Astell&Kern AK Jr - Praxistest  auf www.audisseus.de
Foto: Astell&Kern

HiRes-Player Astell&Kern AK jr - Im Praxistest


ASTELL&KERN AK Jr

 


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Astell & Kern / Fritz I. Schwertfeger

02.08.2015

 

Wer schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, sich einen mobilen HiRes-Player zuzulegen, wird vermutlich unschwer an der Produktpalette des koreanischen Herstellers Astell&Kern vorbeikommen. Wie kaum ein anderer Hersteller, gelang es Astell&Kern in diesem Segment nicht nur eine nachhaltige Etablierung in den höchsten High-End Gefilden aufs Parkett zu legen, sondern auch mit unverkennbar eigenen Attributen ein Statement zu setzen.

 

Astell&Kern AK Jr: Rank&Schlank

Beste Bauteile, luxuriöse Ausstattung und klangliche Höhenflüge gehören zu den Markenzeichen der bisherigen, eher höherpreisigen Modelle von Astell&Kern. Um so erfreulicher, dass der für einen breiteren Genießerkreis konzipierte AK Jr - allen Rotstiftvorgaben der Controlling-Abteilung zum Trotz - dennoch reichhaltig vom Genpool seiner größeren Geschwister profitieren durfte. Mit einer Gehäusehöhe von gerade mal einem Zentimeter, deutlich kompakter, leichter und auch preisgünstiger eröffnet er unterwegs neue klangliche Dimensionen - um gleichwohl auch per USB am Rechner angeschlossen als hochwertiger DAC zu agieren.

Astell&Kern AK Jr: Entdecke die Möglichkeiten

Wer will, kann den AK Jr aber auch einfach und unkompliziert über seinen Klinkenausgang (Line-Ausgang), an die heimische Anlage anschließen. Wer eine minimalistische High-End Kette im Sinn hat, der schließt den AK Jr einfach an aktive Boxen an – fertig.  

Zum unverkennbaren Look eines Astell&Kern gehört zweifelsohne eine perfekte Verarbeitung des handschmeichelnden Gehäuses, das hier in sehr kompakt gehaltenen Dimensionen und in Aluminium gehüllt, auch gleich mit niedrigem Gewicht punktet. Die aus Carbonfaser und Glas bestehende Rückseite, fasst das ebenfalls zum Erkennungszeichen avancierte fein gerändelte Lautstärke-Rad absolut plan und ebenmäßig ein. Damit lässt sich die Lautstärke feindosierbar und in unkomplizierter Manier anpassen, während das große 3,1 cm messende Touch-Display auskunftsfreudig durch die unkomplizierte und kinderleicht bedienbare Menüstruktur führt. 

Astell&Kern Jr: Überragendes Handling

Für klangliche Wellness lässt sich der eingebaute Equalizer dem persönlichem Gusto anpassen oder auf eine vorgegebene "PRO EQ" genannte Einstellung zurückgreifen. Highendige Puristen werden dieses Feature vermutlich geflissentlich übergehen. Selbstredend beherrscht auch der AK Jr unterbrechungsfreie Wiedergabe (gapless playback), schnellen Vor- und Rücklauf und eine hübsch aufbereitete Darstellung der Plattencovers nebst informativer Darstellung der aktuellen Auflösung. Weitergehende Informationen wie Dateigröße, Bitrate oder der Dateityp (FLAC oder MP3) finden sich - per Fingertipp - eine Strukturebene tiefer. Kurzum, Astell&Kern liefert überragendes Handling bei der Usability und krönt das Ganze noch mit einer Bluetooth-Funktionalität. Damit kann der AK Jr auch unterwegs, am See oder beim Grillen im Garten mit einer mobilen Boombox zum highendigen Alleinunterhalter avancieren. Verblüffenderweise funktionierte dies nicht nur mit Material in CD- oder MP3-Qualität, sondern auch mit HiRes-Inhalten. Auch wenn davon ausgegangen werden muss, dass unterwegs beim Datenübertragungsprozess ein Downsampling stattfindet - egal - die HiRes Inhalte im Freien zu genießen, ist ein durchaus lobenswertes Feature: two thumps up... 

 

Während der AK Jr am Mac / PC hängt, lädt sich nicht nur der interne Akku auf, der Puste für bis zu 12 Stunden mobile Unterhaltung mitbringt, sondern es eröffnet sich auch der Zugang zur musikalischen Befüllung des internen 64GB großen Speichers. (Gar nicht Kostverächter, lässt sich der AK Jr auch über handelsübliche 5V-USB Ladegeräte betanken). Auf bis zu 128 GB lässt sich der Gesamtspeicher - mittels einer seitlich Unterkunft findenden 64 GB microSD Speicherkarte - aufbohren. Platz genug also um musikalische Inhalte in den Formaten wie FLAC, WAV, AIFF, dem Apple Format ALAC mit einer Aufflösung bis zu 24bit/192kHz oder auch DSD64 (2,8MHZ) aufzunehmen und sie dem bestens beleumundetem Wolfson WM8740 D/A-Wandler bereitzuhalten. Wer mag, kann auch komprimierte Audiodateien (MP3/AAC) bereithalten. Auf dem Jr klingen diese, wie der nachfolgende Hörtest beweist, garantiert besser. 

Hörtest 

Jazz

Nach angemessener Einspielzeit durfte der AK Jr mit dem in grandioser Qualität als DSD64-Download von highreausaudio.com vorliegendem Album "Intercontinental" von Joe Pass seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. So ließ sich der AK Jr auch nicht lange bitten und bildete bei "Joe´Blues" die intensive Atmosphäre der Instrumentierung mit freudiger, lebhafter Gangart und farbenfroher Plastizität nach. Neben einer tollen Räumlichkeit lieferte er einen wunderbaren musikalische Flow, ließ die Jazzgitarre mit unglaublicher substanzieller Authentizität in einen freudigen Dialog mit dem kultiviert zart und lässig intonierten Schlagzeug-Spiel und dem trocken-präzise angezupften Bass treten. Dabei punktete der AK Jr nicht nur mit detailverliebter Trennschärfe und Ortungstiefe, sondern insbesondere auch durch seine mitreißend pulsierende und dennoch gelassen strukturiert wirkende Finesse.

Klassik

Bei „From Us Let Garlands Bring, Op. 18: Come Away Death“ von Marianne Beate Kielland & Sergej Osadchuk in 24bit/192kHz gab sich der Astell&Kern mit fast schon fluoreszierend leuchtender Wiedergabe als beseelter wie präzisionsverliebter Filigran-Akkrobat zu erkennen. Das schwere, in Kontemplation gefasste Klavierspiel brachte er mit bestechender Klarheit und wohltemperierter Fülligkeit dar, so dass die immanente Düsternis von einer spürbaren Griffigkeit erfüllt war. Die abwechselnd mal zart und mal in fulminanter Verzweiflung in das Klavierspiel eingebetteten stimmlichen Kolorationen, hielt der Koreaner mühelos auseinander. Lud den Hörer so mit viel Raum und Gefühl zu einem intensiven Erleben der Musik ein. Der AK Jr trug die Musik nicht einfach nur als bits und bytes vor, seine Fähigkeit die ausklingenden Hallfahnen zwischen den fast schon in Stasis verfallen wollenden Tonfolgen offenzulegen, sog den Hörer tief ins musikalische Geschehen mit ein.  

Singer/Songwriter

Bill Callahans sonore Stimme in „Ride My Arrow“ (Dream River) erklang über den AK Jr nicht nur sehr klar, sondern auch mit authentischem Volumen ohne dabei künstlich aufgedickt zu wirken. Ganz nebenbei imponierte auch seine Fähigkeit in die unterschiedlichen tonalen Ebenen des Stücks einzutauchen ohne dabei haspelig oder übermotiviert zu wirken. Da glänzte das Spiel von Callahans Stratocaster mit metallischer Strahlkraft ohne dabei Schärfe oder einen faserigen Grat zu suggerieren, an welchen sich der gute Bill verletzen könnte. Druckvoll und wuchtig erklang der rhythmisch anschiebende Tiefton, während der fiebrig mäandernde Wah-Wah-Effekt mit Präzision und lebhafter Dynamik dargeboten wurde.

Die zum Formationsflug antretende Gesamtinstrumentierung fügte der Koreaner mit präzisem Timing zu einem weiträumigen klanglichen Panorama zusammen. Mit temperamentvoller Galanterie malte er mit breitem, farblichen Pinselstrich das akustische Geschehen nach, begeisterte mit präzisem Fundament im Tieftonbereich, einem intensiv ausdrucksstarken Charakter in den mittleren Lagen und seiner geflissentlich präzisen Art in den oberen Oktaven, bis in feinste Nuancen hinein.

Beim etwas unfairen direkten Vergleich mit dem Calyx M, der schlicht in einer anderen preislichen Liga spielt, bot dieser zwar ein akkurater umrisseneres, weiträumigeres und in seiner dynamischen Intensität ausdruckstärkeres Klangbild, aber letztlich zeigte sich in klarer Deutlichkeit, auf welch hohem Niveau der AK Jr mitspielt.

Indie-Rock

Und selbst wenn der AK Jr datenreduziertes Material vorgesetzt bekam, wie beim in 320kbit/s vorliegenden Stück „Lizard State“ von King Krule (Album: 6 Feet Beneath The Moon) deklassierte er schlicht mit mehr Tempo, lebhafteren Temperament und einer bestechenden Präzision jegliches zum Vergleich herangezogene Smartphone. Glaubte man bisher, dass King Krule über das Smartphone eingentlich gar nicht mal so schlecht klang, verblüffte beim umschalten auf den AK Jr der plötzlich ultratief auftretende Tiefton, sowie der dynamische Antritt und die rhytmische Sicherheit mit dem das Stück insgesamt plötzlich wie entfesselt auf das Trommelfell losging. Das gleiche Bild bot sich auch beim erneuten Vergleich, wenn FLAC Material auf dem Astell&Kern mit dem ALAC-Gegenpart auf dem Smartphone verglichen wurde. Mit deutlich mehr Körperhaftigkeit, einer spürbar höheren Trennschärfe und Klarheit ging der Koreaner zu Werke und ließ seinem Sparringspartner nicht den Hauch einer Chance.

Electronic:

Sehr präzise, aber dennoch geschmeidig ging der AK Jr auch bei „745“ von Kosheen (Solitude) zu Werke. Die rhythmisch pulsierenden Tieftonwellen richtete er mit kraftvoller Fülle, mächtig wirkendem Ausdruck und einer ordentlichen Portion Taktgefühl zu voller Größe auf. Evans teils modulierender und mit leichten Tonhöhenänderungen ineinander fallender Gesang zeigte eine Fülle an überbordenden Facettierungen. Beim reichlich glitzernden Spektakel in den oberen Tonlagen blieb der AK Jr jeder noch so kleinster Nuancierung detailverliebt auf den Fersen. Mit viel Attacke und  Elan ging er zur Sache, ohne dabei je in ein unwirsches oder anstrengendes Klangbild überzugehen. Keine Frage, der AK Jr ließ Kosheen voll Energie und beweglicher Agilität auftreten, manifestierte so einen lichtdurchfluteten Dancefloor vor dem geistigen Auge, den man augenblicklich betreten wollte.  

Fazit:


Der Astell&Kern AK Jr besticht zunächst mit seinem ästhetisch ansprechenden Äußerem, dem geringen Gewicht und seiner handlichen, schmalen Form. Ebenfalls erfreulich seine kräftige Ausgangsleistung, die für die meisten Kopfhörer vollkommen ausreichen sollte. Und auch wenn das Display ein wenig mehr Auflösung vertragen könnte, stellt er den perfekten Einstieg in die Welt der mobilen, und klanglich anspruchsvollen HiRes-Player dar. Wer dann später in doch noch höheren klanglichen Sphären schwelgen möchte, der kann auf die größeren Geschwister wie den AK120II, AK240 oder für "top end" High End auch auf den AK380 aufrüsten.


Sicherlich sind die abgerufenen 600 Euro für den AK Junior kein Pappenstiel - aber er ist jeden Cent wert. Darf der AK Junior mit hochwertigen Kopfhörern anbandeln, wie z.B. einem Audeze EL-8 oder auch dem kürzlich hier vorgestellten audio-technica ATH-MSR7, bringt er seine hohen tonalen Fähigkeiten im Rahmen einer höchst persönlichen wie audiophilen Darbietung vortrefflich zur Geltung. Er begeistert mit lupenreinem, crispen Höhenspiel, einem farbenfrohen und wohlig angenehm temperierten Mitten-Bouquette und einem fülligen aber gleichzeitig tighten Tiefton-fundament. Ganz nebenbei deklassiert er mit souveräner Gelassenheit jedes Smartphone.

 

Der Mehrwert des AK Jr zeigt sich auch in seiner Vielseitigkeit. Wie bereits erwähnt, stellt er per Kurzstrecken-Funk seine Inhalte auch mobilen Bluetooth-Lautsprechern zur Verfügung und lässt sich als USB-DAC (dabei jedoch nur bis zu einer Auflösung von 24 bit /96 kHz) oder direkt als Player (volle Bandbreite) in die heimische Umgebung integrieren. Mit dem AK Jr stellt Astell&Kern durch seine Updatefähigkeit ein zukunftssicheres und klanglich weit gereiftes Player-Konzept auf die Beine - dem klanglichen Olymp bereits sehr nahe. 

 



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