Beats Studio Wireless - Praxistest by audisseus.de
Foto: Hersteller

In-EAR Kopfhörer


RHA T10


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: RHA / Fritz I. Schwertfeger


Für Erstaunen in Kennerkreisen sorgten bereits die ersten Modelle des Herstellers RHA, die sich neben progressivem Design auch in Sachen technisch innovativem Anspruch wohlig hervorheben.  Auch beim neuen Flaggschiff In-Ear, dem T10i wird mit Extravaganz bei der Herstellung und einer von Hand gefertigter Treibereinheit ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der folgende Praxistest gibt Aufschluss darüber, ob den Schotten ein großer Wurf gelungen ist.


RHA T10i: Titan aus Schottland

 

Für einen im Grunde moderaten monetären Gegenwert lässt der schottische Hersteller RHA hervorragend klingende In-Ears, wie das bisherige Spitzenmodell MA750i oder den knapp darunter angesiedelten MA600i an die Ohren. Legten diese quasi den Grundstein, um die ambitionierten Entwickler rund um Mastermind Lewis Heath als Geheimtipp der Szene zu bezeichnen, schickt sich der designierte Thronfolger T10i an, die Messlatte noch ein Stück höher zu setzen.


Das angehängte „i“ in der Modellbezeichnung verrät, dass der Hörer bei Bedarf auch als mobiles Headset zur Verfügung steht - zumindest bei iOS Devices. Das Mikro und die Bedientasten hüllen sich wie bei RHA üblich, in eine elegante wie schmale Vorrichtung, welche am rechten Ohrkabel angebracht ist. Die 3-Tasten Fernbedienung erlaubt die intuitive Bedienung der notwendigsten Funktionen wie Laut-Leise, Skip / Rufannahme. Das eingebaute Mikrophon dient der praktischen Freisprechfunktionalität. Wer darauf verzichten mag, greift zum T10, der sein Kabel im Sinne des puristischen Genusses nur dem Musiksignal zur Verfügung stellt.

 

RHA T10i: Lieferumfang


Wie bei den voran genannten Modellen des Herstellers liegt auch dem T10i ein ganzer Reigen an Ohrstücken in verschiedenen Größen und Formen bei. Eingefasst in einem Metall-Rahmen warten diese stets aufgeräumt und griffbereit auf ihren Einsatz. So gehört sich das, denn es macht aus gleich mehreren Gründen eindeutig Sinn. Schließlich gleicht kein Ohr dem anderen und ein schlecht sitzender In-Ear bedeutet Einbußen in Sachen Tragekomfort und Klangqualität. Das mitgelieferte Transportetui nimmt nicht nur die Ohrhörer schützend in seine Obhut, sondern auch den kompakten, aus massiven Edelstahl gefertigten Halter für die beiliegenden Filtereinheiten auf.


Hier haben sich die Ingenieure von RHA etwas ganz besonderes einfallen lassen. Kaum ein anderer In-Ear dieser Preisklasse dürfte eine derart ausgefuchste, auf den persönlichen Hörgeschmack anpassbare Klangmodifizierung erlauben. Ist mehr Höhenanteil (+3db ab 1kHz) erwünscht, kommt der goldene Filter zum Einsatz, für mehr Bass (+3db unterhalb von 200Hz) sorgt der schwarze Filtereinsatz. Werkseitig mit den sogenannten Reference Filtern bestückt, sollen diese für ein ausgewogenes Klangbild sorgen.


Der Austausch der mit einem Gewinde versehenen Aufsatzstücke lässt sich schnell und unkompliziert bewerkstelligen. Erfreulicherweise liegen auch die persönlich hoch geschätzten Ohranpassstücke aus Schaumstoff bei. Deren graues Material fügt sich perfekt der inneren Ohrform an und begibt sich bei Nichtgebrauch, dank seines Form-Gedächtnisses, wieder in seine Ursprungsform zurück.


 

RHA T10i: Gehäuse / Treiber 


Es galt, so hieß es aus den Reihen der Entwickler, dem Treibergehäuse eine natürlichere, ergonomische Form zu verleihen, die nicht nur den Tragekomfort im Ohr verbessert, sondern auch eine flexiblere Ausgestaltung der inneren akustischen Kammer zulässt. Innerhalb dieser Kammer residiert die eigens für den T10i entwickelte und von Hand gefertigte „770.1“ Treibereinheit über deren Details sich der Hersteller - wie auch bei den Vorgängern - wieder eisern ausschweigt. Von außen betrachtet sichtbar ist ferner ein 2,2 mm großer Metallgrill, direkt am Markenschriftzug. Hinter diesem verbirgt sich ein 0,8 mm großer Bassreflex-Port, der zum Rückraum des Treibers führt.


Die klassischen Fertigungsmethoden mit CNC-Maschinen stießen bei der Umsetzung der internen Vorgaben rasch an ihre Grenzen, also entschieden sich die Entwickler schlussendlich für das Metallspritzguss-Verfahren. Bei diesem Herstellungsverfahren handelt es sich um einen langen wie komplexen Prozess mit sehr geringen Toleranzen. Jeder Schritt bei der Herstellung der Treiber-Gehäuseteile ist eine exakte Wissenschaft für sich, sorgfältige Berechnung und Genauigkeit ein Muss. Wie dem auch sei, den Kunden wird es freuen, denn die Mühen bei der Herstellung machen sich durchaus auf den ersten Blick bezahlt. 

 

Wie dem auch sei, den Kunden wird es freuen, denn die Mühen bei der Herstellung machen sich durchaus auf den ersten Blick bezahlt. Der T10i erhält dadurch nicht nur einem formschönes Design, sondern auch ein praktisch unverwüstliches, im Alltag einfach alles wegsteckendes, robustes Edelstahlkleid. Vornehmes Understatement in Sachen optischer Wirkung inklusive. Der strukturierte, gebürstete Look der polierten Edelstahloberflächen lässt ihn um mehrere Klassen kostspieliger Wirken und verleiht zudem einen progressiv-futuristischen Nimbus.


 

RHA T10i: Tragekomfort / Handling


Ergonomie

 Dank seiner an die Ergonomie des menschlichen Ohrs optimierte Gestaltung, fühlt sich der T10i keineswegs wie ein Fremdkörper an, nichts kneift, drückt oder zwickt. Die weichen, fließenden Formen des Edelstahlgehäuses fügen sich angenehm ans Ohr und bereits nach kurzer Zeit nimmt man kaum noch war, dass man einen In-Ear trägt. Sicherlich auch ein Verdienst der flexiblen, konturverstärkten Kabelführung der Ohrbügel. Passgenau schmiegen sich diese um das Ohr um dank ihres hautsympathischen Materials augenblicklich wieder in Vergessenheit zu geraten.


Möglich macht dies eine aufwendige Konstruktion, bei der das weich ummantelte Drahtgeflecht die exakte Anpassung an den jeweiligen Träger erlaubt. Nebenbei bemerkt, vermittelt die aus dem Treibergehäuse ausgehende transparente Ummantelung der Ohrbügel auch einen Hauch von Secret Service Flair. Wer das erste Mal die beiden jeweiligen Kabel von hinten um die Ohren führt, wird dies zunächst als ungewohnt empfinden, aber recht schnell merken, dass dieser Tragevariante einige Vorteile innewohnen.


So vermeidet die grundsätzliche Fixierung des Kabels nicht nur Mikrofonie, sondern sorgt für einen sicheren und verwindungsarmen Sitz, der auch Bewegungen klaglos mitmacht - was letztlich in der Summe betrachtet dem Klang zugute kommt. Neben dem hervorragenden Tragekomfort ist auch an das Handling gedacht worden. Ein farbiger Ring kennzeichnet den linken und rechten Hörer, so dass ein permanente Suche nach den winzig kleinen Rechts-Links Markierungen der Vergangenheit angehört. Die beiden einzelnen Kabel lassen sich von einer höhenverstellbaren Vorrichtung enger oder weiter fassen, und mit einem praktischen Clip an der Kleidung fixieren. Scheuernde Kabel gehören damit auch der Vergangenheit an.


In Richtung des Klinkensteckers folgend, münden beide Kabel in eine Edelstahleinfassung die sie zu einem Strang bündelt. Starrer als gewöhnlich, verwickelt sich das Kabel somit von vornherein nicht um sich selbst. Ähnlich dem MA750i versprüht auch hier das in dezentem grau daherkommende Kabel den gleichen militärischen Schick. Dabei wirkt es derart stabil, dass jemand wie Jeremy Clarkson unvermeidlich auf die Idee kommen müsste, es im Falle eines Keilriemen-risses als Ersatz für selbigen in Verwendung zu nehmen.


 

RHA T10i: Der Klang


am Macbook Air


Nach einer Einspielzeit von etwa 30 Stunden und zunächst mit dem Reference Standart-Filter versehen, wurde der T10i im ersten Hörszenario an den Cambridge DacMagic XS angeschlossen, der via Audirvana Plus von einem MacBook Air mit musikalischer Kost versorgt wurde.


Und bereits mit den ersten Takten von „Overgrown“, aus James Blakes gleichnamigen Album lieferte der Schotte ein weites und breit aufgestelltes Panorama ab. Er ließ tief in das Stück hineinhören und schüttelte ohne Anzeichen von Anstrengung ein enorm wuchtiges, dunkles und sauberes Tiefton-Fundament aus dem Ärmel. Auch leistete er sich keinerlei Übertreibungen im kritischen Grundtonbereich, sondern staffierte die Stimme von James Blake mit glaubhafter Kolorierung und Natürlichkeit aus. Angenehm die vornehme, warm timbrierte Transparenz im Hochton, der weder überpräsent noch angestrengt wirkte. Mit feinem Auflösungsvermögen verlieh er dem Stück den nötigen Hochtonglanz und lud gleichzeitig zu ermüdungsfreiem, langem Hören ein.


Wer hier eine im Hochtonbereich ausgeprägtere Darbietung schätzt, kommt mit den goldfarbenen Filtereinheiten auf seine Kosten. Flugs ausgetauscht, erstrahlten die Höhen fortan mit eindringlicherer Spielweise und gaben dem T10i eine federnde Leichtfüßigkeit mit auf dem Weg, die ganz wunderbar zum erdigen Tiefton und den seidigen Mitten korrespondierte. Die Befürchtung, der Einsatz der schwarzen Filtereinheiten würde den ohnehin satten Bass in ein kaum erträgliches Gewummer verwandeln, blieb zum Glück unbegründet. Statt den Tiefton über Gebühr einfach nur aufzublähen, packte dieser mit größerer Dominanz und Autorität zu. Wenngleich auch nicht mit der gleichen scharf umrissen Kontrolle wie mit dem neutralen, Reference Filter.


Ganz gleich wie, letztlich entscheidet der persönliche Geschmack des Hörers. Zusammenfassend beeindruckte das hohe Maß von schier unbändig wirkender Kraft und korrespondierender Kontrolle. Nichts schien den T10i an seine Grenzen bringen zu können. Mit nachdrücklicher Plastizität bildete er die für Gänsehaut sorgende Stimmung dieses Stücks nach und unterstrich so den leicht morbiden Charme des Stücks.


Electro-Indie

 

Eher stimmungsvoll heiter legte sich die Electro-Indie Formation Sylvan Esso mit dem Stück „Coffee“ aus ihrem Erstlingswerk ins Zeug. Den Groove dieses Songs transportierte der In-Ear mit viel Spielwitz und reichlich Tempo. Und wie selbstverständlich zimmerte er noch einen faszinierend erdigen Bass der präzise, trocken und vor allem satt den Gehörgang flutete. Den verspielten Glockenarrangements galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit und er stellte diese klar und mit viel Körper in den Raum, ohne es dabei mit dem Höhenanteil zu übertreiben. Überhaupt entpuppte sich der RHA als ausgesprochen galant aufspielender Zeitgenosse. Ganz Gentleman hielt er sich mit Übertreibungen zurück und stellte die Musik statt sich selbst in den Vordergrund. Dynamik, Lebendigkeit bei entspannter Facettierung und die gleichzeitige Fähigkeit auch bei Bedarf in Sanftmut zu schwelgen, schienen die prägenden Klangattribute dieses In-Ears zu sein.


Klassik

 

Und gerade besagte Eigenschaften brachte der T10i speziell bei klassischer Musik unnachahmlich ins Spiel. So war der Schotte vollkommen in seinem Element als Robert Schumanns „Symphony No 2 in C major Op 61 – III Adagio espressivo“ von Robin Ticciati und dem Scottish Chamber Orchestra, als HiRes Download (24 Bit/192 kHz) von Linn Records, über die Edelstahlgehäuse an die Trommelfelle perlte. Wohlgemerkt fand dieser Hörtest in einem lebhaft besetzten Restaurant um die Mittagszeit statt. Um so mehr beeindruckte die Fähigkeit des In-Ears mit den Schaumstoff-Ohrstücken die Außenwelt komplett außen vor zu lassen.


Filigran intonierte der RHA die mit Beginn des Stücks zart aufspielenden Violinen und gab ihnen eine farbenreich luminiszierende Strahlkraft mit auf dem Weg, der keinerlei Strenge oder Fahrigkeit innewohnte. Mit ebenso konzentrierter Spielweise widmete er sich den Blasinstrumenten, wies ihnen gebührenden Raum, Körper und Atmosphäre zu. Das Wechselspiel von zarten Passagen zu eindringlichem Allegro vollzog er mühelos wie virtuos gleichermaßen. Dabei bildete er das Wesen jedes einzelnen Instrument mit stringenter Deutlichkeit heraus und ließ den musikalischen Fluss in einer von Homogenität und Authentizität getragenen Spielweise aufleuchten.  

 

am iphone

Nicht außer Acht gelassen werden sollte natürlich auch die alltagstaugliche Anwendung des In-Ears mit einem mobilen Device wie z.B. einem iPhone der aktuellen Generation. Dank niedriger Impedanz lassen sich die In-Ears problemlos von den meisten mobilen Geräten antreiben. Dennoch klingt es über einen externen Kopfhörerverstärker, wie z.B. dem beyerdynamic A 200 p deutlich aufgeräumter und souveräner. Und als Henry Rollins seinen Jahrhundertklassiker „Liar“ (Rollins Band / Weight) auch in Platz sparender Codierung (AAC - 320 kBit/s) anstimmte, zeigte der RHA, dass er durchaus auch als Wolf im Schafspelz gelten kann. Gerade noch distinguiert beim klassischen Konzert, ließ er auf einmal die Muskeln spielen.


Fast schon beängstigend real baute sich Henry Rollins zu voller Größe auf, und man wähnte – während er berserkerhaft das Mikro bearbeitete – bedrohlich nah den Atem seines getriebenen Geistes im Nacken zu spüren. Mit respekterheischender Herzhaftigkeit prügelte der Schotte das Schlagzeug auf den Punkt, verlieh dem Stück eine sonore Grundlage im Bass, während die nahtlose Dynamik und der Punch kein Auge trocken ließ. Ohne mit der Wimper zu zucken folgte er den fast schon irrsinnig wirkenden Übergängen, von anfangs zurückhaltender, spärlich dosierter Bass-Line, Schlagzeug und unschuldigst daherkommender E-Gitarre hin zu einem sich stetig steigernden explosiven Flächenbrand.


Während das limbische System des Autors, ob dieses musikalischen Handgemenges in den roten Bereich drehte, strotzte der RHA vor Spielfreude, Verve und einer bärigen Unerschütterlichkeit. Wer hier noch eine Zugabe in Sachen Hochtonfrische wünscht, greift einfach zur mitgelieferten Hochton-Filtereinheit. Schärfe und Durchzeichnung legten damit dann wie über einen Wetzstein gejagt zu, was den schizophrenen Wahnsinn des Stücks letztlich nur noch mehr unterstrich.





Bild: Fritz I. Schwertfeger

Fazit:


Die Schotten verblüffen mit dem T10i erneut. Dachte man mit dem MA750i wäre der Aufwand auf die Spitze getrieben, beweisen die Ingenieure von RHA, das in Sachen Herstellungsaufwand, Detailverliebtheit, individueller Tragekomfort und personalisierte Soundanpassung nochmals eine Schippe drauf gepackt werden kann. Mit beispielloser Souveränität spielt sich dieser In-Ear in die obere Liga und glänzt dabei in freudvoller Manier auch mit dem für das Produktdesign prämierten (Red-Dot-Award) Edelstahlkleid.

 

Klanglich ist der Schotte mit den typischen Meriten des Inselsounds gesegnet. Satter, sonorer Bass, stimmungsvolle Mitten und zart leuchtende Höhen die nichts unterschlagen. Dabei liefert er einen wuchtigen, voluminösen Antritt und begeistert mit seiner Fähigkeit, beinahe vollkommen in den Hintergrund zu treten, um der Musik somit mehr Geltung zu verschaffen. Genial fast schon der individuelle Eingriff ins Klangbild durch die auswechselbaren Filtereinheiten - das soll den emsigen Schotten erst mal so schnell einer nachmachen.

 

Erhielt der Vorgänger MA750i vom Autor den Titel des Dreadnaught unter den In-Ears so findet sich für das Flaggschiff T10i bei seinem Format und seiner Performance nur eine passende Bezeichnung: Welcome – New Star Destroyer.

 


RHA

www.rha-audio.com

Preis: 179.95 Euro


RHA T10i / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / audisseus.de
  • 90 Pkte Klang
  • 85 Pkte Ausstattung
  • 85 Pkte Verarbeitung
  • 85 Pkte Bedienung
  • 95 Pkte Bassqualität
  • 85 Pkte Neutralität
  • 90 Pkte Feindynamik /
    Präzision


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