Autor: Fritz Schwertfeger
Bilder: Fritz Schwertfeger / Innuos
29. Juni 2021
Der portugiesische Hersteller Innuos, für seine Musik-Server mittlerweile international bestens beleumundet, stellt nach intensiver Entwicklungszeit mit innuOS 2.0 ein neu konzipiertes Betriebssystem auf die Beine. Nichtcomputer-Nerds und Veränderungsphobiker können erleichtert aufatmen, denn innuOS 2.0 bietet ein durchdachtes Konzept, mehr Vereinfachung und Komfort, aber auch gesteigerten Leistungsumfang und für die Zukunft weitere Erweiterungen des Leistungsumfangs.
Never change a winning team, heißt es ja bekanntlich. Man hätte es sich bei Innuos auch einfach machen und alles beim Alten belassen können. Schließlich ist das bisherige UI (User Interface) der Portugiesen in Sachen Bedien- und Anwenderfreundlichkeit ein Meilenstein für sich und auch an Vielseitigkeit und Funktionalität gibt es kaum etwas zu kritteln. Zwar wollte der umtriebige Entwicklungsleiter und Direktor von Innuos, Nuno Vitorino das Rad nicht neu erfinden, aber musste dann doch einiges von Grund auf neu konzipieren, denn er wollte schlichtweg vieles verbessern.
Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass von Musik-Servern, die dazu als Streaming-Bridge an DACs oder Aktivboxen angebunden sind, ein durchaus üppiger Leistungsumfang erwartet wird. Der klangliche Gedanke spielt dabei ebenso eine gewichtige Rolle, das gilt auch im Falle eines Zen Mini Mk3, ob er nun via USB-Datenstrom, als streamende Vorstufe an einer separaten Endstufe oder Netzwerk-Player inkl. eigenem DAC zum Einsatz kommt. Schauen wir uns hierfür das Arbeitsgebiet eines Innuos Musik-Servers näher an.
Eigene CDs einlesen und diese in einer internen, zentralen Bibliothek ablegen, mit hinzuzufügenden externen Inhalten von NAS oder via USB von Sticks, Festplatten oder freigegebenen Ordnern auf Rechner oder Laptop ergänzen, Backups erstellen wäre nur mal ein Aspekt und heutzutage auch aufgrund der an Bord befindlichen Rechenpower auch keine wirkliche Herkulesaufgabe mehr.
Dazu kommt die Einbindung von Streamingdiensten und Internetradio während alles auch übersichtlich in seiner Darstellung, sowie noch dazu unkompliziert bedienbar sein soll. Im Falle von Innuos kommt ergänzend hinzu, dass der User selbst entscheiden kann, wie der Server agieren soll. Einfach zentrale Verwaltungsinstanz und eigene Wiedergabequelle an angeschlossene DACs oder Aktivlautsprecher beispielsweise, als Quelle für ein evtl. vorhandenes Sonos-Rudel oder alternativ für andere UPnP-Geräte anderer Hersteller, die im gesamten Wohnraum verteilt sind. Oder eben und als Roon Player, wie auch als eigener Roon Core. Dann übernimmt aber Roon mit eigener Intelligenz wie Steuer-App die Kontrolle und überlässt dem innuOS Unterbau zwar die Arbeit, aber eben nicht den Ruhm.
Das bisherige Betriebssystem innuOS in der letzten Version 1.4.9. ermöglicht über die Eingabe von my.innuos.com im Web-Browser das Steuern und Verwalten, ja sogar das nachträglich Editieren von eingelesenen Musik-CDs. Jedoch ist es von seiner optischen Visualisierung als Web-Interface, ganz gleich, ob nun auf dem Rechner oder auf dem Smartphone / Tablet einem eher funktionalem Purismus untergeordnet. Sicher, es lässt sich direkt aufrufen und bietet auch eine für nichtcomputer-nerds zu bewerkstelligende Bedienung wie auch Darstellung von Alben und Interpreten. Es fehlt aber die sexyness einer übersichtlichen App wie Roon sie beispielsweise bietet, einer zentralen, übersichtlichen Sammelstelle, die per Fingertipp nicht nur Informationen, sondern auch die nächste Aktion bereit hält.
Daher wird innuOS 2.0 logischerweise von der neu entwickelten, für iOS und Android kostenlos erhältlichen, Innuos Sense App unterstützt. Das macht das Ganze speziell für all diejenigen interessant, die Roon nicht verwenden wollen. Was sind also sind die größten Veränderungen? Die Bedürfnisse der Nutzer, aber auch das was „machbar“ ist, unterliegen einem steten Wandel. Dem wollte man bei Innuos Rechnung tragen und mit innuOS 2.0 einen logischen „next step“ einläuten. Dass sich dies nicht von heute auf morgen realisieren lässt, dokumentieren die verstrichene Zeit, die mit etwas über drei Jahren für sich alleine spricht.
Zumal innuOS 2.0 nicht von externen Fremdfirmen, sondern von einem eigenen Team unter Federführung von Nuno Vitorino realisiert wurde. Mit ein wenig Make-up war es nicht getan, also entschied man sich neben der visuellen Aufbereitung auch den technischen Unterbau, der im Kern auf der bewährten Audio Engine des Logitech Media Servers (LMS) basiert, neu zu konzipieren.
Schlank und performant mit gleichzeitig höherer Priorisierung der für Audioprozesse, lautet hier das Motto, was auch klanglich einiges bringt. Denn anstelle einer permanenten Server-Abfrage nutzt die neue innuOS 2.0 Bedieneroberfläche weiterentwickelte Interaktionstechnologien, so dass weniger Netzwerk-Last entsteht. Im Blick behalten wurde und wird auch zukünftig letztlich alles, was sich positiv auf die klangliche Qualität auswirken kann. Updates werden hier eine kontinuierliche Umsetzung von diesbezüglichen gewonnenen Erkenntnissen erlauben. Knapp zusammengefasst also: verbesserter Leistungsumfang, bessere Übersichtlichkeit und eine auf die eigenen Bedürfnisse konfigurierbare Bedienbarkeit.
Werfen wir also einen näheren Blick auf die innuOS Sense App. Einmal aufgerufen, stellt sie die Verbindung zum eigenen Innuos Musik-Server her, agiert als übersichtliche Informations- und Steuerzentrale. Gut hier auch, dass über die erhaltene Web-Browser-Funktionalität, sowohl PCs, Macs oder auch Linux Maschinen einen Zugriff herstellen können. Gerade beim nachträglichen Editieren besonders wichtig. Positiv fällt auf, dass bei der Konzeption zahlreiche Funktionalitäten bereits umgesetzt und in Zukunft im Zuge eines laufenden Erweiterungsprozesses auch weitere hinzukommen werden. Visuell jedoch, wirkt alles sehr aufgeräumt und auch logisch strukturiert, so dass der Anwender nicht mit verschachtelten oder überfrachteten Menüführungen überfordert wird.
Dafür sorgt die unteren Bereich der App anzutreffende, als „Home“ bezeichnete erste Ebene, die auf einen Blick neben den neuesten musikalischen Inhalten, auch die am häufigsten frequentierten Alben und Wiedergabelisten aufzeigt und so lästiges Suchen erspart. Auch die Lieblingsradiosender sind direkt anwählbar, so dass man nicht erst umständlich Untermenüs anwählen muss. Wer wiederum gerne die Suchfunktion bemüht, der kann sich über eine neue, vertiefte Suchfunktionalität freuen, die nicht stur auf höchste Übereinstimmung getrimmt, sondern auf größtmögliche Breite und Tiefe ausgelegt ist. So wird nicht nur der gesuchte Interpret oder das entsprechende Album aufgezeigt, sondern auch weitere Alben und Tracks, die hiermit im Zusammenhang stehen. Das Homemenü lässt sich auch über konfigurierbare "Widgets" personalisieren, so dass es mit künftigen Erweiterungen eine ganz individuell zugeschnittene Übersichtlichkeit bieten wird.
Wird der, wie die Suchfunktion ebenfalls stets im Vordergrund gehaltenen, Server-Icon betätigt, zeigt sich der Netzwerk-Server mit allen Details wie Seriennummer, intern verfügbaren freien Speicherkapazität sowie den Netzwerk-Status auf einen Blick ersichtlich. Auch gut zu sehen, ob der Server online ist, denn mit innuOS 2.0 findet meiner Ansicht nach ein sehr cooles Feature Verwendung. Und zwar die Offline-Funktionalität, das ist sozusagen die Kirsche auf der HighEnd Torte eines jeden Audiophilen.
Denn so, wie man einst beim hochwertigen CD-Player nicht nur das Display oder die digitalen Ausgabesektion deaktivieren konnte, um ja kein Jota Signalreinheit zu riskieren, reduziert man den Musik-Server auf die Wiedergabe der intern gespeicherten Inhalte und das sozusagen auf direkten, kürzesten Wege ohne Störungen aus dem Netzwerk.
Doch bleiben wir noch eben in der Online-Funktionalität mit derer Hilfe sich hier über den Disc-Ripper die Metadaten der eingelesenen CDs einfinden und das ganz vollautomatisch, ohne wie davor erforderliche erneute Bestätigungen. Das nicht zu unterschätzende Backup-Icon sollte nicht aus dem Blick verloren werden, regelmäßige Daten-Backups sind immer sinnvoll.
Per Knopfdruck können entweder Inhalte von einem USB-Laufwerk oder einem NAS importiert werden und das schöne ist ja, dass sie auch noch nachträglich via innuOS 2.0 editiert werden können. Sogar ein Export von musikalischen Inhalten auf ein USB-Laufwerk ist möglich und eröffnet neue denkbare Spielfelder. So kann ein so aufgefüllter USB-Stick die Wiedergabe der Lieblingstücke nahtlos im Fahrzeug fortsetzen. Alle Einstellungen werden via Settings zentral zusammengefasst und erlauben schnelle Aktionen. Will man beispielsweise auf Roon umsatteln, genügt hier nur ein virtueller Knopfdruck.
Kommen wir zu „Music“, dem letzen verbliebenen Icon, dass erwartungsgemäß die eigene Musikbibliothek aufschlüsselt. Und das in sehr übersichtlicher Manier. So bilden sechs zentral angeordnete Kacheln die Unterabteilungen ab, seien es also die Interpreten, die Alben, Tracks, Playlists oder neu hinzugekommene Musik. Auch die interne Ordnerstruktur ist so separat aufrufbar.
Besonders positiv ist mir hier aufgefallen, dass sämtliche Inhalte über integrierte mini icons sofort Auskunft über ihren Ursprung (Streamingdienst) und Standpunkt (NAS oder interner Speicher), sowie darüber hinaus über ihre Verfügbarkeit geben. Ist man offline unterwegs, bleibt also nicht einfach nur ein leerer Platzhalter ersichtlich. Hier fällt mir auch eine weitere Besonderheit auf, die Lautstärkeregelung greift sowohl bei internen wie auch gestreamten Inhalten, bleibt jedoch im Offline-Modus bei USB-Ausgabe ohne Funktion.
Das spricht hier für eine vollständige Umgehung der internen Lautstärkeregelung was aus klanglichen Betrachtungen sicherlich begrüßenswert erscheint. Allerdings wäre eine manuelle Auswahl hinsichtlich fixer oder variabler Lautstärkeregelung ganz gleich in welchem Modus zielführender. Droht dadurch direkt angeschlossenen USB-DAC Aktivlautsprechern, wie einem Elac AM 200 Pärchen beispielsweise erheblich Ungemach. Da es sich hier um eine Beta-Variante von innuOS 2.0 handelt, dürfte sicherlich noch die eine oder andere Sicherheitsschranke und Auswahlmöglichkeit implementiert werden. Ergänzend vielleicht noch folgender Satz. Im Nachgang zu einer diesbezüglichen Anfrage, ergänzte Nuno Vitorino, dass dies eine in den Tiefen des LMS- Unterbaus basierende und dort auch unproblematisch veränderbare Einstellung sein sollte. Somit kann davon ausgegangen werden, dass dies in Bälde hinsichtlich Bedienung und Einstellung vereinfachter bzw. übersichtlicher gestaltet werden dürfte.
In Sachen Handhabung überzeugt in der Praxis das verbesserte und somit nunmehr spielerisch leichte Anlegen von Playlists mit Inhalten aus unterschiedlichen Quellen, so dass man nicht nur Genres sondern auch Stimmungen wunderbar nach persönlichem Gusto gestalten und auch übersichtlich halten kann. Zugute halten lässt sich auch, dass innuOS 2.0 selbständig agiert. Und damit beispielsweise Genießer-Naturen, die nach einem großzügig bemessenen Riesling des aus Sachsen stammenden Weinguts Zimmerling, vielleicht ein wenig verstreut unterwegs sind, das erneute Anlegen unnötiger Dubletten automatisch erspart.
Darunter finden sich zunächst drei weitere anwählbare Icons, Internetradio und die implementierten Netzwerkdienste Tidal und Qobuz. Beide Streamingdienste sollen besonders eng eingebunden werden, was letztlich bedeutet, dass auch die eigene, interne Musikbibliothek von deren umfangreichen Metadaten-Pool profitieren wird. Aber das nicht alles, weitere Streamingdienste sollen zukünftig hinzukommen. Und das neben Amazon HD, Deezer, dem auf klassische Inhalte spezialisieren Dienst IDAGIO auch insbesondere der auf höchste Qualitätsansprüche setzende Berliner Streamingdienst highresaudio.com mit HRA-Streaming fest eingeplant sind, dürfte sicherlich viele erfreuen. Und was ist mit Podcasts? Auch das wird realisiert werden, wie auch zukünftig umgesetzte, weitere Features.
Großer Pluspunkt von innuOS 2.0 ist seine hohe Übersichtlichkeit und eine auf hohem Niveau gehaltene Anwenderfreundlichkeit. Geblieben sind Vielseitigkeit und Flexibilität anhand direkter Musiksteuerung- und Wiedergabe von eigenen oder cloudbasierten Inhalten, UPnP, oder eben besagter Roon-Funktionalität. Hinzugekommen ist die Möglichkeit alle Inhalte zentral und vor allem übersichtlich anzuordnen, sie mit angereicherten Metadaten strukturiert darzustellen und komfortabel per Sense App oder zusätzlich wie bisher über einen aufrufbaren Webbrowser auf Laptop oder Rechner greifbar zu machen. Das erleichtert die Handhabung im Alltag ungemein und der hinzukommende Überbau von innuOS 2.0 erlaubt im Grunde vorher erwähnte, Rosinenpickerei.
All dies folgt einem logischen und somit zeit- wie nervenschonenendem Prinzip. Man erkennt mit einem Blick, ob es sich um Inhalte von einem NAS, den internen Speicher oder Tidal / Qobuz aus der Cloud handelt. Inhalte von Lieblingsinterpreten oder ähnlichen Empfehlungen, sind ebenfalls im Blickfeld und schnell zur Hand. Das ist man von Streaming-Diensten mittlerweile gewohnt, daher um so schöner, dass auch hier auf nichts verzichtet werden muss.
InnuOS 2.0 tritt nicht an, um sich an Roon abzuarbeiten, sondern geht mit Roon wahlweise eine Symbiose ein oder bietet sich als interessante Alternative an. Es bedient durch hohen Komfort und Übersicht den Convenience-Gedanken, aber gleichzeitig auch eine audiophile Ausrichtung durch optimierte Prozesse und puristischer Offline-Wiedergabe.
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