Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Fritz I. Schwertfeger
13. Mai 2025
Stellen Flächenstrahler möglicherweise etablierte Hörgewohnheiten auf den Kopf? Dieser Frage heißt es mit den Magnepan LRS+ nachzugehen, welche sich als Einstieg in die Welt magnetostatischer Lautsprecher schon aufgrund ihrer Abmessungen und des erstaunlichen Preises bestens eignen.
Da haben wir es mal wieder, wecken wir den geneigten Musikfreund nachts um drei Uhr aus dem wohlverdienten Schlaf, kommen ihm beim Wort Flächenstrahler sofort zwei Begriffe in den Sinn. Elektrostaten und Magnetostaten, wie die letztgenannte und hier zum Test geladene LRS+ von Magnepan. Überspitzt formuliert, handelt es sich hierbei, um exotische Lautsprecherprinzipien. Dass, diese so gesehen lediglich eine Nische besetzen wird besagten Flächenstrahlern im Grunde nicht wirklich gerecht, denn sie bringen durchaus zahlreiche Vorteile mit sich. Ihrem angeleinten Verstärker beispielsweise, stellt die Magnepan LRS+ aufgrund ihres impedanzunkritischen Verhaltens vor keine all zu großen Herausforderungen.
Dazu strahlt die Magnepan LRS+ den Schall nicht nur hauptsächlich nach vorne ab, erfreulicherweise ohne dabei die Seitenwände besonders anzuregen, sondern emittiert zudem auch ein gutes Drittel nach hinten. Das macht sie quasi zu einem Dipol, was viele Hörer mit besonderen Fähigkeiten in räumlicher Hinsicht gleichstellen. Sowohl Elektrostaten, als auch Magnetostaten ist gemein, dass sie auf eine große, im Grunde die gesamte Front ausmachende, bewegte Fläche, statt kolbenhaften Hub von Masse (Treibersystem aus Membran, bewegliche Schwingspule und Sicke) setzen. Was in Kennerkreisen fürgewöhnlich hinsichtlich der Wiedergabe feinster Details und auch im Bezug auf eine reaktionsschnelle und akkurate Transientenwiedergabe, als durchaus förderlich erachtet wird.
Der aus den USA stammende Hersteller Magnepan ist vielen ein Begriff, schon allein weil dessen Historie bis in Jahr 1969 zurückreicht und mit Modellen wie den MG3.6R oder den SMGc den Grundstein für eine klassische Legendenbildung gelegt wurde. Schauen wir ein wenig zurück, denn tatsächlich handelt es sich bei Magnepan, um einen international operierenden Betrieb, der vom Vater auf die Söhne überging und heute noch von diesen geleitet wird. Wie bei jeder typischen Familien-Story begann auch hier alles im sehr kleinen Maßstab, wuchs mit ingenieurhafter Tugend über die Jahre.
Das damals entwickelte Prinzip gilt auch heute und wurde letztlich behutsam an moderne Fertigungsmöglichkeiten angepasst. Was im Umkehrschluss auch den verhältnismäßig günstigen Preis der LRS+ erklären könnte, denn mit einem Stückpreis von 845,00 Euro bewegt man sich in einem durchaus gefragten und vor allem bezahlbaren Rahmen.
Das magnetostatische Prinzip ist vielen im Grunde aus dem Kopfhörerbereich geläufig. Marken wie Audeze oder HiFi-Man haben dieses einst exotische Prinzip massentauglich gemacht und es sollte mich nicht wundern, wenn Jürgen Reichmann (Reichmann AudioSysteme) mit der Übernahme des Vertriebs von Magnepan, beginnend mit der LRS+, selbiges gelingt. Denn und ich komme nachher nochmal darauf zurück, die Magnepan LRS+ ist auch wenn ich jetzt ein wenig spoilere, eigentlich im positiven Sinne, Opium fürs Volk. Ein süchtig machendes Kleinod, von dem man verblüfft inne hält und sich eigentlich nur noch kneifen will.
Magnepan-Modelle, werden übrigens als Magneplanar-Lautsprecher bezeichnet, ersteres ein geschützter Begriff. Als Oberhaupt rangiert die mehr als mannshohe MG-30.7, gefolgt von den MG-20.7, der MG-3.7i, MG-2.7i, MG-0.7 und die Familienhierarchie als jüngster Sproß abschließende, hier zum Test befindlichen LRS+. Auswahl genug, für jede Ambition, jedes Budget und entsprechende Raumgröße. Allen gemein ist die oft liebevoll intoniert zugesprochene Bezeichung als „Maggies“, ob das nun aufgrund der Typenbezeichnung, des Firmennamens oder einfach dem Umstand geschuldet, dass man die Musikwiedergabe als magisch empfinden mag, sei dahingestellt.
Bei der LRS+ handelt es sich salopp ausgedrückt, um einen Vollbereichsmagnetostaten, der wie der Name schon sagt, den gesamten Frequenzbereich von den tiefen, hier 50 Hz bis zu den höchsten Lagen bei 20 kHz abdeckt. Vorteil hierbei, ein phasenrichtiges und zeitlich kohärentes Spiel, denn eine vergleichbar zu Mehrweg-Konzepten aufwendig bestückte, im Weg stehende Frequenzweiche, die Wirkungsgrad und Laufzeitunterschiede beeinflusst oder potentielle Phasendrehungen verursacht, sucht man hier vergebens.
Was man bei näherer Betrachtung der LRS+ feststellt, sind die unterschiedlich eng ausgeführten Abstände, des auf die sprichwörtlich hauchdünne Mylar-Folie aufgebrachten elektrischen Leiters. Speziell, wenn man gegen das Licht schaut, erkennbar an den breiteren Abständen für die tieferen Frequenzen und den kleineren Abständen für den Hochton. Während der stromdurchflosse Leiter das Musiksignal aufnimmt, entsteht aufgrund des Induktionsprinzips ein Magnetfeld, welches in Wechselwirkung zum leistungsstarken, hinter der Folie angebrachten Magnetfeld steht. Folge dieser Wechselwirkung, die so angeregte Mylar-Folie produziert hörbaren Schall. Die hierfür notwendigen Auslenkungen sind kaum zu sehen, dafür aber um so deutlicher zu hören.
Aber lange Rede, kurzer Sinn, blicken wir zunächst auf besagte LRS+, das Kleinste, der Magneplanaren-Geschwister. Mit einer Höhe von 122 cm, einer Breite von 33 cm und einer Tiefe von gerade mal 2,5 cm wirkt sie gleichermaßen unaufdringlich, elegant und aus konventioneller Sicht betrachtet, einfach ungewohnt. Das mag vielleicht daran liegen, weil ihr Gehäuserahmen, der die Folie aufnimmt, von einer wahlweise schwarzen oder weißen Stoffbespannung komplett umschlossen ist. Für sicheren Stand sorgen seitlich angeschraubte Winkel, die der LRS+ eine leichte Neigung nach Hinten gewähren. In Verbindung mit der Tatsache, dass die Mylar-Folie zwar nicht durchsichtig ist, aber man durchaus den Rückraum durchschimmern sieht, entsteht so besagte unaufdringliche Eleganz. Wem das zu sehr „laid back“ anmutet, kann die LRS+ auch mittels integrierter Halter am Fuß gerader stellen oder mit zusätzlich erhältlichen Standfüßen experimentieren.
Das Anschlussterminal befindet sich bodennah und ist bündig im Rahmen der LRS+ eingelassen. Statt üblicher und gewohnter Schraubklemmen, finden sich hier im Grunde zwei eingelassene Gewindestifte, welche die Banana-Stecker im Gänze aufnehmen und ihnen einen festen, sogar fixierbaren Halt gewähren. Erfreulich auch, dass man den Hochtonbereich hinsichtlich eigener Hörgewohnheiten oder eben aufgrund räumlicher Bedingungen, etwa bei einem ausgeprägt schallharten Raum, mittels Austausch der austauschbaren Steckbrücke durch einen Widerstand anpassen kann.
Bei der Positionierung der LRS+ heißt es probieren, schieben, einwinkeln und genießen. Was übrigens aufgrund des geringen Gewichts von neun Kilo pro Lautsprecher ein Leichtes ist. Unter die Metallstreben angeklebte Parkettschoner, erlauben ein müheloses Verschieben ohne dabei Gefahr zu laufen, dass sich die LRS+ auch bei pegelintensiver Musikwiedergabe vom Staub macht. Wir erinnern uns, es gibt hier keine nennenswerte bewegte Masse, die sich für eine solche Wanderaktion verantwortlich zeichnen könnte.
Während der letztjährigen Stuttgarter HiFi-Tage, ließ Jürgen Reichmann mich wissen, dass die Magnepan LRS+ mit ihrer Impedanz von 4 Ohm in Sachen Verstärkerauswahl keine wirklichen Divas sind. Gegen hochwertige oder auch leistungsstarke Verstärkung aber auch nichts einzuwenden haben. Schließlich sind die 86db (W/m)Wirkungsgrad ganz ordentlich, aber nicht so empfindlich wie so manch anderes Hornkonzept, das mit ein paar Watt schon den Putz von den Wänden kratzt. Aber darum geht es der LRS+ auch nicht, sondern wie wir sehen werden, um ein mehr stressfrei-mitreißendes und außergewöhnlich musikalisches Wirken.
Ganz gleich also, ob also ein Cayin MT-34L Röhrenverstärker mit einem Vintage Linn LP12, ein kompakter Nubert nuConnect ampX mit dem WiiM Ultra als bezahlbares Streaming-Gespann, oder die im Hörraum gastierende Kombination aus Eversolo DMP-A10 mitsamt der leistungsstarken und passenden Stereo-Endstufe AMP-F10 zum Zuge kommen. Die LRS+ skaliert je nach angeschlossener Elektronik hinsichtlich Auflösung und Transparenzgrad feiner und akkurater, bleibt aber ihrem auf authentischer Natürlichkeit zugewandten Naturell, auch an der günstigen Nubert / WiiM Kombination treu. Und natürlich, als ein für den nächsten fairaudio Test aus Frankreich stammender, Kora Röhrenamp eintraf, wurde dieser natürlich ebenso in die Pflicht genommen, zeigte eindrucksvoll die feinfühlige Skalierungsfähigkeit im Mitten-Hochtonbereich der LRS+ auf. Apropos Frankreich, bei den Hörsessions unterstützend kam nicht nur Maghani der Domaine Canet Valette zum Zuge, sondern neben einem L´Appel des Sereines von François Villard auch ein Les Mazelots Irancy der Domaine Goisot.
Zugegeben, als Besitzer eines Pärchens Audiostatic ES-100 sind mir die klanglichen Meriten von Flächenstrahlern nicht unbekannt. Aber mit den Jahren werden Elektrostaten, aufgrund der anstehenden Hochspannung und damit verbundenen Alterung der Folie leiser und verlieren dadurch ihren klangliche Durchlässigkeit und Leichtigkeit. Mich persönlich nervt auch dieser gelegentlich wahrgenomme Eindruck von ioniesierter Luft, wie auch ein hauchzart vernehbarer Brumm aus dem Netzteil der Elektrostaten, die den ganzen Tag am Netz hängen sollten. Möglich, dass beides nur Einbildung sein könnte, aber letzlich hilft hier nur eine Revision beim Spezialisten des Vertrauens ab. All diese Probleme kennt die Magnepan LRS+ nicht, denn sie benötigt weder jeweils eine Steckdose, noch ist ihre Folie hohen Spannungen ausgesetzt. Und, ihre Folie steht auch nicht wie jene der ES-100 Elektrostaten ungeschützt im Sonnenlicht, sondern werkelt sozusagen vor UV-Licht geschützt hinter der Stoffbespannung, die auch Staub und sonstigen Ungemach fernhält.
Wie also klingt nun die Magnepan LRS+? Versuchen wir es mal zunächst so zu formulieren, sie erreicht im Vergleich zur Audiostatic ES-100 nicht deren gleiche luzide Luftigkeit und Feinauflösung, wie ich von letztgenannter in Erinnerung habe. Macht aber nichts, das können die großen Magneplanar-Geschwister mit ihrem True Ribbon Hochtonbändchen sicher überzeugender. Die LRS+ gleicht diesen Umstand, mit ihrer enormen Farbenpracht im Mittenband und ihr verblüffendes, wenn auch an sich leichter ausgestaltetes Fundament in tieferen Regionen mehr als aus. Hier gibt sich die Audiostatic durchaus betont noch mal eine Schippe schlanker und eben weniger kräftig oder gar voluminös. Ebenso bemerkenswert ist das durch sämtliche Frequenzbereiche vollkommen bruchlos und zeitrichtig kohärente Spiel, das zu einer besonderen Impulsivität und auch Musikalität führt.
Was bei den ersten Tönen der Magnepan LRS+ für emporeilende Augenbrauen und reine Verblüffung sorgen dürfte, ist die fast schon holographisch anmutende Räumlichkeit, welche sowohl die Randbereiche großzügig ausleuchtet aber auch gleichzeitig eine ausladend große Bühne aufspannt. Und, die sich sowohl vertikal als auch horizontal großzügiger im Raum ausbreitet, als beispielsweise über meine B&W CM5, wohlgemerkt an gleicher Elektronik.
Wie erwähnt, stellt sie mit ihrer, und das kann man ihr durchaus als Schokoladenseite zusprechen, feinskalierenden Fähigkeit im Hochton bemerkenswerte Qualitäten in Sachen Klarheit und Transparenz zur Schau. Und das bei sanfter, feingliedriger Prononcierung, ohne dabei analytisch oder anstrengend zu agieren. So wirken Geigen und Streichinstrumente viel präziser und akkurater herausgearbeitet, als über die Bowers & Wilkins CM5. Deren Einbettung in den musikalischen Kontext, beispielsweise bei einer Oper, bleibt bei konventionellen Lautsprechern oftmals nicht klar erkennbar, es scheint, als ob Streicher und Stimme gegeneinander, um den ersten Platz bei der Wahrnehmung des Zuhörers buhlen.
Nicht so bei der LRS+, die selbst sekundäre Schallereignisse, sprich ein leichtes Triangelklingeln, mühelos aufleuchten und entsprechend wahrnehmen lässt. Das Wechselspiel aus Stimme auf der einen Seite und vielzählige Streicher, Blech- und Holzblasinstrumente wird weder sanft einkaschiert, noch als singuläre Aneinanderreihung dargestellt. Viel mehr zeigen sich über die LRS+ reichlich Detail- und Rauminformationen, die nicht nur hinsichtlich Aufenthalts- wie Abbildungsposition und Umriss eines Instrumentes viel verraten, sondern gleichsam zu einer bemerkenswerten Losgelöstheit untereinander führen. Das alles resultiert in einer mühelosen Durchhörbarkeit, die ein klareres "Bild" und letztlich eine intensivere Involvierung des Zuhörers bedingen.
Schauen wir aufs Mittenband, und nehmen natürliche Instrumente als Maßstab. Beispielsweise, das Trompetenspiel von einem begnadeten Künstler wie Till Brönner. Hier erscheinen die Töne förmlich losgelöst, frei und dennoch mit hoher Abbildungspräzision ihren Platz im Raum einzunehmen. Da wirkt im direkten Vergleich, das selbe Stück über einen konventionellen Lautsprecher eher leicht statisch und man hat das Gefühl, dass sich die Töne nur all zu ungern vom Lautsprecher loslösen wollen.
Als besonders gelungen, bei Instrumentierungen jeglicher Art, empfinde ich die charakteristische Klangfärbung, deren Prägung zwar neutral, jedoch eher organisch-natürlich, statt steril anmutet. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Klavier, eine akustische Gitarre oder ein Blasinstrument handelt.
Insbesondere Stimmen transportiert die LRS+ mit einer besonderen, schier unglaublichen Plastizität und einer außergewöhnlich natürlich wirkenden Körperlichkeit.
Ganz gleich, ob man die Moderation eines langen Beitrags im Deutschlandfunk oder den Wetterbericht hört, Männerstimmen haben authentisches Gewicht im Brustton, während Frauenstimmen mit akkurater Nuancierung und einen farbintensiven Umriss intoniert werden. Beiden gemein, ist diese besondere, quasi dreidimensional authentisch wirkende Plastizität und Lebendigkeit. Man meint Personen nicht aus dem inneren einer Box zu vernehmen, sondern wähnt sie im Grunde real im Hörraum. Diesem Umstand scheint mir, der von Grund auf vorhandene hohe Grad an Natürlichkeit in die Karten zu spielen. Speziell auch deswegen, weil hier der Tiefton keine übergewichtige Dominanz entfaltet. Das fällt beispielsweise beim Umschalten von der B&W CM5 zur Magnepan LRS+ sofort auf, denn die quasi sirupartige Eindickung, die sich mit einer Art unnatürlicher Überhöhung von Fülle, gerade bei sonoren Männerstimmen bemerkbar macht, weicht einer natürlicheren Wiedergabe. Diese kombiniert eine angenehme Leichtigkeit und organisch-authentische Timbrierung mit der genau richtig dosierten Wärme.
Kommen wir zum Tiefton, was an sich bereits ein Faszinosum darstellt. Diese Form des Tieftons mag vielleicht in Sachen Druck und Volumen schlanker und auch weniger brachial ausgeprägt sein, als es bei konventionellen Lautsprechern der Fall ist. Aber, die Bassqualität und Stilistik der Magnepan LRS+ drückt sich mittels einer höheren Detailfülle und blitzschnellen, akkuraten Impulsivität aus. So offenbaren sich tonale Schwebungen im Tiefton förmlich mühelos, während durch die Absenz von Überdeckungseffekten, die untenrum alles zukleistern und vor allem auch negativ auf das Mittenband einwirken können, ein Zuwachs an räumlichen Informationen. Dieser sich eher „öffnende“ Tiefton hat dabei faszinierenderweise ausreichend Fleisch am Knochen und präsentiert sich anders, als der "boxtypisch" wuchtig zuschaufelnde Bass, wobei ich hier eben kein richtig oder falsch postulieren mag. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Hat man jedoch den Tiefton der LRS+ einmal gehört, kann man sich dieser Faszination kaum entziehen. Dabei empfinde ich das Fehlen der untersten Oktave, sprich dem Tiefbass als überhaupt kein Problem, weil die LRS+ den Frequenzbereich der tiefsten Grundtöne der allermeisten natürlichen Instrumente und damit den mittleren Bassbereich nahezu vollständig abdeckt. Nahezu deswegen, weil sich dieser per Definition bis auf 40 Hz hinab erstreckt. Diese Vollständigkeit im Bassbereich lässt sich auch anders dokumentieren. Schalte ich beispielsweise auf die kompakten Dali Fazon Sat um, (ausgestattet mit Aluminium-Gehäuse und 115 mm Tiefmitteltöner) und lasse den Subwoofer außen vor, so wirken diese trotz ihres im Tieftonbereich angegeben Frequenzganges von 86 Hz, gerade was den Tieftonbereich angeht eher unvollständig und fast schon blutarm. Läuft der Subwoofer mit, klingt es dann wieder vollständig.
Zugegeben, die LRS+ ist folgerichtig sicher nichts für reine Bassheads, denn trotz allem wirkt das Stück „Damn“ von Kendrick Lamars gleichnamigen Album für Afficionados der subsonischen Gefilde, eher auf Diät gesetzt, quasi Magerstufe. Aber wie heißt es so schön, auch andere Mütter haben schöne Töchter, so sollten Befürworter ausschweifender Basswogen sicherlich anderweitig fündig werden. Eine Kleinigkeit sollte ich jedoch vielleicht erwähnen, denn auch wenn eingefleischte Magnepan-Anhänger jetzt die Mundwinkel verziehen, mit dem Hinweis, dass die Gesamthomogenität der Wiedergabe durch Einbeziehung eines Subwoofers signifikant in Mitleidenschaft gezogen wird. Genau das habe ich aus reiner Neugier ausprobiert. Bei einem geschlossen konstruierten und sogar mit an den Raum mittels Einmessung anpassbaren Sub, wie dem Velodyne MiniVee X kann das aber bei disziplinierter Pegeleinstellung durchaus funktionieren. Und dabei auch persönliche Hörgewohnheiten ein Stück weit miteinbeziehen, schließlich mögen manche auch bei leisen Pegeln ein durchaus (herzer-) wärmendes Fundament. Daher, auch wenn das jetzt nicht unbedingt der reinen Lehre entspricht, ist Ausprobieren meiner bescheidenen Meinung nach nie verkehrt.
Um aber hier nicht falsch verstanden zu werden, die Quantität hinsichtlich der Tieftonfähigkeit sollte nicht über die Qualität des Bassgefüges einer LRS+ hinwegtäuschen. Denn so lässig-natürlich, flink und präzise wie die Magnepan LRS+ im Bassbereich agiert, verschwendet man über Gewicht und Fülle keinerlei Gedanken mehr. Und vermisst erstaunlicherweise auch die Tieftonquantität einer konventionellen Box nicht im Geringsten.
Denn auch wenn die Magnepan LRS+, hierbei im direkten Vergleich anfangs etwas zurückgenommen wirkt, offenbart sich deutlich hörbar, dass ein nicht dominant ausgeprägter Tiefton, dem Hochton, wie auch dem Mittelton mehr Raum zur Entfaltung belässt. So werden feinste Nuancen oder changierende Schallereignisse, wie das Ausklingen eines Klavieranschlags oder der Nachhall einer Instrumentierung im Raum, viel müheloser und deutlicher wahrgenommen.
Und das wohlgemerkt, bei einer vollkommen unangestrengt wirkenden Darbietung. Sicher, lediglich bei Druck, Volumen und Strukturierung in die Tiefe, wo sich beispielsweise auch eine Bass-Drum in heimatliche Gefilde wähnt, wird die LRS+ nicht vollmundig klingen. Daher kann man ihr durchaus ein klein wenig Luft nach oben attestieren. Was aber im Grunde nichts ausmacht, denn das überdeckt sie ohne mit der Wimper zu zucken, durch ihre stupende Spielfreude und Natürlichkeit. Schließlich, so kann man es auch sehen, verursacht zu viel Bass und insbesondere Tiefbass, in den meisten Fällen und Räumen eigentlich nur noch mehr Probleme. Begleitendes Schlagwerk oder Basslines stehen über die LRS+ wohlgemerkt allgemein gut im Saft, und ich kann mir dieses Wortspiel leider nicht verkneifen, man vermisst via Qobuz in 96 kHz / 24 bit beim Stück „Raise Four“ von Jamie Saft (Album: Jamie Saft Trio Plays Monk) weniger, als meint vermissen zu müssen. Hier wirkt der Übergang zwischen Grundtonbereich und beginnendem Tieftonbereich absolut übergangslos, ausgewogen und ausreichend satt. Und gerade der Agilität und Musikalität kommt all dies ungemein entgegen, führt zu einer sehr freien und natürlich empfundenen Wahrnehmung.
Noch etwas Bemerkenswertes, man hört mit der LRS+ durch sämtliche Ebenen hindurch, seien es noch so komplexe und dichte Arrangements, dass es eine Freude ist. Und das beste daran, dies geschieht auch bei moderaten Pegeln. Denn auch wenn leise gehört wird, bleibt das tonale Gesamtbild in sich stimmig, d.h. es zeigt sich nicht rein auf Höhen und Mitten reduziert. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass man gerade zu später Stunde oder speziell auch in Mietwohnungen mit lärmsensitiven Nachbarn, wunderbar Musikhören kann. Denn leise hören ist hier ohnehin kein Problem, und gerade bei moderater Lautstärke dürften aufgrund der (in übertreibender Hinsicht), fehlenden Bassanregung des Raumes, sowohl darüber oder darunter wohnende Parteien ganz ohne Aufregung auskommen.
Nur ein kleines Beispiel, eigentlich absurd, aber so feinsinnig, ausdifferenziert und „luftig“ habe ich das Stück „Remembrance“ von Gojira (Album: The Link) schon lange nicht mehr gehört und das in moderater Lautstärke. Irre Speed und kohärente Geschlossenheit hätte ich bei diesem Musikgenre von einer LRS+ schlicht nicht erwartet. Kurzum, vielleicht etwas tonal schlanker im Bass, aber insgesamt beeindruckend. Ebenfalls ein kleiner Tipp, wer über eine Loudness-Taste am Amp verfügt, sollte sich nicht genieren, diese auch gelegentlich einzusetzen. Bei einem moderaten Pegel von -45 db wirkt das besagte Stück "Remembrance" dann etwas substanzieller und wuchtiger. Weiterer Selbstversuch, nachts zu später Stunde den „Black Samurai“ mit einer Lautstärke -50 dB am Nubert nuConnect ampX gehört, was einem via App am iPhone gemessen LS-Pegel von etwa 55-60 dB entspricht - und dann noch ganz ungeniert die Loudness Taste aktiviert. Ja, ganz ehrlich, das ist Hochgenuss pur, ohne dass irgendjemand im Haus gestört wird.
Was an der Magnepan LRS+ ebenfalls auffällt: ihr ohne Ermüdungserscheinungen an die Ohren kommendes, dabei dennoch auf der minimal leicht wärmeren Seite von neutral temperiertes Klangbild. Neutrale Tonalität im Sinne eines Studio-Monitors steht schwelgerischem Musikgenuss so gesehen und folgerichtig diametral im Wege, schließlich will ein Tonmeister ja damit arbeiten. Was will ich damit sagen? Die LRS+ hingegen, zeigt sich gutmütig, intensiv und mit nie lästiger Impulsivität versehen. Die eben dann zum Tragen kommt, wenn erforderlich. Das lässt das Geschehen stets lebensecht und unkomprimiert wirken. Mit zunehmenden Pegel, (die LRS+ kann durchaus laut, ist aber keine Partybox, ich bitte Sie) und damit meine ich nicht meinen, (trotz eines weiteren Glas des vorzüglichen Maghani), steigt der Realismus im Ausdruck in höhere Gefilde. Die Magnepan LRS+ wirkt hier wie ein Freudenverstärker, ungemein faszinierend.
Die Magnepan LRS+ verblüfft bereits bei den ersten Tönen mit einer unangestrengt und hochmusikalisch stimmig wirkenden Darbietung, die man in diesen Preisgefilden eigentlich gar nicht vermuten würde. So überzeugt die LRS+ auch mit ihrer außergewöhnlichen Erscheinung, wirkt schlank, elegant und mal so gar nicht wie ein konventioneller Lautsprecher. Einerseits ideal für kleinere Räumlichkeiten, bespielt sie (maßvoll) problemlos auch offene Wohnbereiche. Sie gibt sich allürenfrei bei der Verstärkerwahl und goutiert eine bedachte Aufstellung mit hoher Spielfreude. Dabei verbindet die Magnepan LRS+ eine auf der euphonischen Seite von Neutral anmutende Natürlichkeit mit großer, raumfüllender Plastizität.
Auch zeigen sich Abbildungsgenauigkeit und zackige Impulsfreude als besondere Fähigkeiten der LRS+. Das alles verbindet sich mit einer über den gesamten Frequenzverlauf homogenen und zeitrichtigen Darbietung, die speziell Freunden von Jazz, Klassik oder des Singer-Songwriter-Genres ungläubiges Staunen hervorrufen dürfte. Für Bassheads und Pegelfanatiker wird es sicherlich andere Alternativen geben, aber nichtsdestotrotz kann auch die LRS+ mal gerne lauter. Sie orientiert sich aber lieber an den tendenziell euphonisch geprägten Genußhörer und spielt dabei auch leise vollständig. Und, man muss es so formulieren, agiert hier geradezu betörend. Insofern, um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, sind veränderte Hörgewohnheiten aufgrund der LRS+ durchaus vorstellbar, man hört möglicherweise leiser aber intensiver, und weil man gar nicht nur nebenbei hören mag auch zwangsläufig länger. Besteht die Möglichkeit eines Probehörens, würde ich das unbedingt jedem Musikfreund wärmstens empfehlen. Man bekommt ja oft gesagt, eine Magnepan macht süchtig und ehrlich gesagt, finde ich das nach der LRS+ gar nicht mal so weit hergeholt.
Preis:
845,00 Euro pro Stück
Vertrieb:
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Tel.: 07728-1068
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