Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Meze Audio / Fritz I. Schwertfeger
01. Dezember 2018
Meze Audio, die noch relativ junge aber innovative, aus Rumänien stammende Kopfhörer-Schmiede, gilt in der Kopfhörer-Szene bereits seit geraumer Zeit als veritabler Geheimtipp. Mit ihrem neuen 99 Series Kabel, setzen die Entwickler von Meze Audio auf den symmetrischen 2,5 mm Klinkenanschluss, dem bei penibler Umsetzung, sowohl von Seiten des Kabels als auch des Verstärkers, ein audiophileres Klangpotential nachgesagt wird. In der Vergangenheit war der symmetrische Ausgang aufgrund des aufwendigeren Schaltungskonzepts meist nur hochpreisigen Digital Audio Playern vorbehalten. Mittlerweile findet er aber auch im bezahlbaren Segment immer breiteren Zuspruch.
Kabeldiskussionen haben, wenn ich das für meine Wenigkeit sagen darf, in der Regel einen hohen Unterhaltungswert. Zumindest dann, wenn Sie nicht aus dem Kopfhörerbereich stammen. Dort laufen die Uhren nämlich ein wenig anders, schließlich dient ein Kabel hier nicht nur als technisch notwendiges Utensil, sondern kann selbstverständlich auch als komplexes modisches wie auch die street credibility unterstreichendes Statement verstanden werden. Und ein wichtiger Aspekt sollte vielleicht an dieser Stelle auch nicht vergessen werden. Selbst wenn gerade im Moment alle Welt die kabellose Freiheit propagiert und Bluetooth-Kopfhörer definitiv ihre Vorteile haben. Das klangliche Nonplusultra bleibt die kabelbasierte Verbindung. Und ihre Speerspitze ist nun mal der vollsymmetrisch beschaltete 2,5 mm Klinkenanschluss.
Meze Audio bietet sein neuestes, mit einer 2,5 mm Klinke versehene 99 Series Kabel als optionales Zubehör für seine 99 Classics oder 99 Neo Kopfhörer-Modelle an. Das dritte, somit jüngste und günstigste Familienmitglied der vollsymmetrisch verschalteten Kabelfamilie des Herstellers richtet sich an eine breitere Zielgruppe, während seine kostspieligeren Geschwister schon allein aufgrund ihrer Materialien und ihrer aufwändigeren Machart für noch kompromisslosere Klang- wie Ästhetik-Aficionados gemacht sind.
Ob der anvisierte Preis von 99,00 Euro sich letztlich an der Namensgebung der Kopfhörer orientierte oder sich die Meze-Verantwortlichen mit einer besonderen Form von Humor auf diese Zahl einigten, konnte mir auch Thomas Halbgewachs vom deutschen Meze-Vertrieb nicht gänzlich beantworten. Versicherte mir aber, dass Meze Audio seinen international bestens beleumundeten Ruf aufgrund der klanglichen und handwerklichen Sonderstellung hart erarbeitet hat und dass das Kabel seinem Besitzer einen deutlichen Mehrwert bietet, der die zu investierende Summe recht schnell egalisiert. Aha, man darf also gespannt sein.
Schauen wir uns vorher das Grundprinzip und die Vorteile einer symmetrischen Signalführung im Vergleich zur einer unsymmetrischen an, bevor wir uns dem Meze Kabel näher zuwenden. Die auch als „unbalanced“ firmierende unsymmetrische Signalführung ist im Hifi- Bereich quasi überall anzutreffen, gut erkennbar am klassischen Cinch-Stecker oder 3,5 mm Klinkenanschluss. Hierbei werden für die Signalübertragung zwei Kabeladern in Innern verwendet. Während das Nutzsignal als „red“ oder „hot“ bezeichnet auf dem Stift des Cinch-Steckers anliegt, kümmert sich die äußere Einfassung um Masse und Schirmung.
Im professionellen Bereich wiederum wird schon seit eh und je auf die symmetrische, auch „balanced“ genannte Übertragung gesetzt. Das Zauberwort heißt hier Störunempfindlichkeit und Konstanz. Dabei geht es bei Letzterem, um die Sicherung der bestmöglichen Übertragungsqualität auch über längere Strecken hinweg. Der Clou hierbei ist eine zusätzliche Ader, die das mit positiver Polarität belegte Nutzsignal mit negativer Polarität spiegelt. Somit lassen sich auf das Kabel einwirkende Störfaktoren am Ende durch eine Differenzbildung eliminieren, während das Nutzsignal unangetastet und somit frei von Störungen und unverfälscht übrig bleibt.
Eine vollwertig symmetrische Signalführung bedingt ein ebenso auf Symmetrie konzipiertes Schaltungslayout im Quellgerät. Das ist bauteileintensiv und dementsprechend in der Kalkulation alles andere als gerade günstig, was auch den Siegeszug von Cinch erklärt. In der Kopfhörer- und Digital-Audio-Player-Szene sind vollsymmetrische Konzepte bereits bei der Entwicklung der Geräte kostengünstiger und leichter implementierbar, was wiederum die breite Verbreitung hier erklärt.
Aber genug verallgemeinert, schauen wir uns nun das neue symmetrische 99 Series 2,5 mm Klinken-Kabel an. Im Vergleich zum serienmäßigen Kabel des 99 Classics oder 99 Neo verzichtet das neue 99 Series 2,5 mm Kabel auf Mikrofon für Freisprechfunktionalität samt Bedientableau zur Musiksteuerung. Das ist im Grunde für den geneigten HighEnder sowieso unnützer Firlefanz, der dem Signal unweigerlich im Weg steht. Bravo Anton Meze, weg damit. Auch verzichtet es auf jeglichen Schnörkel, in dem es nicht ganz so pompös wie seine beiden anderen Kabelgeschwister mit ihren verdrillten Reinsilber- oder Kupferadern auftritt.
Das hier eine besondere Variante aus hochreinem Kupfer (OFC) mit einer aufgedampften Silberschicht im Spiel ist, sieht man im Grunde erst bei genaueren hinsehen. An dieser Stelle nur der Ergänzung halber: die billigere Materialvariante und von der man als Klanggourmet am besten die Finger lässt, wäre Aluminium auf welches Kupfer aufgedampft wird (CCA). Verglichen mit den anderen beiden symmetrischen Kabeln von Meze Audio mutet das Ganze hier doch sehr dezent und fast schon unauffällig an.
Denn die Adern schimmern unter der transparenten aber eher milchig ausgeführten Ummantelung nur andeutungsweise hervor. In Sachen Erscheinungsbild wird optisch weder einen aufgesetzter noch diffuser Eindruck vermittelt, statt dessen mutet es eher edel und hochwertig an, so dass das 2,5 mm Kabel im Vergleich zum in schwarzen Stoff ummantelten Serienkabel schon rein optisch deutlich im positiven Sinne hervorsticht.
Weitere ins Gewicht fallende Pluspunkte sind zunächst das hautsympathische Material der Ummantelung und auch die mehr als ausreichende Flexibilität des Kabels, das erfreulicherweise so gut wie gar nicht zu Verwindungen neigt. Auch die gefürchteten Mikrofonie-Effekte, meist durch Reibung an der Kleidung entstehend, sind dem Kabel absolut fremd und erfreulicherweise kein Thema. Mit einer Länge von 1,3 Metern Länge ist es ideal für den Einsatz am DAP, eine längere Variante würde zudem auch keinen Sinn machen, denn symmetrische Ausgänge an Kopfhörer-Verstärkern sind selten und dann zumeist als XLR-Variante ausgeführt.
Während der klassische 3,5 mm Stereo-Klinken-Anschluss dreipolig ausgeführt ist (L/R/GND) findet sich beim symmetrischen Meze Audio Kabel ein vierpoliger (L-/L+/R-/R+) 2,5 mm Klinkenanschluss. Wandert von hier aus der Blick nach oben, bleibt er zunächst am schwarzen, robust aber elegant ausgeführten Kabelsplitter hängen. Die beiden für den rechten wie linken Kanal vorgesehenen Kabeladern mit ihren 3,5 Mono-Klinkenanschluss, wie auch der Klinkenanschluss am anderen Ende verfügen über einen robusten Knickschutz.
Somit vollbringt das Meze-Kabel das Kunststück im alltäglichen Einsatz elegant zu wirken und auch für ruppigeres Handling gut geeignet zu sein, ohne ein mimosenhaftes Verhalten an den Tag zu legen. Des Weiteren bringen die beiden, mit der 3,5 mm Mono-Klinke bestückten, Kabelenden auch einen anderen praktischen Vorteil mit sich. Sie passen auch auf jeden doppelseitig an den Ohrmuscheln über eine Klinkenbuchse verfügenden Beyerdynamic-Kopfhörer. Wie beispielsweise den Amiron Home, den T5p oder den T1. Potzblitz, die beyerdynamic Garde an symmetrische Anschlüsse eines DAP zu lassen, das hat für den Einen oder Anderen sicher seinen Reiz. Und ja, bevor gleich wieder die Impedanz-Kritiker auf den Plan treten, ein symmetrischer Ausgang führt meist ein deutliches Maß an Mehrleistung mit sich, so dass auch hochohmige Kopfhörer-Modelle prächtig und durchaus sehr gut an der Leine geführt werden können.
Zu guter Letzt also die Frage, wie sich das symmetrische Meze 99 Series 2,5 mm Kabel tatsächlich klanglich schlägt. In der Theorie lässt bereits der Aspekt aufhorchen, dass dem Kopfhörer über den symmetrischen Ausgang deutlich mehr Leistung zur Verfügung gestellt wird. Und tatsächlich sorgt in der Praxis das symmetrische Kabel von Meze Audio dafür, dass selbst ein mit 250 Ohm hochohmiger Kopfhörer wie besagter beyerdynamic Amiron Home an einem AK 70 MK II sein volles Potentials ausfahren kann. Und ja, deutlich nachvollziehbar auch, dass sowohl der Meze 99 Classics als auch der 99 Neo über den Anschluss an den 2,5 mm Klinkenausgang profitieren.
Um diese Frage also abschließend und schlüssig zu beantworten, bemühe ich den referenziösen Astell & Kern AK380 Digital-Audio-Player ohne den passenden Amp, der bei den mit 32 Ohm niederohmig ausgelegten Meze Kopfhörern ohnehin eher als Statist mit von der Partie wäre. Der für mich persönlich auffälligste klangliche Unterschied mit dem symmetrischen 2,5 mm Kabel von Meze Audio - verglichen mit seinem 3,5 mm Pendant - lässt sich in der Durchhörbarkeit sowie einer gleichzeitig akkurater eingefassten Kontrolle und Präzision festmachen. Auch kommen in Sachen Abbildungstiefe deutlichere Koordinaten zutage, weil Staffelung und Platzierung einzelner Instrumente nachvollziehbarer positioniert erscheinen.
Bei „If I Didn´t Have Your Love“ von Leonard Cohen wirkt beim Wechsel auf das symmetrische Kabel das Obertonspektrum detaillierter, gleichzeitig aber auch eingerahmt von einer samtigeren, körperhaften Einfassung die verhindert, dass ein zu analytischer Charakter entsteht. Ganz im Gegenteil, ohne auch nur Ansatzweise aufdringlich zu wirken, entsteht das Kunststück der Darbietung eine zusätzliche Leichtigkeit und Transparenz bei klarerer Differenzierung mit auf den Weg zu geben.
Auch im klangsensiblen Mittenbereich tut sich einiges. Während die stimmliche Intonation von Leonard Cohen bereits mit dem Serienkabel und dem 99 Neo sehr homogen und kohärent wirkt, entsteht mit dem symmetrischen Kabel eine präzisere Freistellung der Stimme, die so mehr Umriss erhält und auch einen Einblick in feinste Veränderungen in der Tonlagenmodellierung gewährt.
Strukturierter, ja gar mit fester Hand aufgeräumter gibt sich das symmetrische Kabel indes beim Tiefton. Statt etwa Dominanz oder eine ungestüm überbordende Kraft zu suggerieren, lassen sich die Bassläufe beim Stück „Folkmost“ aus dem Album Badges And Other Beeings des Helge Lien Trios eher mit größerer Straffheit und mit impulsiverer, sehniger wirkenden Spielweise beschreiben. Das hat durchaus einen regelrechten Anmachfaktor und lässt so das eine oder andere Stück dazukommen, so dass sich die Hörsession doch wieder länger zieht, als ursprünglich angedacht.
Mit dem symmetrischen 2,5 mm Klinken-Kabel bietet Meze Audio kein auf kosmetische Retusche konzipiertes, sondern ein vollwertig symmetrisch beschaltetes und vor allem hochwertiges Kabel für all diejenigen, welche ihren Kopfhörern die maximale Klangqualität entlocken wollen. In Sachen Materialanmutung und Handling sowie Preis-Leistung ein sorgsam ausbalanciertes Kabel. Der klangliche Mehrwert ist eindeutig und nachvollziehbar, sobald die ersten Takte aus den Meze 99 Kopfhörer-Modellen ertönen, so dass die Anschaffung des Kabels als durchweg lohnenswert gelten darf. Dass auch eventuell vorhandene beyerdynamic Kopfhörer von dem symmetrischen Kabel profitieren, nimmt der geneigte HighEnder mit einem wohlwollenden Lächeln zur Kenntnis.
Preis: 99,00 Euro
Verfügbarkeit: Bereits erhältlich
Vertrieb:
Headphone Company
Ingrimmstraße 34
69117 Heidelberg
Tel: 06221-889211
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