Calyx PaT - Praxistest auf www.audisseus.de
Foto: Fritz I. Schwertfeger

Mobiler DAC / Kopfhörer-Verstärker im Praxistest


Calyx PaT


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Calyx / Fritz I. Schwertfeger

28.06.2015

 

Mobiler und gleichzeitig hochwertiger Musikgenuss spielt in Zeiten in denen die eigene Musikbibliothek, dank immer größer werdenden Speicherkapazitäten problemlos auf einem Laptop oder einem Smartphone mitgeführt werden kann, eine immer größere Rolle. Aber was aus den oftmals stiefmütterlich behandelten Kopfhörerausgängen der mobilen Gerätschaften an die Ohren kommt ist, je nach gestellten Ansprüchen – um es diplomatisch auszudrücken – eher kompromissbehaftet und meist gerade so erträglich. Entweder wird von den Herstellern kostbare Klangqualität auf der Domäne der D/A-Wandlung oder durch schwachbrüstige und klanglich nichtssagende Verstärkersektionen verschenkt. Oder schlimmstenfalls wird gleich in allen Disziplinen das Optimum in Sachen Klanggüte der Kostenoptimierung geopfert. Abhilfe bieten hier spezialisierte, mobile DACs an, die mit hochwertigen Komponenten, einem durchdachten Layout  und hochwertigen Wandlern ausgestattet sind. Die Regie übernehmend, hieven diese die Qualität der D/A-Wandlung und Signalverstärkung  auf ein höheres Level und sorgen so für einen gesteigertes Musikerlebnis. 


Calyx PaT: Verpackung und Zubehör

 

Der koreanische Hersteller Calyx und schickt hierzu einen äußerst handlichen USB-DAC / Kopfhörerverstärker namens PaT ins Rennen - kaum größer als eine flache Streichholzschachtel. Um genau zu sein, misst das Kleinod exakt 6 cm in der Länge, 3 cm in der Breite und ganze 7 mm in der Höhe. Ebenfalls erfreulich, dass äußerst geringe Gewicht des Calyx, man vergisst recht schnell, dass man ihn dabei hat.  

 

Der kleine DAC kommt in einer profanen, durchsichtigen Allerweltsverpackung daher. Das fällt Grunde nicht besonders ins Gewicht, wird aber der Qualität des kleinen Calyx nicht unbedingt gerecht. Im Lieferumfang sind zwei kompakte (15cm) USB-Kabel (USB zu USB-Micro-B / USB-Micro B zu USB-Micro B) enthalten, mit denen der Calyx PaT Verbindung zum musikalischen Datenstrom herstellt. Ansonsten gibt sich der Calyx betont puristisch.


Calyx PaT: Die Vision

 

Seungmok Yi, seines Zeichens Mastermind des koreanischen Herstellers Calyx hat den PaT nach eigenen Angaben mit der Maßgabe konstruiert, die mobile Wiedergabe von Laptop oder Smartphones auf ein high-endiges Niveau zu bringen. Ob der Calyx dieses hehre Ziel auch erreicht wird der Hörtest zeigen, die Erwartungen zumindest sind schon mal hoch, denn mit seinem großen Vorbild, dem mobilen High-Res Player Calyx M steht ein klangstarkes und von der internationalen Fachpresse hoch gelobtes Zugpferd im Stall. Außerdem hat bereits der hier getestete Cambridge DacMagic XS bewiesen, dass Musik am Laptop sehr wohl high-endig klingen kann. Diesem Gegenüber, das sei schon mal verraten, hat der Calyx neben dem Umstand, dass er zwar minimal länger, aber etwas flacher baut einen wesentlichen Vorteil. Während der Cambridge rein auf den USB Anschluss eines Rechners fixiert ist, (sein Stromverbrauch ist weder dem iPhone noch dem iPad genehm), ist der kleine Calyx per Camera Connection Kit flugs mit dem iPhone verbunden und nimmt sich dessen Datenstroms mit voller Konzentration an.

 

Calyx PaT: Die Technik

 

Obwohl nahezu alle modernen DACs ohne Probleme mit Wortbreiten von 24 bit / 192 kHz umgehen können, beließen es die Koreaner  beim Calyx PaT bewußt bei einer Verarbeitung bis maximal 16 Bit / 48 kHz. Dies hat gleich mehrere Gründe, zum einen wäre der Stromverbrauch eines höher auflösenden DACs sehr hoch und zum anderen übersteigt die überwiegende Mehrheit der in Verwendung kommenden Files, von z.B. einem Smartphone, meist kaum die CD-Qualität. Außerdem, so Seungmok Yi, wollte man den Focus lieber auf die Klangqualität setzen als auf Fähigkeiten, die sowieso kaum genutzt würden. Trotz hartnäckiger Nachfragen, gaben sich die Koreaner eisern verschwiegen, hinsichtlich weiterer technischer Details.

 

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Foto: Fritz I. Schwertfeger

Calyx PaT: Funktionen

 

Der vorderseitig positionierte USB-Micro Eingang des Calyx stellt die Verbindung zu Laptop, Smartphone oder Tablet her und bietet zudem den Vorteil, dass das Device stets in der richtigen Position neben dem Mac seinen Platz einnimmt. Somit wird die Bedienung der insgesamt fünf Bedientasten nicht zum Ratespiel. Eine kleine Leuchtdiode auf der Oberseite signalisiert die Betriebsbereitsschaft. Für die Lautstärkeregelung sind die nach oben und unten gerichtete Tasten zuständig, während die seitlichen Tasten für das bequeme Skippen der Tracks zur Verfügung stehen. Start oder Pause erfolg über die Mitte. Der 3,5 mm Klinkenausgang für den Kopfhörer findet sich auf der Unterseite des DACs wieder. 

 

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Foto: Fritz I. Schwertfeger
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Time For Music - Hörtest


Getestet wurde an einem MacBook Air, sowie iPhone und Tablet. Musik kam entweder in HiFi-Qualität von TIDAL gestreamt, klassisch in AAC (320 kbit/s) komprimiert via iTunes oder highendig über Audirvana Plus auf unterschiedliche Kopfhörer -  T10i / T20 In-Ears von RHA, der klangstarke Aureol Real von Teufel, der faszinierende ATH-MSR7 von Audio-Technica oder auch die zu kurzen Vergleichen herangezogenen Edelhörer Audeze EL-8 im Doppelpack  (opened- / closed back) bis hin zum großkalibrigen Ultrasone Carbon 8 durften alle mal mit dem Calyx anbandeln. (Tests der Kopfhörer folgen...) Richtig wohl fühlte sich der kleine Koreaner mit niederohmigen Hörern, und hatte ergo leichtes Spiel mit den 16 Ohm - In-Ears. Auf den Datenblättern werden die EL-8 von Audeze mit 30 Ohm geführt, gleiches gilt auch für den Ultrasone.  Diese trieb der Calyx,  wenn auch im Vergleich zu den In-Ears  mit leicht reduzierter Lautstärke,  problemlos und immer noch laut genug an.

 

Am MacBook Air

Per mitgeliefertem USB-Kabel einfach an den Mac angedockt, konnte die Hörsession ohne die Installation eines Treibers direkt beginnen. Direkt auffallend war das offenere und beweglicher wirkende Klangbild des Calyx PaT im Vergleich zum integrierten Ausgang des Macs. Zwar tönte dieser lauter und machte auch vor 24 Bit / 96 kHz nicht halt, aber in Sachen Klanggüte hatte der kleine Koreaner die besseren Trümpfe im Ärmel.

 

Indie-Rock / Alt-Country

Via TIDAL gestreamt, intonierte der PaT mit mehr Finesse- und Farbenreichtum als es der Mac vermochte. Die Gitarre im Stück „Hillside Song“ (The Waterfall) der Kentucky-Kombo - My Morning Jacket - wurde plastischer, greifbarer dargestellt. Mit dem Calyx umspannte das Stück auf einmal eine emotionalere, aufgeladenere Weite, während der Sänger Jim James mit leuchtenderer, ansprechenderer Ausdrucksweise ans Werk ging. Wurde wieder der integrierte Ausgang des Mac bemüht, fehlte auf einmal die Lebendigkeit und die Intensivität mit welcher der mobile DAC das Stück auf wundersame Art emotional auffächerte.

 

Singer-Songwriter

Der amerikanische Singer-Songwriter Gus Black ist nicht unbedingt dafür bekannt, zimperlich zu sein. Kaum ein anderer käme wohl auf die Idee, sein Album „This Is Not the Day To Fuck with Gus Black“ zu benennen. Um so bemerkenswerter, dass es Gus Black versteht, dieses zumeist reduziert instrumentierte Album wie die Begleitmusik eines Tarantino-Streifen wirken zu lassen. Fließend, kraftvoll und doch gleichzeitig schillernd, von kafkaesken Wahnsinn beseelt. Als 16 Bit / 44,1 kHz Flac und via Audirvana Plus legte sich Gus Black mit seiner melancholisch angehauchten Stimme in „Love Is A Stranger“ ins Zeug. Und auch hier zeigte der Calyx dem Mac, dass man einer Gitarre sehr wohl mehr Leben einhauchen konnte und  dass Hintergrundgeräusche nicht irgendwelchen zufälligen Abläufen folgten, sondern sorgsam in Raum und Zeitgeschehen eingebunden zu sein hatten. Stringenter und deutlicher, das Einsetzen der fein angeschlagenen Hi-Hats im Hintergrund, die sich wie selbstverständlich gleichberechtigt im musikalischen Geschehen wiederfanden, ohne vom restlichen Geschehen überdeckt zu werden. Und auch die scheinbar wie aus dem Nichts materialisierenden Background-Stimmen bekamen neben Glanz und Gloria auch deutich mehr Präsenz im Raum zugewiesen, und wirkten nicht wie beiläufig in das Stück eingebunden.

 

Jazz

Das aus dem Jahre 1994 stammende Album „In This House , On This Morning“ von Wynton Marsalis, oder besser gesagt, des Wynton Marsalis Septetts ist eine Liturgie des Jazz, wie sie spiritueller zwischen Mensch und dem unbekannt Göttlichen kaum sein könnte. Mit viel Druck und Präzision hielt der Calyx PaT die zunächst geordnet beginnende aber dann oftmals in einen wilden wie wirren Dialog einsetzende Instrumentierung des Stücks „Alter Call-Introspection“ stilsicher auseinander. Er lies die Blasinstrumente mit mehr Strahlkraft um die Wette buhlen, verlieht dem Schlagzeug eine grandiose Attacke, und lies es wuchtig und schillernd den Ton angeben. Trompete und Saxophon musizierten mit bestechendem Ausdruck, gaben dabei deutlich nachvollziehbar ihre Position im Raum preis. Der Calyx spielte im Vergleich zum Mac mit deutlicherer und präziserer Handschrift, arbeitete den musikalischen Fluss akkurater heraus und überzeugte mit einer feineren und fließenderer wirkenden Spielweise.

 

Am iPhone

 

Elektro-Pop

Und auch bei „Klapp Klapp“ aus dem Album Nabuma Rubberland der illusteren schwedischen Formation - Little Dragon – zeigte der Calyx PaT, dass er mit mehr Punch, präziserer Abbildung, und beherzterer Spielweise zu begeistern wusste. Quirlig und mit erkennbar viel Freude musizierte Yukimi Nagano über den Calyx, während sie direkt aus dem iphone bedeckter und fast schon zürückhaltend reserviert erschien.

 

Die gleiche Unentschlossenheit präsentierte sich am Ausgang des iPhone auch bei „Building It Still“ aus James Blakes - 200 Press EP. Umgeschaltet auf den Calyx PaT drängten die synthetischen Klangskulpturen mit feinerer Kontur und extravaganter Linienführung aus den Kopfhörern. Knackiger, präziser der Bass und mit gelösterer Präsenz das Geflirre in den oberen Registern.

 

Blues-Rock

Richtig beherzt ging es mit dem Calyx bei Gary Clark Jr. zur Sache. Da geriet der Live-Mittschnitt des Stücks „When My Train Pulls In“ aus dem gleichnamigen Live-Album zu einem pulsierenden energiegeladenen Strom, dem man sich kaum entziehen konnte. Mit stupender Dynamik und gepfefferter Attacke donnerte das Stück förmlich an die Ohren. Aber was war das, hoppla: Der impulsive Spielfluss schien beim Umstecken in den Kopfhöreranschluss des Smartphones förmlich in sich zusammen zu fallen. Nunmehr tönte Gary Clark Jr. als ob er gar nicht so recht aus dem Quark kommen wollte, eindimensional und ohne diese mitreißende, ja gar betörende Offenheit und Vielschichtigkeit in der Abbildung, die sich mit dem Calyx einstellte. Und auch in den komplexesten Passagen ließ sich der Calyx nicht beirren. So stocherte das Schlagzeug nicht gedankenverloren irgendwo umher, sondern peitschte druckvoll und mit Dringlichkeit das Tempo vor. Der PaT vermochte dabei nicht nur die Bühne evident breit darzustellen, sondern dem Gesamtkomplex der Instrumentierung auch gefühlt das richtige Timing zu verpassen.

 

Calyx Vs. Cambridge am Mac


Folk-Rock

Mit klarer, detailreicher Struktur und viel Temperament, nahm sich der Calyx dem schrammelig rauh angespielten Stück „With A Sort Of Grace I Walked To The Bathroom“ aus dem aktuellen Album – Universal Themes – von Sun Kil Moon an. Unweigerlich stellte sich das Gefühl ein, dass der Sänger Mark Kozolek wohl just gegen innere Tumulte, vom Format eines Gebirgsmassives, anzusingen schien. Die Detailverliebtheit des Calyx war der Gegenpart zur erhaben gelassenen, breitbandigen Galanterie des Cambridge DacMagic XS. Spielte hingegen nur der Ausgang des Mac, tönte es in Sachen Detailreichtum deutlich zurückhaltender, mit reduzierterem Flair und einer geringer ausschlagenden Temperamentskurve.


Fazit:

Ganz gleich welcher Kopfhörer auch zur Rate gezogen wurde, wie ein roter Faden zog sich die stringente Detailverliebtheit und das fein aufgelöste, präzise Klangbild des Calyx PaT durch den gesamten Hörtest. Der Koreaner gab der Musik eine eindrucksvolle Leichtigkeit mit auf dem Weg, die über die üblichen Ausgänge von Smartphone- und Tablets irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein schien. Freier, leichtfüßiger, ohne dabei zu kristalliner Härte zu neigen, führte der Calyx durch sämtliche Musikgenres. Erfreulicherweise ohne dabei den Akku des Quellgerätes über Gebühr zu strapazieren. (An ein iPad Mini angeschlossen, spielte der Calyx PaT von Samstag Abend bis Montag Abend ohne Unterbrechung durch - bei einer Restleistung des Akkus von 20 %). Die intuitive Bedienung, direkte Lautstärkeregelung und Skipfunktion (mit dem iPhone verbunden) machen den Calyx zu einem außerordentlich gut klingenden wie gleichsam unverzichtbar praktischen Begleiter. Den Vorteil, ihn auch für ein iPhone nutzen zu können, erkauft man sich zwar über den Umweg des Camera Connection Kits - in Anbetracht des Klanggewinns aber eine durchaus lohnende Nebensächlichkeit.  

 

Preis: 119 Euro 

Garantie: 2 Jahre

Erhältlich über: www.audionext.de

 


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