Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

CAYIN RU7 - Kompakter USB-DAC / 1-Bit-DSD-Wandler / KH-Verstärker


CAYIN RU7


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fritz I. Schwertfeger / Cayin

18. November 2023


Kompromisslose Umsetzung von hochaufgelösten Musik-Inhalten bei kompakten Ausmaßen, verspricht der Cayin RU7. Dieser, als kompaktes Anhängsel für Smartphone, Tablet oder Laptop daherkommende Kopfhörerverstärker und Wandler treibt nicht nur leistungshungrige Kopfhörer an, sondern bringt auch eine ungewöhnliche Schaltungstopologie mit. 


Cayin, der für seine handverdrahteten Röhren-Verstärker weltweit geschätzte Hersteller, hat sich im Laufe der Zeit auch bei Digital Audio Playern (DAP) beste Reputation erarbeitet. Speziell der zuletzt vorgestellte N7 (2.300 Euro) sticht dabei besonders heraus, denn sein 1-Bit-DSD-Dac ist eine auf diesem Feld durchaus ungewöhnliche Variante, welche die gewohnten ESS oder AKM-Pfade wohltuend verlässt.  Um so erfreulicher also, dass sich die Ingenieure bei Cayin eben nicht zu weiteren Flaggschiff-Kapriolen bewegen, sondern das Prinzip der 1-Bit-DSD-Dac in preislich günstigere Gefilde führt.

 

Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

 

Und zwar in Form des mobilen, handlich kompakten und unkompliziert einsetzbaren RU7-Dongles. Dieser, so gibt Cayin zu verstehen, stellt eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber dem RU6 dar. Und zwar gleich innerhalb dreier Bereiche. Als erstes wäre die „Fully Balanced 1-Bit-DAC-Architecture“ zu nennen, die sich größtenteils vom teuereren N7 ableitet, dabei zwangsläufig auf die energiefressenden FPGA-Finessen verzichtet. Im Bereich der Verstärkung wurden dem RU7 die sog. „Parallel Driven Dual Phone Amplifiers“ spendiert, die deutlich leistungsstärker im symmetrischen Betrieb auftreten. Und eine Funktion kommt noch hinzu, die es beim RU6 in dieser Form nicht gab. Die optimierte Line-Out-Funktion.

 

Optimiert deswegen, weil bauartbedingt, keine Umgehung der Kopfhörerverstärkung möglich ist und die volle, konstante Aussteuerung über einen längeren Zeitraum logischerweise, eine größere thermische Belastung nach sich zieht. Die sich wiederum negativ auf die Signalreinheit auswirkt. Um das zu vermeiden, wurde der Line-Out bei Umgehung der Lautstärkeregelung auf ein Ausgabelevel von 1,2 V im unsymmetrischen und 2,4 V im symmetrischen Betrieb festgelegt. Damit kann der RU7 rein theoretisch (via Quellgerät) auch an den stationären Verstärker zuhause angeschlossen werden. Diese sog. USB-Dongles docken ansonsten direkt an Laptop, Smartphone oder Tablet an und entnehmen ihrer zuspielenden Quelle auch den benötigten Strom und geben das Signal anschließend an In-Ear- oder Over-Ear-Kopfhörer weiter. (Oder wie eben erwähnt als Line-Out).

 

Waren früher die rudimentär konzipierten Audioschaltungen und dem Kostendiktat unterworfenene Komponenten Grund genug, um sich einen externen USB Kopfhörerverstärker nebst Wandler zuzulegen, sind heute fehlende Kopfhöreranschlüsse, ein nicht von der Hand zu weisendes Argument. Dazu kommt, dass der Cayin RU7 besagtes, symmetrisches Verstärkungskonzept mitbringt und somit auch der leistungsmäßig gut motorisierte, bei audiophilen Nutzern immer beliebter werdende 4,4 mm Pentaconn Anschluss, neben dem unsymmetrischen 3,5 mm Anschluss zur Verfügung steht. 

 

Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

 

Von außen betrachtet, unterscheidet sich der Cayin RU7 von seinem letztjährig vorgestellten Geschwister-Modell RU6, in Details. Und das bei näherer Betrachtung. So besteht auch hier das Gehäuse aus Aluminium und wird mittels CNC-Maschine gefertigt. Der RU7 verzichtet auf den mittig umlaufenden Silbeaktzent des RU6, zeigt sich damit unaufgeregter. Auch bei der Linienführung etwas dezenter, wenn man so will geradliniger und mit feineren Radien versehen. Summasummarum gibt es bei Haptik, Materialgüte und auch Verarbeitung nichts zu meckern, alles auf hohem Niveau.

 

Und genau so soll es auch sein, schließlich darf man ja auch einiges erwarten, wenn man für den RU7 denGegenwert von 350 Euro über den Ladentisch schickt. Mit einem um drei Gramm im Vergleich zum RU6 reduzierteren Gewicht von gerademal 25 Gramm und Abmessungen von 6,6 Zentimeter Länge, 1,2 Zentimeter Höhe und einer Breite von 2,4 Zentimeter ist er für ortsunabhänigen Einsatz schnell zur Hand. Sei es im Flieger, der Bahn oder dem Ferienhaus eben auch platzsparend im Transport. Dazu kommt sein unkompliziertes Handling, denn lediglich die zentral platzierte USB-C-Buchse an der Frontseite will mit dem Quellgerät verkabelt werden. Wohlgemerkt, eine drahtlose Anbindung, findet sich hier nicht, aber das dürfte der geneigte audiophile Hörer an dieser Stelle auch nicht vermissen.

 

Auch der RU7 zeigt sich gänzlich in schwarz gehüllt, so dass sich sein unspektakuläres Äußeres viel mehr, wie eine auf unaufgeregte Eleganz ausgelegte Zurückhaltung beschreiben lässt. Von vorne betrachtet, fällt das OLED-Display auf, das Lautstärkepegel und die Auflösung des eingehenden Musiksignals anzeigt. Speziell von Relevanz, wenn man seine eigenen hochaufgelösten Files oder über Streaming-Dienste wie Qobuz, Tidal oder auch highresaudio zuspielt und dabei genau wissen will, womit der Wandler gerade beschäftigt ist. Und da ist der RU7 durchaus kein Kostverächter. Wortbreiten von bis zu 24 bit und Auflösungen hinauf zu 384 kHz, sowie bis zu DSD256 sind sein Arbeitsfeld. 

 

Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

 

Waren beim RU6 drei separate, quer angebrachte Tasten an der Oberseite für eine intuitive Bedienung angedacht, finden sich beim RU7 an gleicher Stelle aber diesmal längs integriert, eine Wipptaste und ein separater Tastschalter. Das funktioniert in der Praxis außerordentlich gut und erlaubt eine Bedienung des Wiedergabepegels quasi im Blindflug. Die Lautstärke wird auch hier wieder über ein für diesen Zweck durch drei Relais in ebensoviele Segmente unterteiltes Widerstandsnetzwerk verlustfrei und präzise digital geregelt. Dabei sind, wie ich finde, die unvermeidbaren, kurzzeitigen Unterbrechungen, etwas harmonischer, als beim RU6. 

 

Wie dem auch sei. Während erstere Wipptaste für die Lautstärke zuständig ist, erlaubt die Menü-Taste weitergehende Einstellungen. So beispielsweise das Umschalten des Arbeitsmodus, denn der RU7 erlaubt in seinem Line-Out Modus , eben das Durchschleifen des Eingangssignals mit festem Ausgabepegel. Sinnvoll gerade dann, wenn ein externer, sei es mobiler oder über seinen Line-In-Eingang auch eben stationärer Kopfhörerverstärker angesteuert werden soll. Die beiden rückseitig angebrachten Kopfhörerausgänge, nehmen entweder symmterisch den angesagten 4,4 mm Pentaconn Stecker, oder ganz klassisch die unsymmetrische 3,5 mm Klinke in Empfang. 

 

Beim Blick ins Innere finden sich auch hier zwei sechslagigen Platinen auf denen selektierte Bauteile ihrer Arbeit nachgehen. Um eine etwaige gegenseitige Beeinflussung zu vermeiden, wird die digitale von der analoge Verarbeitungsebene getrennt. Etwaig entstehender Rauschgrund, der von DSP und der Clock beigesteuert werden kann, soll dadurch von den Verstärkerschaltungen fern gehalten werden. Und jetzt kommt der Clou: Damit das digitale Audiosignal so originalgetreu wie möglich in die analoge Ebene moduliert wird, greifen die Ingenieure auf besagten 1-Bit-DSD-Dac zurück, der über eine differentielle Beschaltung auf vier Kanälen verfügt. 

 

Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

 

All diese 128 Dünnfolienwiderstände werden penibel selektiert, damit sie selbst bei Temperaturänderungen ihrer hochpräzisen Arbeit nachgehen können. Dieses 1-Bit-Widerstandsnetzwerk, zeigt sich im Aufbau recht ähnlich zum R/2R Widerstandsnetzwerk des RU6. Während aber beim RU6 ein Stereo-Widerstandsnetzwerk mit 96 Bauteilen, sprich 48 Widerständen pro Kanal realisiert wird, kommen beim RU7 vier Arbeitsgruppen mit je 32 Widerständen zum Einsatz. So wird ein vollsymmetrisches, 4-kanaliges Design umgesetzt, dass dem des RU6 letztlich überlegen sein dürfte.

 

Und dazu kommt noch eine weitere Besonderheit. Um eine 1-Bit-DSD-Dekodierung zu erhalten, werden im RU7 alle eingehenden Signale, sofern nicht bereits nativ anliegend, stets in das DSD-Format konvertiert und dann durch das diskret aufgebaute Widerstandsnetzwerk geleitet.  Im Unterschied zur kostengünsigen und heutig etablierten Delta-Sigma-Wandlerarchitektur sind die die Philips-Wandlerbausteine, die zu Beginn der Digitaltechnik auf ein aufwendiges und eben kostspieligeres R/2R-Widerstandsnetzwerk zurückgriffen für viele eine Art heiliger Gral der Digitaltechnik. So wird der R/2R-Architektur von vielen ein wärmerer, näher an das analoge Original angelehntes Klangbild nachgesagt, während Delta-Sigma-Wandlern auch ein hartes, eindimensionales und nervöses Klangbild nachgesagt wird. Aber nicht nur der Wandler oder seine Schaltungstopologie sind für den Klang letztlich entscheidend, sondern auch die Verstärkerschaltung, die nach der Wandlung zum Einsatz kommt.

 

Hier lässt sich der RU7 ebensowenig lumpen und verfügt über zwei parallel geschaltete Verstärker. Im symmetrisch beschalteten Ausgang, stehen mit strammen 400 mW an 32 Ohm, mehr als nur ordentliche Leistungswerte an daran angeschlossene Kopfhörer zur Verfügung. Und auch mit den 160 mW im unsymmetrischen 3,5 mm Klinkenausgang lassen sich empfindliche Kopfhörer wie der Meze 99 Classics zu Höchstleistungen bei der Pegelausgabe trimmen. Und wer sich nun fragt, ob er den RU6 sowohl leistungsmäßig, wie auch klanglich übertrifft, dem sei ohne zu spoilern verraten, dass sich die Leistung schon mal nach oben bewegt hat. So stehen verglichen mit den eben genannten Werten des RU7, beim RU6 immer noch mehr als ordentliche 138 mW im unsymmetrischen, aber eben fast die Hälfte, nämlich 213 mW im symmetrischen Betrieb an. Für Freunde empfindlicher In-Ears sicher vernachlässigbare Datensätze, aber für Freunde von weniger empfindlichen Over-Ears durchaus einen Vergleich wert. 


Cayin RU 7 - Hörtest


Cayin RU7 / Praxistest auf www.audisseus.de / Bilder: Fritz I. Schwertfeger

 

Obwohl die Artverwandtschaft zum Cayin RU6 nicht zu leugnen ist, zeigt der RU7 relativunumwunden, eine feinere und detailreicher ausgeprägte Klangsästhetik am Magnetostatischen Sendy Audio Kopfhörer auf. So legt der RU7 mit stärker ausgeprägter Offenheit und einer deutlich feinpolierteren Ausdruckskraft einen charakterlich, als luftig-luziden zu beschreibenden Auftritt hin. Während der RU6 komplexe tonale Ereignisse, speziell in den oberen und mittleren Lagen, eher weicher ineinandergreifen lässt, separiert hier der RU7 differenzierter, was zu einem dynamischeren Klangbild führt.

 

Er wirkt dabei, wohlgemerkt im dynamischen Zusammenhang, kraftvoller und temperamentvoller. Dazu kommt, dass er durch präziseres Ausleuchten der Seitenränder, eine minimal breitere Bühne und damit auch eine involvierendere Stimmung schafft. All dies resultiert letztlich, im Verhältnis zum RU6, in ein anspringenderes, direkteres Klangbild. Wenn man so will, zeigt sich der RU6 etwas wärmer timbrierter, während der RU7 sich einen Fingerbreit weiter auf der helleren, analytischeren Seite von Neutral bewegt. Interessant vielleicht auch der Vergleich mit dem anfangs erwänten Cayin N7, dessen DNA der RU7 zweifelsfrei mit auf dem Weg bekommen hat. In Sachen Feinauflösung und Transparenz legt der N7 durchaus noch eine gehörige Schippe drauf, aber alles andere wäre auch verwunderlich. Und auch wenn der RU7 seine Artverwandtschaft in die Waagschale legt, so bildet er Instrumente und Gesangesstimmen doch deutlich enger ab. Bei der Nachverfolgung von Hallfahnen beispielsweise oder bei der Ortungspräzision von Musikern und deren Instrumentierung zeigt er sich nicht in gleichem Maße mit sicherer Hand ausdifferenzierend, wie der N7. Damit wirkt er in der räumlichen Gesamtdarbietung etwas flacher, während der N7 durchaus intensiver und dreidimensionaler abbildet. 

 

Aber auch wenn der Cayin RU7 an seinen übergroßen Bruder Cayin N7 nicht herankommt und auch der Chord Mojo 2 sein noch detailverliebteres und minimal farbintensiveres Mittenband nebst kräftiger und präziser austeilendem Bassfundament entgegenhält, schließt der RU7 dennoch auf beindruckend nahe Sichtweite auf und spielt so auf einem durchaus beeindruckend hohen Niveau. Er lässt, den  durchaus klangstarken Ultrasone Naos wie auch Violectric Chronos hinter sich, und zeigt auf, was möglich ist, wenn die Ingenieure ein interessantes Konzept maßgeschneidert weiterentwickeln.


Cayin RU7 - Fazit


Mit dem RU7 setzt Cayin tatsächlich noch mal ein weiteres Ausrufezeichen. War schon der RU6 beeindruckend, legt der RU7 eine kleine Schippe drauf. Das ist deswegen bemerkenswert, weil sich trotz technologischen Transfer vom high-endigen N7-DAP, an den Größenverhältnissen des USB-Dongles so gut wie nichts geändert hat. 

 

Während sich rein äußerlich betrachtet, ein eleganter und geschliffener wirkender Auftritt zeigt, legt die klangliche Signatur des RU7 in Richtung luftigerer und gleichsam ausdrucksstärkerer Darstellung deutlich zu. Folgerichtig bewegt sich damit die Messlatte  gehörig weit nach oben. Er empfiehlt sich all denjenigen, die auf das oft klinkenfreie Smartphone als Zuspieler nicht verzichten wollen und diesem, wie auch einem Tablet oder Laptop bei der Gelegenheit ein klangliches Upgrade verpassen wollen. Dass er sich dabei auch als HiRes-USB-DAC für den Anschluss an einem stationären, analogen Verstärker nicht zu schade ist, macht ihn, mit Blick auf sein bezahlbaren Preis, um so reizvoller. 

CAYIN RU7

 

Preis: 349,00 Euro

Farbausführung: schwarz

 

Vertrieb 

Cayin Audio Distribution GmbH

An der Kreuzheck 8

61479 Glashütten-Schlossborn

Telefon: +49 (0)6174-9554412

Fax: +49 (0) 6174 – 9554424

E-Mail: info@cayin.com

Web.: www.cayin.de