Pioneer XDP-100R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger
Pioneer XDP-100R

PIONEER XDP-100R - Hi-RES PLAYER  Im Praxistest


PIONEER XDP-100R


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Pioneer / Fritz I. Schwertfeger

Oktober 2016


Wohl kaum eine andere Chiffre hat in der Audio-Welt in diesem Jahr soviel Aufsehen erregt, wie das Kürzel MQA, das für Master Quality Authenticated steht. Der Gedanke, dass es sich hierbei um ein neuen Audio-Codec handeln könnte liegt zwar Nahe, trifft aber nicht zu. Vielmehr handelt es sich bei dem von Robert Stuart, dem Gründer von Meridian entwickelten Verfahren um neuartiges Kodierungs-Dekodierungsverfahren, das seinen Einfluss von der Master Aufnahme im Studio bis hin zum Abspielgerät des Endkunden geltend macht.

 

Vom Mehrwert Ihrer Technologie haben die Entwickler von MQA bereits zahlreiche renommierte Hersteller überzeugt. So findet sich das MQA Logo nicht nur am mobilen Hi-Res Player XDP-100R von Pioneer, dem Artverwandten DP-X1 von Onkyo, sondern auch beim Brooklyn DAC des in Studio-Kreisen bestens bekannten Herstellers Mytek wieder. Nicht zu vergessen die von Meridian selbst beigesteuerten DACS (Ultra DAC und Explorer2), der Hersteller Lindemann und auch die ebenfalls auf den Zug aufgesprungenen und miteinander in Verbindung stehenden Hersteller NAD und Bluesound. Weitere Hersteller dürften nach und nach folgen.


PIONEER XDP-100R: MQA AN BORD


Wenn Sie jemand nachts um drei aus dem Schlaf reißt, und von Ihnen in kurzen Worten die Definition von MQA verlangt, dann könnte die Antwort wie folgt lauten. MQA ist ein im positiven Sinne zu betrachtendes, tonales, trojanisches Pferd. Das zunächst sichtbare Äußere entspricht in Wortbreite und Samplingfrequenz dem Äquivalent der klassischen CD. In diesem Fall einer verlustfrei komprimierten Musikdatei in 16 bit/44,1 kHz bzw. 48 kHz. Als Datencontainer wird auf bewährte Formate wie FLAC, ALAC oder WAV zurückgegriffen, so dass eine Rückwärtskompatibilität zu Geräten ohne MQA-Decoder definitiv gewährleistet ist. Per speziellem Kodierungsverfahren, für das Auge von außen also nicht sichtbar, verbergen sich die hochaufgelösten Inhalte eines MQA-Files, bis hinauf zu Auflösungen von 24 bit / 384 kHz isoliert und verlustfrei komprimiert in der tieferen Struktur, also im Inneren der Datei. Sie erinnern sich an unser trojanisches Pferd? 

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PIONEER XDP-100R: GRENZENLOSE KONNEKTIVITÄT


Mit diesem Kniff, bei dem die Musikdatei in Origamimanier verlustfrei zusammengefaltet wird, verschachtelt das Verfahren die hochaufgelösten Inhalte unter dem Rauschgrund des die Faltung vorangehenden Abschnitts. Somit reduziert sich der Platzbedarf eines Hi-Res Files, wie zum Beispiel dem Stück "Et misericordia" aus dem Album Magnificat von Arnesen auf sagenhaft niedrige 51,6 MB und das wohlgemerkt bei einer Auflösung von 24 bit / 352,8 kHz. Deutlich weniger als bei der konventionellen Fassung. Und genau hier liegt der Clou, denn dadurch ist Streaming von Hi-Res Inhalten via Internet im Echtzeitbetrieb möglich, schließlich wird dieselbe Bandbreite wie bereits jetzt mit CD-Qualität genutzt. Das auf der Bandbreitenseite reglementierende Problem übergroßer Dateien fällt also weg und ein neuer Reigen an Inhalten, wird dem Nutzer von TIDAL, QOBUZ oder evtl. auch DEEZER, wer weiß, somit künftig zur Verfügung stehen.

 

Die erwähnte Rückwärtskompatibilität vermeidet zudem für die Diensteanbieter kostenintensive, weil doppelt mit Rechten belastete Dubletten eines Streaming-Albums. Mit einem MQA-Album können somit konventionelle als auch MQA-Fähige Abspielgeräte bedient werden. Ein konventioneller D/A-Wandler sieht im vorliegenden MQA-File also nur den 16 bit / 44,1 kHz bzw. 48 kHz Mantel. Ein entsprechend mit einem MQA-Decoder ausgestatteter Wandler hingegen, ist in der Lage auf den vollständigen Inhalt der Datei zurück zu greifen. 

 

Als weiteren Vorteil führt MQA die überragende Soundqualität seines Formats an. Diese soll bereits in der 16 bit / 48 kHz Fassung klangliche Vorteile gegenüber einer konventionellen CD des gleichen Albums bieten. Ursächlich hierfür ist folgender Kniff. Das Verfahren von MQA erlaubt das Bereinigen von Ungenauigkeiten und damit Signalverfälschungen auf der Zeitachse. Besagte Ungenauigkeiten wirken sich als Vor- oder Nachschwinger (Pre-Ringing) in der Impulsantwort eines Signals aus. Da wir nichtlinear hören, führt ein ausgeprägtes Pre-Ringing zu einer veränderten akustischen Wahrnehmung. Das menschliche Gehör ist hier sehr empfindlich und reagiert mit Irritation, fügt es doch aus dem unterschiedlichen zeitlichen Eintreffen der Tonfolgen die räumliche Wahrnehmung (Richtung und Ort) zusammen.

 

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Als end to end deklarierte Technologie setzt MQA strenge Parameter bei Kodierung/Dekodierung und der anschließenden Wiedergabe. Das garantiert aber letztlich, dass mit Aufleuchten des MQA Signets am Endgerät, die von Künstler oder Toningenieur vorgesehene, authentifizierte und freigegebene Audioqualität exakt so wie sie vorgesehen wurde erklingt. 

 

Wie klingt MQA?

Zwar liegt mittlerweile eine Menge an MQA Material vor, aber um eine valide Aussage treffen zu können, benötigt es eine MQA- wie eine herkömmliche Fassung eines Albums. Da hier zum jetzigen Zeitpunkt noch keine vergleichbaren Musiksamples vorlagen, wird dieser Vergleich sicherlich im Laufe der Zeit nachgeholt. Was sich jedoch sagen lässt ist, dass die vorhandenen MQA-Files mit einer sehr umfänglich in die Tiefe durchhörbaren, sehr transparenten und von bestechendem Tempo getragenen Spielweise in Erscheinung treten. 

 

PIONEER XDP-100R: HALBES TERRABYTE SPEICHERKAPAZITÄT

 

MQA Files über den Pioneer XDP-100R zu hören, stellt ein besonders unkompliziertes Vergnügen dar. Als einer der ersten Digitalen Audio Player (DAP) ist er in der Lage die eintreffenden MQA-Alben in ihrer gesamten Bandbreite wiederzugeben. Das geht wie von Zauberhand und ohne weiteres Zutun. Seine Speicherkapazität mit bis zu 432 / 544 GB bietet (32 GB intern / 2 Speicherkartenschächte jeweils mit 200 GB oder sogar 256 GB microSD Karten bestückbar) massig Platz für jede Menge Hi-Res- wie MQA-Alben. Ebenso willkommen sind musikalische Inhalte, die in allen erdenklichen Formaten vorliegen können. Sei es vom platzsparenden und verlustbehafteten MP3- / AAC-File, verlustfrei codierten FLAC, ALAC oder WAV oder hochauflösenden Files bis hinauf zu 24 bit / 384 kHz und sogar DSD-Material bis zu 11,2 MHz. 

 

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Aber er ist nicht nur auf die Wiedergabe abgespeicherter Stücke beschränkt. Der XDP-100R bringt zahlreiche weitere Funktionen mit, bei denen er die Stärken seine Android-Betriebssystems voll ausspielt. Der Zugang zum Google Play Store macht ihn zu multimedialen Tausendsassa den man einmal eingerichtet, nur schwer aus der Hand legen will. Schließlich stehen einem via TIDAL plötzlich Millionen Songs, Playlists und Musikvideos zur Verfügung die auf ihre Entdeckung warten. Speziell Serien und Filmen bietet der Pioneer via seinem 12,7 großen, die ganze Frontseite einnehmenden Display, eine farbenfrohe, kontrastreiche Bühne. Das Auflösungsvermögen mit 1280 x 780 Bildpunkten ist bei der Größe beeindruckend scharf und knackig, so dass auch Blockbuster über Netflix richtig Spaß machen.

 

Selbstverständlich lässt sich auch jeder andere Streamingdienst anwählen, ob Spotify, Deezer, Qobuz oder Apple Music. Einfach die App herunterladen, installieren, fertig. Sogar die eigenen Mails abrufen, bei Amazon die 180 Gramm Vinyl Pressung des Lieblingskünstlers bestellen oder bei onkyomusic.com und highresaudio.com die nächste hochaufgelöste Aufnahme downloaden, geht mit dem Pioneer bequem nebenher, während man gerade Musik über ihn genießt. 

Verfügt man im heimischen Netzwerk über eine NAS oder beispielsweise einen Netzwerkplayer wie den Auralic Aries Mini,  der mit seinem Lightning-Server gleich eine eigene Server-Instanz mitbringt, lassen sich die Inhalte per BubbleUPnP App auf den Pioneer streamen. Noch audiophiler geht es mit dem NePlayer von Radius, der ebenfalls im Google Play Store heruntergeladen werden kann. Dieser bietet, wenngleich nicht ganz so günstig, keinerlei Kompromisse in Sachen Komfort, Klang und Bedienbarkeit.

 

Wer den mobilen Hi-Res Player an die heimische Wiedergabekette einbinden will, hat hier gleich zwei Möglichkeiten. Entweder per Line-Out Modus über den Klinkenausgang oder via USB-Ausgabe. Die direkte Kommunikation per USB mit einem vorhandenen hochwertigen externen D/A-Wandler oder einem Vollverstärker mit eingebautem D/A-Wandler ist somit unkompliziert möglich. 

 

 

Ebenfalls ein sehr praktisches Feature: Die Fernsteuerung anderer, vorhandener Musiksysteme, beispielsweise von Raumfeld, Sonos, Heos by Denon oder Bluesound, wobei die Liste nicht abschließend zu verstehen ist. Musikübertragung via Bluetooth (aptX) sowie WiFi-Übertragung an Geräte / Lautsprecher im Netzwerk sind genauso selbstverständlich wie Internetradio via TuneIn mit seinen abertausenden Radiostationen weltweit.

 

Werden Inhalte abgespielt, zeigt sich der Pioneer aüßerst informativ indem er das Cover, sowie sämtliche Informationen übersichtlich aufreiht. Kurze Wege scheinen das Motto zu sein, denn statt sich durch umständliche Menüstrukturen zu hangeln, ist man meist nur einen Fingertipp von der Aktion entfernt, die man gerade vornehmen möchte. Sei es der Erstellung einer eigenen Playlist, die Aktivierung des Equalizers oder einer sonstigen Einstellung. Wer ganz puristisch unterwegs sein will, kommt ebenso auf seine Kosten, per Knopfdruck ist der sog. „stand-alone“ Modus aktivierbar. Dieser deaktiviert alle für den Musikgenuss nicht benötigten Funktionen wie WLAN-Verbindung, Bluetooth und sogar das Display, damit keinerlei Störungen die reine Wiedergabe des Musiksignals trüben können. Generell hat man sich bei Pioneer sehr viele Gedanken gemacht, das beweist das unkomplizierte Handling mit dem DAP, das quasi selbsterklärend von der Hand geht, sowie der gleichzeitige Spagat zwischen highendigem Purismus und multimedialer Vernetzung. Beides geht und muss sich nicht im Wege stehen.

 

Die Formensprache des Pioneer besticht durch klare Linien ohne dabei auf eigene Akzente verzichten zu wollen. Der oberseitige, abschraubbare Metallbügel und die angeschrägte linke Gehäuseseite des aus einem vollen Aluminiumblock heraus gefrästen Gehäuses, fallen dabei direkt ins Auge. Bedienelemente finden sich an der Seite wieder, während das plane Display eine Steuerung via Touchgesten ermöglicht.

Pioneer XDP-100R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Pioneer
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Im Inneren des DAP residieren die jeweiligen Baugruppen - um gegenseitige Beeinflussungen zu verhindern - in strikt getrennten Gehäusebereichen. Im oberen Bereich findet sich mit dem SABRE 9018K2M DAC vermutlich einer der Besten zur Zeit auf dem Markt erhältlichen D/A-Wandler wieder. Ebenfalls von ESS stammend , der im Signalweg folgende Kopfhörerverstärker 9601K, der gleich von einer ganzen Garnison Pufferkondensatoren umzingelt ist. Mit massiver Rechenpower ausgestattet, ist des dem DAC ein leichtes – wenn gewünscht – ein Upsampling des Signals vorzunehmen. Ein gewöhnliches 44,1 kHz Signal kann so auf bis zu 192 kHz hochgerechnet, über den Kopfhörerausgang wiedergegeben werden. Via USB-Ausgang kann sogar auf bis zu 384 kHz upgesampelt werden. Dadurch soll eventuelles Quantisierungsrauschen in unhörbare Regionen verschoben werden, wobei der Ehrlichkeit halber gesagt werden muss, dass der Pioneer ohnehin in Sachen Digitalrauschen mit stoischer Stille glänzt.

 

So wird es den highender sicherlich freuen zu hören, dass Pioneer neben den drei wählbaren Filtercharakteristiken des D/A-Wandlers (sharp/slow/short) auch eine Einflussnahme auf die Phasenregelschleife (PLL: Phase Locked Loops) bei der Taktrückgewinnung zulässt. Während über die Filter eine Einflussnahme auf das Impulsverhalten des Signals und somit eine gewissermaßen subtil-feine Ausrichtung in Richtung individuelles Hörempfinden möglich ist, beeinflusst die Veränderung der PLL das Verhalten des ungeliebten Taktzitterns, dass als Jitter besser bekannt, je stärker ausgeprägt für hörbare Klangverschlechterung sorgt. Verstellt man in der Praxis die auf sieben Stufen gespreizte Lock-Range bewegt man sich auf den Punkt zu, in dem das Phasenrauschen des Jitters am geringsten ausgeprägt ist. Heraus hörbar anhand eines sauberen und impulsschnellen Klangbildes. 

 

Und auch wenn eingefleischte Puristen bereits beim Wort Equalizer die Nase rümpfen, steuern die Ingenieure ein sich über die Bandbreite von 32 Hz bis 32 kHz erstreckendes, mehrbandiges Regelinstrumentarium bei. Anders als analoge Klangsteller, die sich mit unschönen Phasendrehungen bemerkbar machen, setzt Pioneer auf digitale und somit verlustfreie FIR-Filter, die eine phasenlineare und verlustfreie Individualisierung des Klangbildes erlauben. Für Entscheidungsneurotiker gibt es vorgespeicherte Presets wie Rock, Pop, Vocal oder Jazz. Wer das alles nicht braucht, der aktiviert die Equalizer-Funktion erst gar nicht.

 

In Sachen Akkuleistung zeigt sich der Pioneer sehr ausdauernd. Im Praxistest standen bei abgeschaltetem Display und aller nicht benötigten Funktionen (stand-alone Modus) nach zwölf Stunden Dauerschleife eines 24 bit / 96 kHz Albums immer noch 21 % Restleistung zur Verfügung. Wird ein 16 bit/ 44,1 kHz File oder sogar MP3 abgespielt, erhöht sich die Restleistung. Auch die Wahl des Kopfhörers nimmt hier Einfluss. Hochohmige Kopfhörer wie ein beyerdynamic DT 1990 PRO mit ihren 600 Ohm verschlingen mehr Leistung als ein Wirkungsgradstarker Meze 99 Classics, der mit seinen 32 Ohm auch aus klanglichen Aspekten hervorragend zum Pioneer passte.


PIONEER XDP-100R: Hörtest


Pioneer XDP-100R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Gerade die Kombination des Pioneer und des 99 Classics des rumänischen Herstellers Meze beeindruckte nachhaltig. Denn die leicht wärmere Timbrierung des Kopfhörers ergänzte sich geradezu perfekt mit dem feinsinnigen, homogenen und  sehr transparenten Klangbild des Pioneers.

Es bot sich geradezu an, hochkomplexe Stücke wie „Cassandra Gemini“ von The Mars Volta aus dem Album Frances The Mute am Pioneer aufzufahren.

 

Wo beispielsweise ein im direkten Vergleich mitlaufendes iPhone 6 S Plus ziemlich schnell in Sachen Detaildurchhörbarkeit und Auflösung, die weiße Flagge hisst, zeigt sich der XDP-100R von seiner Schokoladenseite. Er leuchtet weit in die Aufnahme hinein, lässt tief nach links und rechts blicken, während die Wiedergabe über das Smartphone hier eine recht vordergründige und fast schon uninspirierte Darbietung zum Besten gibt. Da ist der Pioneer schon ein ganz anderes Kaliber und differenziert gefühlt jede einzelne Tonspur fein säuberlich auseinander. Hi-Hats flirren nicht mit einem schwachbrüstigen Tsssss, sondern haben Biss und körperhafte, metallische Struktur. Mit hoher Trennschärfe bewahrt der Pioneer dabei stets die Übersicht ohne Nervös oder aufgrund einer Übertonung scharf oder bissig zu klingen.

 

Das irrsinnig anmutende Querflötenspiel fasst er in seiner gänzlichen Struktur auf und ganz gleich, ob es im unterwegs im musikalischen Geschehen unterzugehen droht, der XDP-100R fängt es auch im hintersten Winkel noch auf und transportiert es umfänglich zum Hörer. Er verleiht dem Mittenband nicht nur mehr Präzision als das Smartphone, sondern auch mehr Feuer und Dynamik bei deutlich mehr Fülle und Substanz. Das Schlagzeugspiel intoniert der Pioneer mit sattem Tiefgang, straff und sehnig, ohne dabei Wucht und Tiefe vermissen zu lassen.

 

Dennoch bleibt genug Geräumigkeit im tonalen Geschehen um dem fiebrigen Saxophon gebührend Platz zu lassen. Die auf mehreren Spuren abgemischten, den Zuhörer in guerillamanier überfallenden, dabei auch noch kaskadierend voranstürmenden E-Gitarren erreichen mit viel Tempo, klar umrissen und mit sehr räumlicher Ausdifferenzierung den Zuhörer. Nach der Darbietung über den Pioneer, bei dem die auf die 160 Segmente gespreizte Lautstärkeregelung bei Position 135 ihr ohrenbetäubendes Maximum erreicht, ist der Zuhörer aufgewühlt und mitgerissen. Das ist eine ganz andere Einbindung in den musikalischen Kontext als über das Smartphone, das einen fast schon teilnahmslos zurücklässt. Aber genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen und es wird deutlich, dass der Pioneer jeden Cent seines abgerufenen Preises wert ist.

Pioneer XDP-100R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Das zeigte sich auch im direkten Vergleich mit dem referenziösen Astell & Kern AK380 der beim Stück „Pharaos Dance“ von Miles Davis aus dem Album Bitches Brew die Messlatte ordentlich nach oben legte. Es ist diese beispiellose Unmittelbarkeit und grenzenlos wirkende Distanzlosigkeit, die den AK380 so unglaublich leichtfüssig und agil wirken lässt. Dabei jedes noch so feine hintergründige Detail aufstöbernd, erreicht er eine besondere  Stringenz in der Art seiner musikalischen Darbietung. Dieses fulminante Level erreichte der Pioneer zwar nicht ganz, aber seine Darbietung ließ dennoch die Strukturen mit fülligen Drive und mitreißendem Groove an die Ohren, dass es eine helle Freude war.

 

Mit großer Abbildungsgenauigkeit zeichnete der Pioneer den Dialog zwischen Trompete und Schlagzeug auf, schenkte den zart im Hintergrund aufleuchtenden Congas gebührend Aufmerksamkeit sowie dem Saxophon ein sonores, sehniges und raumfüllendes Spiel. Der XDP-100R intonierte hier mit viel Temperament und Tempo, zeigte sich im Oberton einem wohltemperierten, feinsinnigen Schimmerglanz verpflichtet. Dazu passte auch der lebhafte Mittenbereich, der die Instrumentierung mit kräftigem Farbreichtum aufleuchten ließ und dem Stück damit zu packender Emotionalität verhalf.  Frei von jeglicher Effekthascherei blieb der Pioneer auch in den unteren Registern, die er konturiert, straff und tief hinabreichend hinzufügte. Der XDP-100R hielt die einzelnen musikalischen Stränge straff in der Hand und baute blitzschnell eine musikalische Szenerie nach der anderen auf, die das Kopfkino auf Hochtouren laufen ließ.  


Fazit:


Um es kurz zu machen, der XDP-100R von Pioneer ist ein audiophiler Outperformer, der ganz plakativ gesprochen, das Zeug zum „Volksplayer“ mitbringt. Gerade weil er digitale Spielnaturen genauso anspricht, wie den geneigten highender. Sein homogenes Klangbild verbindet eine detailreiche Offenheit, die keinerlei Härte oder Schärfe kennt und so feinstes Auflösungsvermögen mit einer beeindruckenden Räumlichkeit und Tiefenstaffelung vereint. Das Mittenband bietet ein rundes, farbenreiches Bouquet, während der Pioneer in Sachen Tiefton satt, sehr sehnig und konturiert aufspielt.

 

Das Klangbild ist insgesamt feinsinnig neutral ausgelegt und auf einem derart hohen Niveau,  dass erst ein zum Vergleich herangezogener AK380 den Höhenflug ein bremst . Das ansprechende Design, die komfortable Bedienung stechen ebenso hervor, wie seine Zukunftssicherheit. Bereits jetzt mit MQA an Bord, lässt es sich mit einem Pioneer XDP-100R entspannt zurücklehnen. Die Zukunft...sie kann beginnen.


PIONEER XDP-100R

Pioneer XDP-100R /  Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

  • 95 Pkte Klang
  • 90 Pkte Ausstattung
  • 95 Pkte Verarbeitung
  • 90 Pkte Bedienung
  • 95 Pkte Bassqualität
  • 95 Pkte Neutralität
  • 100 Pkte Feindynamik /
    Präzision 

 

Preis: 649,00 Euro / Straßenpreise liegen u.a. bei 499 Euro: hier:

https://hifi-suite.de/produkt/pioneer-xdp-100r/

 

Erhältlich im Fachhandel sowie über www.pioneer-audiovisual.eu

 

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