iFi Audio Hip-Dac / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
iFi Audio Hip-Dac

IFI HIP-DAC - MOBILER KH-AMP/USB-DAC


IFI HIP-DAC


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fritz I. Schwertfeger / iFi Audio / WOD Audio

13. März 2021


Ein „Flachman“ der besonderen Art stellt sich mit dem iFi Audio Hip-Dac vor. Handlich im Format ist er Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler zugleich, verspricht dabei im mobilen Einsatz unterwegs oder auch zuhause an Smartphone oder Laptop eine höherwertige Wiedergabequalität.


IFI HIP-DAC - MOBIL UND KOMPAKT


In der Vergangenheit waren mangelnde Speicherkapazität, geringe Leistungsfähigkeit bei Smartphones, stiefmütterlich behandelte Audioboards am Laptop, wie auch fehlende Bandbreite in Sachen Streamingfähigkeit durchaus gute Gründe, sich für einen Digital Audio Player zu entscheiden. Deren kompromisslose Spezialisierung gilt im audiophilen Segment als etabliert, schlägt sich aber als Folge dessen wiederum im preislichen Rahmen nieder. Davon losgelöst ist seit geraumer Zeit ein breiter Trend erkennbar, vorhandene Gerätschaften als günstige, zuspielende Quellgeräte für Streaming und Musikarchivierung zu nutzen. Sei es dem Zeitgeist, Lockdown oder dem Homeoffice geschuldet, vielleicht auch nur um den teuren Digital Audio Player (DAP) nicht ständig bemühen zu müssen. Oder weil letztlich eine klangliche Aufwertung erzielt und gleichzeitig das Dilemma der fehlenden Kopfhöreranschlüsse beseitigt werden soll. Gründe genug also. 

 

Für besagte Konstellationen und Aufgaben schickt iFi Audio den Hip-Dac ins Rennen. Mit abgerufenen 159,00 Euro und 125 Gramm fällt er gleich im doppelten Sinne gar nicht mal so ins Gewicht. Zudem er mit 14 mm Höhe bei einer Länge von 100 mm und einer Breite von 70 mm immer noch als kompakt genug durchgeht. Insgesamt betrachtet, ist die Anmutung und Verarbeitung des Hip-Dac preisklassenbezogen fast schon überdurchschnittlich, zumal die Engländer die notwendigen Kabel für den Anschluss an zuspielende Quellgeräte in dreifacher Ausführung beilegen.

 

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iFi Audio Hip-Dac

 

Ohne Ecken und Kanten zeigt sich sein abgerundetes, petrol-blaues Aluminium-Kleid. Als augenscheinlicher Kontrast hierzu erscheint das oberseitig angebrachte, kupferfarbene Lautstärkerad. Wertig mutet hier nicht nur die Optik an, auch der Lauf des analog statt digital ausgeführten Reglers gibt sich feinfühlig und gleichzeitig punktgenau dosierbar.

 

Flankiert wird er von zwei seitlichen LEDs, die Auskunft über Format und Auflösung des anliegenden Musik-Materials geben. So versteht sich der Hip-Dac mit PCM / DXD-Auflösungen bis hinauf zu 384 kHz bei Wortbreiten bis zu 32 bit. Selbstverständlich ist auch DSD (durch firmware update bis DSD 256) mit dabei, als besonderes Schmankerl verweist der Hersteller hier auf das „True Native-Design“, das sich übrigens auch im kostspieligeren PRO iDSD wiederfindet. Hierbei werden sowohl PCM- als auch DSD-Datenströme in ihrer jeweils nativen Form bitgenau gewandelt. Und natürlich ist auch MQA mit von der Partie. Überhaupt steckt der Hip-Dac auch im Innern voller erfreulicher Überraschungen. Hochwertige Kondensatoren des japanischen Herstellers TDK beispielsweise. Oder auch nicht selbstverständlich, eine aufwändige Global Master Clock, die von separaten Taktoszillatoren gespeist, für ein präzisen Abgleich zwischen eingehender Taktfrequenz und der des Wandlers sorgt. Taktungenauigkeiten, die gerne beim Abgriff des Pufferspeichers entstehen, sollen gar nicht erst für Ungemach sorgen.

 

 

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iFi Audio Hip-Dac

 

Ein jeder Hersteller brilliert hier gerne mit besonderen Kniffs, und so ist es durchaus bemerkenswert, welche Ideen sich a) die Ingenieure um Chefentwickler Thorsten Loesch beim Mutterkonzern AMR haben einfallen lassen und b), dass sich all dies in einem preiswerten Produkt wie dem Hip-Dac wiederfindet. Blicken wir weiter, so erfreut den Hifi-Freund eben nicht nur ein bestens beleumundeter Texas Instruments Burr-Brown-Wandler (DSD1793 – 24 bit/192 kHz), sondern in Sachen USB-Sektion auch ein prominenter, mit 8 Kernen rechenstarker (Version 4 AMR) XMOS-Chip, der auch den Part der DSP-Engine bereitstellt. Erst der XMOS-Chip erlaubt Auflösungen jenseits von 24 bit / 192 kHz sowie DSD 256 (11,2 MHz / Quad) und löst somit damit eventuell entstandene Fragezeichen hinsichtlich des doch auf 24 bit / 192 kHz reglementierten Wandlers auf. 

 

Sowohl den Dac als auch den XMOS-Chip statten die Entwickler von iFi Audio lieber mit eigener Programmierung, Filterung und Firmware aus, statt sich auf  „von der Stange“ mitgelieferte Basissoftware zu verlassen. So reibt man sich, ob des Aufwands in dieser Preisklasse fast schon ungläubig die Augen. So setzt iFi Audio für die ersten 6 bits auf eine Multi-bit-Konfiguration, um danach auf Delta-Sigma umzuschwenken. Von dieser Kombination verspricht man sich bessere Dynamik und Linearität. So oder so, letztlich zählt das Ergebnis. Zukunftssicher also nicht nur was künftige Entwicklungen angeht, sondern auch hinsichtlich besonderer Features. So lassen sich beispielsweise der besondere, ohne Pre-Ringing auskommende Filter, aus der Spitzenserie stammende Gibbs Transient Optimised Digital Filter (GTO-Filter) nachträglich via bereitgestellter Firmware aufspielen.

 



IFI HIP-DAC - SMART & VIELSEITIG


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iFi Audio Hip-Dac

 

Aber es geht noch weiter, nicht nur beim Blick auf das Schaltungsdesign fällt die symmetrische Verstärkerkonfiguration auf, auch der oberseitige 4,4 mm Pentaconn-Anschluss neben dem klassischen 3,5 mm Kopfhöreranschluss lässt keinerlei Zweifel in diese Richtung aufkommen. 

Durch die symmetrische, als dual-mono ausgeführte Beschaltung verringern sich nicht nur die Rauschabstände, auch Übersprechdämpfung und die Leistungsabgabe steigern sich in nicht unerheblichem Umfang.

 

So stellt der Hip-Dac mittels OV4627A Fet Input Op-Amps in Verbindung mit seiner dual-mono Leistungsabteilung bis zu 400 mW an 32 Ohm und stolze 6,3 V an 600 Ohm am symmetrischen Ausgang bereit, womit sich auch leistungshungrige Over-Ears kommod antreiben lassen. Und noch eine Besonderheit zeigt sich beim unsymmetrischen 3,5 mm (single-ended) Ausgang, der mit 280 mW an 32 Ohm und 3,2 V auch ganz ordentlich im Saft steht. Hier steuern die Engländer ihre S-Balanced genannte Schaltung bei, die speziell für empfindliche In-Ears einen Mehrwert bieten soll. Hierbei wird kein zweiter Verstärkerzweig genutzt, dafür aber eine für jeden Kanal separierte Masseleitung, so dass im Gegensatz zur herkömmlichen single-ended Schaltung, die nur eine Masseverbindung bereitstellt, bessere Werte bei der Übersprechdämpfung erzielt werden. Damit sollen zumindest essentielle Vorteile der symmetrischen Leistungsabteilung an die meist am 3,5 mm Ausgang angeschlossenen In-Ears übertragen werden. Zwar sind 4,4 mm Pentaconn-Kabel an In-Ears wenig verbreitet, aber nicht unwichtig erscheint hier die Tatsache, dass sich eventuell all zu empfindliche In-Ears mit dem erweiterten Leistungsumfang auch mehr Nachteile einhandeln dürften. 



Gibt es denn beim iFi Hip-Dac auch Nachteile, wird sich der eine oder andere Interessierte fragen? Keine gravierenden würde ich behaupten wollen, die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit  8 Stunden an, in der Praxis zeigt sich der Hip-Dac  je nach Kopfhörerkonfiguration und Auflösung des Quellmaterials durchaus für mehrstündige Hörsessions ausdauernd. Aber mal ehrlich, ausufernde Hörmarathons werden vermutlich die wenigsten Aficionados tagtäglich einplanen. Was die Praktikabilität anbelangt, so hätte ich mich persönlich eher darüber gefreut, wenn iFI Audio dem Hip-Dac einen konventionellen, sprich femininen statt männlichen USB-A Anschluss mit auf dem Weg gegeben hätte. Das hätte Apples Camera-Connection-Kit unnötig gemacht und der RHA Dacamp L1 bewies durchaus, dass dies problemlos funktionieren kann.

 

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iFi Audio Hip-Dac

 

Dass man den Hip-Dac wiederum an ein iPhone 11 passgenau huckepack nehmen kann, finde ich wiederum sehr praktisch. Lediglich eine fehlende Schutzhülle für den Hip-Dac wäre zu monieren. Schließlich will man ihn unterwegs im ruppigen Alltag nur ungern Kratzern und anderem Unbill aussetzen. Schön also, wenn iFi Audio die im Set erhältliche Wildlederhülle auch allgemein zugänglich machen könnte.

 

Aber genug sinniert, die Frage wird doch sein, wie gut sich der iFi Audio Hip-Dac im direkten Vergleich behauptet und was seine klangliche Charakteristik generell ausmacht. Ein Vergleich mit dem iPhone ist mangels Kopfhörerbuchse gar nicht möglich, viel mehr gibt mir der iFi Hip-Dac wieder die Möglichkeit zurück, meine kabelgebundenen statt der drahtlosen Kopfhörer in dieser Konstellation zu verwenden. 



Zunächst also die einfache Übung, im Vergleich mit dem Kopfhörerausgang des MacBook Air zeigt der iFi Hip-Dac recht schnell aus welchem Holz er geschnitzt ist. Am angeschlossenen beyerdynamic DT 1990 PRO (250 Ohm) stellt er, gestreamt via Tidal, beim Stück „October Blues“ von Sun Kil Moon (Lunch In The Park), eindeutig mehr Luftigkeit und Detailreichtum bereit. Auffällig auch eine angenehme neutrale Durchlässigkeit im Mittenband. Hier wirkt nichts überschminkt oder gar blass, auch nicht eingeengt oder gepresst und auch die Tieftonimpulse wirken beweglicher und kontrollierter eingefasst, als direkt über das MacBook Air. 

 

Gar nicht schlecht denke ich mir, und lasse den iFi Hip-Dac in gleicher Konfiguration gegen den Chord Mojo antreten. Hinsichtlich Auflösung und Luftigkeit in den oberen Registern, wie auch der Farbintensität im Mittenband gibt sich der Hip-Dac minimal zurückhaltender, aber das geht letztlich preisklassenbezogen absolut in Ordnung. Wirkt der Chord Mojo im Tiefton wuchtiger und fülliger, setzt der Hip-Dac einen eher federnden, straffen Bass entgegen. Es ist diese eher auf linearen Durchlass geeichte, unaufgeregte Spielweise des iFi Hip-Dac, die mich öfters Potzblitz ausrufen lässt, denn er kommt dem doch in Jahre gekommenen Altmeister so manches mal doch nahe, speziell dann, wenn er seine drei Trümpfe ausspielt.

 

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iFi Audio Hip-Dac

 

Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Hip-Dac über den 4,4 mm Pentaconn-Anschluss aufholt und in Sachen Räumlichkeit und Natürlichkeit Boden gutmacht. Als weiterer Trumpf, tritt die PowerMatch Taste neben dem Lautstärkeregler in Erscheinung. Damit erhöht der Hip-Dac die Verstärkung und passt die Pegelabgabe an die Last des angeschlossenen Kopfhörers an. Bei In-Ears würde ich behaupten, nicht unbedingt notwendig, dafür aber um so mehr bei fordernden Over-Ears. Das Klangbild gewinnt augenblicklich an Ausdruck und Körperlichkeit, insbesondere auch bei leiseren Pegeln. Bei der Gelegenheit, kann ich es mir natürlich nicht verkneifen, auch den 600 Ohm beyerdynamic DT 880 PRO an den Hip-Dac anzuschließen.

 

Quer durch alle Frequenzbänder spielt der Hip-Dac erwartungsgemäß neutral, wie mit dem Lineal gezogen auf. Aber er gerät hier Leistungsmäßig doch schnell an seine Grenzen. Dafür ist er wiederum bei leicht anzutreibenden Over-Ears wie dem Sony MDR-1A mit mehr als ausreichenden Reserven zugange. Es erscheint es mir daher nicht unpassend, auch mal zweite Taste, direkt neben PowerMatch, nämlich die X-Bass Funktion zu betätigen. Fernab jeglicher DSP-Spielereien ist diese Form der Bassanhebung eher schmalbandig gehalten und als zielgerichtete Anhebung für so manchen im Bass schlankeren Kopfhörer zu empfehlen. Bei einem Meze 99 Classics eher nicht notwendig, bei einem im Tiefton eher schlankeren Kopfhörer, insbesondere bei leisen Pegeln durchaus empfehlenswert. Und ja, auch wenn das jetzt nicht unbedingt der reinen Lehre entspricht, (so what?), ist es für den einen oder anderen Nutzer durchaus praktisch und sinnvoll. Außerdem, Bassheads kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten, aber viel interessanter erscheint mir die Möglichkeit, speziell bei leiseren Pegeln etwas sonore Ergänzung zu erhalten. 

 

Noch abschießend zur Frage hinsichtlich der Ausprägung von Pegelfestigkeit, Dynamik und Räumlichkeit. Hier zuckt so manches mal die Augenbraue des Autors empor, denn der iFi Hip-Dac ist stante pede zu einem durchzugsstarken Auftritt fähig, selbst mit einem Magnetostaten vom Schlage eines Audeze LCD-X. Dabei kann er auch feine Schattierungen nachspüren und mit einer mehr als ordentlicher Tiefenstaffelung punkten. 


IFI HIP-DAC - FAZIT:


Götterdämmerung? Nicht ganz, aber es ist erstaunlich, was iFi Audio mit dem Hip-Dac in diesem Preisbereich ins Rennen schickt. In Sachen äußerer Erscheinung von erfrischender Ästhetik und alles andere als langweilig, zeigt sich der Hip-Dac auch technisch mit innovativen Finessen ausgestattet, lässt eigentlich kaum ein Feature vermissen. Klanglich bringt er im Einsatz mit Smartphone oder Laptop deutlich hochwertigeren Klang an die Ohren. Dazu beeindruckt er mit einer preisklassenunüblichen dynamischen Differenzierung und dennoch unaufgeregt natürlichen, hochmusikalischen Spielweise. Tonal ausgewogen und auf Neutralität bedacht, frei von Showeffekten und insgesamt auf der eher minimal schlankeren, denn sonoren Seite beheimatet. Als erfreulich praktisch erweist sich, die zuschaltbare Bassverstärkung, erlaubt ist schließlich was gefällt. Reicht das klanglich in der Summe, um sogar am Chord Mojo vorbei zu ziehen? Nein, aber darüber muss sich der iFi Audio Hip-Dac mit Blick auf den preislichen Abstand auch gar nicht grämen. Allein die Tatsache, dass er es dem Chord Mojo gar nicht mal so leicht macht, zeigt seine Qualitäten auf. In seinem Preissegment dürfte der iFi Audio Hip-Dac auf lange Zeit eine besondere Rolle spielen.


IFI HIP-DAC

iFi Audio Hip-Dac / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
iFi Hip-Dac
  •   90 Pkte Klang
  •   85 Pkte Ausstattung / Verarbeitung
  •   90 Pkte Brillanz 
  •   90 Pkte Mittenqualität
  •   90 Pkte Bassqualität
  •   90 Pkte Neutralität
  •   90 Pkte Feindynamik / Präzision


WOD-Audio

Westendstr. 1a

61130 Nidderau

 

E-Mail: info@wodaudio.de

Web: www.wodaudio.com

 

Preis:

Ifi Audio Hip-DAC: 159,00 Euro

 

Erhältlich im Fachhandel oder www.wodaudio.com 


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