Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109

ACOUSTIC ENERGY AE109 - KOMPAKTER STANDLAUTSPRECHER


ACOUSTIC ENERGY AE109


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Acoustic Energy / Fritz I. Schwertfeger

4. März 2018


Understatement wird in England groß geschrieben. Getreu diesem Motto kann man auch die tiefere Philosophie betrachten, die sich hinter einem kompakten Standlautsprecher wie der Acoustic Energy AE109 verbirgt. Zurückhaltend was optische Dominanz, Platzbedarf und Preisgestaltung angeht, aber ganz groß in Sachen Klangdarbietung. 


ACOUSTIC ENERGY - KLEIN ABER OHO


Acoustic Energy AE109 – Wohnraum in einem klassischen englischen Cottage und auch vermutlich in den meisten anderen englischen Wohnzimmern dürfte in der Regel meist knapp bemessen sein. Da wundert es nicht unbedingt, dass üppigst bemessene Lautsprecher bei so mancher Hausherrin keinerlei Begeisterungsstürme entfachen wollen, auch wenn sie klanglich noch so beindruckend sein sollten. Um so schöner also, dass sich die Entwickler bei Acoustic Energy diesbezüglich nicht nur Gedanken gemacht, sondern mit der kompakten Standbox AE109 gleich die passende Lösung für dieses Problem in der Hinterhand haben. Denn es ist tatsächlich möglich, derart gegensätzliche gegensätzliche Attribute wie ein zierliches Auftreten, kompakte Abmessungen und audiophilen Klang in Einklang zu bringen.



Wer sich der Acoustic Energy AE109 nähert, dürfte zunächst über ihre Wirkung im Raum überrascht sein. Durch die schmal gehaltene Front und ihre Höhe von gerade mal 80 cm wirkt sie grazil und ausgesprochen unaufdringlich. Zwar läuft die AE109 durch ihre geringe Höhe nicht unbedingt Gefahr von spielenden Kindern oder gar dem Haushund umgerannt zu werden, aber ihr beeindruckend schweres Gewicht von knapp 15 Kilogramm erlaubt in dieser Hinsicht ein entspanntes Zurücklehnen. Die mitgelieferten Spikes, lassen den Lautsprecher förmlich schwebend in Erscheinung treten und sorgen durch ihre Höhenverstellung auch auf unebenen Böden für einen sicheren Stand.

 

Noch so kritischen Blicken in Sachen Verarbeitung sieht die Engländerin gelassen entgegen. Die schwarz seidenmatte Lackierung des im Hörraum befindlichen Exemplars weist keine Unregelmäßigkeiten oder Fehler auf, und auch die sonstige Verarbeitung bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Ganz gleich ob in der schwarzen, oder alternativ der in Walnuss gehüllten Gehäuseoberfläche, die AE109 dürfte sie sich in jede erdenkliche Wohnumgebung, ja sogar in größeren Räumlichkeiten ohne Schwierigkeiten einbinden lassen.


ACOUSTIC ENERGY - ELEGANT UND KRÄFTIG


Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109

 

Von Magnetkraft gehalten, lassen sich die Treiber auch hinter einer die Front vollflächig bedeckenden Abdeckung verstecken. Was aber wiederum sehr bedauerlich wäre, sind die drei Chassis doch durchaus vorzeigbar. Auch wäre die Detailverliebtheit der englischen Ingenieure so dem Auge verborgen. 

 

Unsichtbar verschraubte Treiber und bündig in das Gehäuse eingelassene Chromumrandungen hinterlassen optisch einen mehr als gelungenen Eindruck. Auch hier kommt das besagte Understatement zu Zuge, die Acoustic Energy AE109 trägt weder dick auf, noch wirkt sie wie ein Mauerblümchen. Sie kokettiert viel mehr mit ihrem britisch vornehmen Auftreten und bietet somit eine besondere Form des eleganten, unaufdringlichen Auftritts.

 

Bei der Entwicklung der Chassis und auch im Hinblick auf ihre Integration in einen Lautsprecher blicken die Engländer auf eine bis ins Jahr 1987 zurückreichende Erfahrung zurück. Um den Hochton kümmert sich eine 28 mm messende Seidenkalotte, die für ein besseres Rund- und Abstrahlverhalten mit einer trichterförmigen Schallführung versehen ist. Wide Dispersion Technology nennt sich das dann bei den Engländern. Die beiden 102 mm messenden Tieftonkonusse bestehen aus einer beschichteten Papiermembran. Für mehr Stabilität und resonanzfreieres Spiel der Treiber sorgt die spitz zulaufende Staubschutznase.



Da die schmale Schallwand keine großen Basschassis zulässt, bietet es sich an auf zwei kleinere Chassis zurück zu greifen. Das bietet den Vorteil auf eine druckvolle Wiedergabe tieferer Frequenzen nicht verzichten zu müssen und gleichermaßen nicht nur eine schnelle, präzise Spielweise zu erreichen, sondern auch in Sachen frequenzbedingter Raumanregung optimaler unterwegs zu sein.

 

Im Falle der AE109 setzen die Engländer auf ein Zweieinhalb-Wege-Konzept. Während also der Hochtöner bei 2,3 kHz übernimmt, laufen sowohl der obere als auch der untere Treiber in den unteren Lagen Hand in Hand und erst mit steigender Frequenz wird irgendwann einer der Treiber sanft ausgeblendet. Den gehörkritischen Mittenbereich übernimmt also nur noch einer der beiden Treiber zusätzlich, während der andere im Basskeller frei aufspielen kann.

 

Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109

 

Statt einem Bassreflexrohr unterstützt ein schlitzförmiger Auslasskanal die beiden Tieftonchassis bei ihrer Arbeit und lässt sich auch für ein präzises Verschieben der Lautsprecher einspannen. Zwar nicht für diesen Zweck erdacht, erspart diese Methode jedoch unliebsame Fingerabdrücke auf dem Kabinett, also vertretbar. Damit sich klangeintrübende Resonanzen oder gar stehende Wellen nicht allzu wohl fühlen, ist das 18 mm starke Gehäuse zusätzlich versteift und auch großzügig mit Dämmmaterial bedämpft. Beim rückseitigen Anschluss-Terminal bleiben die Engländer konsequent und verzichten auf eine Bi-Wiring-Ausführung. 

 

Die AE109 mag zwar kompakt wirken, lässt jedoch ihre beiden Tieftonchassis auf ein großzügig bemessenes Volumen aufspielen. Das sorgt für entsprechende Pegelfestigkeit und ein tief hinabreichendes Bassfundament. In Zahlen ausgedrückt, reicht die AE109 bis auf respektable 46 Hz (-3 db) hinab. So gesehen nimmt sie die gleiche Stellfläche wie ihre auf einem Lautsprecherständer aufgestellte kompakte Zwei-Wege-Schwester AE100 ein, liefert aber ein gehörig gesteigertes Maß an Autorität und Schub in den unteren Registern nach.

 

Wer gerne in Sachen Heimkino unterwegs ist: Mit der 100er Serie von Acoustic Energy lässt sich auch ein Mehrkanal-Setup realisieren. Der zur 100er Serie gehörende Center AE107 sowie der Subwoofer AE108 führen perfekt die Formsache der AE109 fort und bilden ein homogenes wie klangstarkes Ensemble, das sich durchaus sehen lassen kann ohne dabei den Wohnraum überproportional zu dominieren. 


HÖRTEST


Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109

 

Man sollte sich von kleinen Abmessungen lieber nicht ins Boxhorn jagen lassen. Aller Zierlichkeit zum Trotz macht die Acoustic Energy ihrem Namen alle Ehre und füllt den Hörraum bei „The Ski Mask Way“ von Bodycount (Bloodlust) rotzfrech mit stupender Dynamik und Attacke.

 

Nur gut, dass ich mir dabei keine Sorgen um den Grad nachbarschaftlicher Verhältnisse machen muss, denn die zierliche Standsäule beweist durchaus, dass sie auch hohe Pegel blitzsauber und mühelos mitgeht. Fetzige Gittarenriffs bleiben dabei konturiert, nichts wirkt verwaschen oder überdeckend und auch das Schlagzeugspiel drängt kernig und klar ausdifferenzierbar aus den zierlichen Standsäulen. Die danebenstehende, deutlich größere und kostspieligere Magnat Signature 1105 liefert im direkten Vergleich zwar mehr Tiefgang, Autorität und bietet auch die größeren dynamischen Reserven, was jedoch in Anbetracht der Dimensionen und des Preisschildes (2.600 Euro) aber absolut in Ordnung geht. 

 

Wie auch immer, die Leistung der AE109 hier ist durchaus bemerkenswert und man kommt nicht umhin festzuhalten, dass sich hier ein kleines Energiebündel austoben darf, das sich vor größeren Kalibern weder verschüchtert noch zurückhaltend präsentiert.

 

Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109 im Testfeld

 

Während das Stück „Flava“ von Princess Nokia (1992 Deluxe) via Audirvana vom MacBook Air an die Leistungsabteilung des Elac EA101EQ-G Amp weitergereicht wird, wundere ich mich beim Entkorken des 2014er Spätburgunders (Weingut Singer), wie ein solch zierlicher Lautsprecher ein derart imposanten Tiefgang ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Ärmel schüttelt. Imposant deswegen, weil er nicht künstlich aufgepumpt wirkt.

 

Aber auch die AE109 kann die Gesetze der Physik nicht aufheben, großkalibrige Lautsprecher wuchten zwar ein paar Pfund mehr Tieftonenerie und Druck in den Hörraum, aber der an sich recht tief hinabreichende Bass gibt sich straff, eloquent, beweglich und mit viel Tempo versehen ohne das ihm all zu schnell die Puste ausgeht.  

 

Wird im Hörraum ein wenig mit der Aufstellung experimentiert, klingt bei einem Abstand zur Rückwand von knapp etwas über einem Meter und 80 cm Seitenabstand der Bass enorm ausgewogen. Die Befürchtung, dass der Bass aus reiner Übermotivation dem Mittelhochton in die Parade grätscht, bleibt unbegründet. In nicht allzu großen Räumen und vor allem bei wandnaher Aufstellung, kann die so entstehende zusätzliche sonore Unterfütterung für ein insgesamt wärmeres, fülligeres Klangbild sorgen. Es lohnt sich also durchaus bei entsprechend vorhandenen Platzverhältnissen mit der Aufstellung zu experimentieren.  

Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
Acoustic Energy AE109

 

Was hier ebenfalls auffällt, ist die direkte Spielweise der Acoustic Energy AE109. Sie bildet auch eher vorne an der Grundlinie ab, als dass sie sich zu weit nach hinten lehnt. Dennoch bildet sie, wenn es die Aufnahme hergibt, ein nachvollziehbares Bild von Größe und Positionierung der akustischen Geschehnisse. Sie engt also weder Künstler noch die Intonierung unnötig ein.

 

Die AE109 bleibt dabei auch in Sachen Auflösung kein Jota schuldig. Der Hochton überzeugt mit seinem akkuraten, präzisen Spiel. Zwar erreicht er nicht die Luftigkeit und ätherische Leichtigkeit des Hochton-Arrays einer Magnat Signature 1105, aber das zu erwarten wäre auch vermessen. Damit will ich auch zum Ausdruck bringen, dass sie wiederum von der typisch britischen Abstimmung, d.h zurückgenommenen, güldenen Höhen und lagerfeuerwarmen Mitten- und Tiefton, zugunsten einer neutraleren, dennoch detailreichen Abstimmung abweicht.

 

Dabei ist sie durchaus speziell im Mittenband nicht unterkühlt unterwegs, sondern liefert eine hohe Transparenz in Verbindung mit satten, vollmundigen Stimmintonation. Gerade bei Jason Molinas "It Must Be Raining There Forever" (Let Me Go, Let Me Go, Let Me Go) liefert sie eine derart klare atmosphärische Darbietung ab, mit einer Lebendigkeit und Authentizität, dass man aus dem Staunen fast kaum herauskommt.

 

Übermäßig samtig und weich ist nicht wirklich ihr Ding. Da spielt die quirlige Engländerin doch lieber frei, zupackend und mit reichlich Drive auf. So beispielsweise auch bei "Falling Short" von Lapsley (Understudy EP), hier brilliert die AE 109 geradezu und spielt jede Kompaktbox in Sachen Dynamik und Natürlichkeit an die Wand. Interessant in diesen Zusammenhang aber auch, dass die AE109 selbst bei leiser Spielweise überzeugt und auch hier den grundehrlichen Spielfluss beibehält. Ganz gleich, welches Musikgenre zum Zuge kommt, mit dem spritzig timbrierten Charakter und der hohen Spielfreude der Acoustic Energy AE109 dauern die Hörsessions prinzipiell länger als geplant. 



FAZIT:


Die Acoustic Energy vereint hohe Klangkultur mit einer vornehmen Erscheinung und zeigt sich als vielseitiger Allrounder. Schlank und kompakt einerseits ist die AE 109 unaufdringlich und unaufgeregt eloquent, lädt zum stundenlangen Leisehören und Schwelgen ein. Ohne Umschweife verwandelt sich der englische Beau bei Bedarf aber zum musikalischen Party-Animal, so dass hier zweifelsfrei Pegelbereiche erreicht werden, die man diesem Kleinod gar nicht zutraut. Wenn es einen Preis für einen Gentlemen-Lautsprecher schlechthin geben würde, die AE 109 hätte ihn sicherlich mehr als verdient. 


ACOUSTIC ENERGY AE109

Acoustic Energy AE109 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de
  •   85 Pkte Klang
  •   80 Pkte Brillanz 
  •   80 Pkte Abbildung / Räumlichkeit 
  •   85 Pkte Mittenqualität
  •   86 Pkte Bassqualität
  •   85 Pkte Neutralität
  •   85 Pkte Feindynamik / Präzision


Vertrieb: 

M.A.D. HiFi 

Weidenstr. 24

D-42549 Velbert

 

Kontakt:

Tel: +49 (0) 2051 4177600

Fax: +49 (0) 2051-4177602

 

Preis:  800,00 Euro

Erhältlich im Fachhandel sowie über www.mad-hifi.de

Nähere Informationen: www.acoustic-energy.de


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