung leidet wiederum durch eine von Kantenreflexionen erzeugte, übertriebene Räumlichkeit. Gar nicht so einfach also, alles unter einen Hut zu bringen. Das für die Adam Audio T7V speziell ausgetüftelte Bündelungsverhalten und die entsprechend relativ tiefe Übergangsfrequenz bei 2 600 Hz kommen auch dem sieben Zoll messenden Tiefmitteltöner durchaus entgegen. Die aus Polypropylen bestehende Membran, die einen guten Kompromiss aus Leichtigkeit und Steifigkeit für ein zackiges Impulsverhalten ohne kritisches Aufbrechen darstellt, muss somit nicht ungebührlich hoch aufspielen, was wiederum Resonanzen als auch Interferenzen in Schach hält.


ADAM AUDIO T7V - KLANG


Hier beweist die Aktivbox Adam Audio TV7 durchaus ganz entspannt, dass auch in einem gar nicht so kostspieligen Lautsprecher audiophile Tugenden schlummern können. Und auch wenn man ihre Studiogene durchaus heraushört, so widerlegt sie recht eindrucksvoll und vor allem je länger sie spielt, so manche, gedanklich fest verankerte HiFi-Pseudogesetzmäßigkeit. Und zwar, dass nur die Summe aus schwerer, großer und kostspielig zusammengestellter Elektronik nebst kühlschrankgroßer Lautsprecher ausgesprochen gut zu klingen vermag.

 

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Adam Audio T7V

 

So fällt recht deutlich, eine auf glasige Übertreibungen verzichtende Klarheit im Mitten- und Hochtonband auf. Dabei, und gerade das ist erfreulich, wird eben jener Grad an Transparenz in Verbindung mit einem fein gerasterten Auflösungsvermögen bei Hope Sandoval & The Warm Inventions Stück, "Into The Trees" aus dem Album Until The Hunter, eben nicht mit einer übermotivierten Sterilität erkauft. Nein, kalt oder silbrig findet sich hier nichts, das anschwellende Pulsieren und auch die changierenden Zwischenebenen arbeitet die Adam Audio T7V stressfrei heraus, alles wirkt deutlich, klar und unangestrengt. Und sollte wer jetzt an dieser Stelle mit emporgehobenem Finger, um der Langzeittauglichkeit willens, ob einer Vorsicht im Hochton gemahnen, dem kann beruhigend gesagt werden, dass diese hier absolut fehl am Platz wäre. Denn man würde Finesse sowie feine Strukturen einbüßen, die ansonsten schlicht verborgen blieben. 

 

Ihre stimmlichen Qualitäten stellt die Berlinerin auch bei "Sever" von Hilary Woods aus dem fast schon kultigen Album Colt recht eindeutig und vor allem mit positiver Manier unter Beweis. So finden sich unter anderem Begriffe wie lebensecht, natürlich und authentisch bei der Charakterisierung in meinem Notizblock wieder. Hoppla, und das bei einem aktiven Lautsprecher für gerade mal 400 Euro? Bei Adam Audio müssen die doch vollkommen verrückt geworden sein, denke ich mir, während ein erfrischender Borgo Molino Bianco Cuvee Spumante ins Glas perlt.

 

Die Grundtonalität gerät grundsätzlich nicht ins wärmere gerückt, sondern eher nüchtern-schlank gehalten. Das führt dazu, dass sich eine offenere, luzidere Gangart einstellt. Ein Genuss vor allem bei weiblichen Stimmen, indes bei männlichen Stimmen das sonst robuste Fundament mit einer sensibler wirkenden Nuancierung daherkommt, was ich ihr aber wiederum nicht negativ ankreiden möchte. Auch das eine Frage des Geschmacks. Ihren sprichwörtlichen "Höhenflug" bremst die ebenfalls mit einem AMT bestückte und ungleich kostspieligere Elac AM 200 zwar ein, in dem sie mehr Luftigkeit, und eine nuanciertere Detailauflösung bei gleichzeitig gesteigerter Seidigkeit beisteuert. Aber was die Adam Audio T7V hier bietet ist schon aller Ehren wert. 

 

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Adam Audio T7V

 

Nahtlos und ohne aus der Reihe zu tanzen, fügt sich ein auffällig gut korrespondierender Tiefton hinzu. Das verleiht dem Klangbild insgesamt eine angenehme Luftigkeit, weil der Bass nicht überdominant wirkt. Gerade bei kleineren Räumlichkeiten durchaus von Vorteil. Um nicht falsch verstanden zu werden, die Bassperformance steht zwar gut im Saft, sie bleibt aber eher klar und durchleuchtend, lieber detailverliebt als sagen wir füllig, bärig und wuchtig. Das bedeutet, dass in den unteren Oktaven die Autorität, Tiefe und fast schon bedrückende Schwärze beim Stück „The Last Foundry“ von Raime aus dem Album Quarter Turns Over A Living Line im Vergleich zu einer Elac AM 200 oder speziell einer Nubert X-3000 (Test folgt)  nicht in gleicher Form und Ausprägung erreicht wird.

 

Letztlich geht dies, auch in Anbetracht der preislichen Gefilde absolut in Ordnung und ist ebenfalls eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber wem die Adam Audio T7V hier wiederum nicht genügend Tiefgang vermitteln sollte, der greift einfach kurzerhand zu einem Subwoofer. Mit gleicher Designsprache glänzt übrigens der im Sommer erhältliche T10S von Adam Audio, der eigens für die T5V und T7V entwickelt wurde und ich gebe es in meinem Fall gerne zu, mit Spannung erwartet wird. 

 

Was den räumlichen Eindruck anbelangt, so spielt sich das Geschehen eher mehr nach vorne gerichtet ab, ohne dabei zu fokussiert oder verdichtet zu wirken. Dabei lotet sie die Dimensionen umfänglich und weitreichend ab, so dass die Ausdehnung zur Seite und in die Tiefe nicht künstlich aber auch nicht überbordend wirkt und somit insgesamt plausibel erscheint. Anerkennendes Kopfnicken, haken dran.

 

Von monumentaler Größe bei der Abbildung des Raumes zu sprechen wäre indes vermessen, hier macht sich der fehlende Tiefbass dann doch bemerkbar, schlummern in ihn doch noch Informationen was die räumliche Dimensionierung betrifft. Wo man der Adam Audio T7V aber tatsächlich mehr als anerkennend auf die Schulter klopfen will, ist der tatsächlich erfreulich breit geratene "sweet spot". Während so manche Lautsprecher eine fast schon meditativ-bewegungslose Haltung einfordern, gewährt die Adam Audio eine entspannte Sitzhaltung, bei der auch entspanntes Räkeln den Genuss nicht trübt. 


ADAM AUDIO T7V - FAZIT


Für die Adam Audio T7V spricht tatsächlich nicht nur ihr günstiger Anschaffungspreis. Die Ermangelung einer Fernbedienbarkeit bei der Pegelstellung und Ihre anschlussseitige Bescheidenheit, lässt sich mit DAC-Vorstufen oder modernen Streamern kompensieren. Sie spielt offenkundig luftig auf und schlägt sich teureren Konkurrenten gegenüber wacker mit charmant-intensiver stimmlicher Intonation, exakter räumlicher Abbildungspräzision und einem fluiden, detaillierten Bassspiel. Insgesamt tritt sie tight, sehnig und sehr antrittsschnell auf, wirkt analytisch ohne jedoch dabei übermotiviert zur Sache zu gehen. In Druck und Wucht beim Bass bleibt sie zwar das letzte Quentchen schuldig, entschädigt dafür aber mit einem Höhen- und Mittenband, das in dieser Preisklasse regelrecht als Sahnestückchen gelten darf. Generell gesprochen klingt sie nach deutlich mehr, als ihr Preisschild dies vermuten lässt und kann deswegen auch mit Fug und Recht als regelrechter Geheimtipp gelten.


ADAM AUDIO T7V

Adam Audio T7V - Aktiver Nahfeld-Monitor -  Praxistest auf www.audisseus.de - Foto: Fritz I. Schwertfeger - www.audisseus.de

 

  • 85 Pkte Klang
  • 75 Pkte Ausstattung
  • 80 Pkte Verarbeitung
  • 75 Pkte Bedienung
  • 80 Pkte Bassqualität
  • 85 Pkte Neutralität
  • 95 Pkte Feindynamik /
    Präzision 

 

Preis: 400 Euro / Paar 

Erhältlich im Fachhandel - Weitere Informationen unter www.adam-audio.com

 

Anm.: Die veränderte Bewertung (77/82) erfolgt aufgrund weiterer Hörvergleiche, sowie um speziell auch dem direkten Vergleich mit der Teufel Theater 500S Rechnung zu tragen. Bitte das Versäumnis zu entschuldigen.  

 


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