Foto: Monitor Audio / Monitor Audio Bronze 2 - Praxistest auf www.audisseus.de

Regal-Lautsprecher


Kompakter Dynamiker– Praxistest

Monitor Audio Bronze 2


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Fotos: Monitor Audio / Fritz. I. Schwertfeger 

20.09.2015

 

Zugegeben, die Zwei-Wege-Box Bronze 2 des englischen Lautsprecherherstellers Monitor Audio ist eher strammer Regal-Lautsprecher als Kompaktbox. Dafür bietet sie aber im Vergleich zu ihrer kleineren Schwester Bronze 1 bei einem moderaten Preisaufschlag nicht nur ein opulenteres Gehäuse und ein größeres Tief-Mittelton Chassis, sondern kurzum einfach die Aussicht auf mehr Reserven, werden diese mal benötigt. Damit empfiehlt sich die Bronze 2 nicht nur für eine Verwendung als gediegener Rear-Lautsprecher, sondern nimmt auch als eigenständige Frontkämpferin gerne das Heft selbst in die Hand. Fünf Bronze 2 für Surround? Warum eigentlich nicht? 


Foto: Monitor Audio / Bronze 2 im Praxistest auf www.audisseus.de

 

Tritt die Bronze 2 in direktem Augenschein zu ihrer Vorgängerin, der Bronze BX 2, dann fällt umgehend auf, dass Monitor Audio am Gehäuse nicht wirklich viel zu verbessern sah. Die neueste Generation (mittlerweile in 5. Auflage, was schon mal was heißen soll) gefällt mit ihrer dezenten aber dennoch hochwertig anmutenden Optik, die sie nach mehr aussehen lässt, als sie in Wirklichkeit kostet. Das Niveau der Verarbeitung ist für diese Preisklasse ungewöhnlich hoch, auch an Bi-Wiring Terminals wurde gedacht, die solide und massiv auf der Rückseite thronen. Vorderseitig angebracht findet sich der aus der höherwertigen Gold-Serie von Monitor Audio entnommene Auslass-Port des Bassreflex-Kanals wieder. Einer wandnahen Aufstellung kommt dies durchaus zupass, wird so der Rückraum hinter der Box weniger angeregt, während die geriffelte Oberfläche des Ports unschönen Strömungsgeräuschen vorbeugen soll.  

 


Neben den sanft abgerundeten Gehäusekanten fallen auch die fehlenden und meist unschön aussehenden Aufnahmehalterungen für die Stoffabdeckungen ins Auge. Die Blenden werden von typischerweise erst in höheren Preisklassen zum Einsatz kommender, unsichtbarer Magnetkraft in Position gehalten. In insgesamt vier unterschiedlichen Farben sind die sehr sauber verarbeiteten Vinyl-Oberflächen des Gehäuses erhältlich, so dass für jeden Geschmack eine Ausführung dabei sein dürfte.  Wer die Wahl hat, hat die Qual - eine Auswahl kann aus den Farbrichtungen Eiche Schwarz, Eiche Weiß, Walnuss und Rosemah getroffen werden. 


 

Mit Veränderungen bedachten die Entwickler bei Monitor Audio indes die Treiber-Bestückung des Lautsprechers. Hier wartet die Bronze 2 mit komplett neu entwickelten Chassis auf. Beide bestehen aus einen bei Monitor-Audio „C-Cam“ genannten Werkstoff, in welchem die aus Aluminium und Magnesium bestehenden Membranen mit einer keramischen Beschichtung veredelt werden. Die hinter einem schützenden Metall-Gitter golden schimmernde 25 mm große Hochton-Kalotte im Hochton erhielt zudem ein Hinterlüftungssystem welches verhindert, dass rückwärtsgerichtete Schallanteile wieder zurück an den Treiber reflektiert werden. Ein erhöhtes dynamisches Verhalten und reduzierter Klirr sollen das Ergebnis sein. Beim 16,5 cm messenden Tiefmitteltöner verzichteten die Ingenieure auf den noch beim Vorgänger in der Mitte angebrachten Phase-Plug. Die somit aus einem Stück bestehende Membran soll einerseits ein verbessertes Impulsverhalten aufweisen und aufgrund der höheren Steifigkeit unschönen Verfärbungen und Verzerrungen entgegenwirken.

 

Erwähnenswert auch der Aufwand den Monitor Audio bei der Fixierung der Tief-Mittelton Chassis betreibt. Schrauben, die sich hinter einer Blende unsichtbar verstecken, sucht man auf der Schallwand vergebens. Statt dessen versahen die Engländer das Magnetsystem der Chassis mit jeweils einer Metallstrebe, die an die Gehäuserückwand verschraubt wurde. Die so fixierten, schwimmend gelagerten Chassis reichen somit entstehende Schwingungen nicht an die Schallwand weiter, sondern an die nicht mittelbar ins klangliche Geschehen einwirkende und somit weniger relevante Gehäuserückseite. Zusätzlich sorgt diese Form der Aufhängung auch für eine Versteifung des aus 18 mm dicken MDF konstruierten Gehäuses. Im Inneren angebrachte Versteifungen sollen das Gehäuse ebenfalls beruhigen und somit unliebsames Mitschwingen verhindern. Auch bei der Frequenzweiche ließen sich die Engländer nicht lumpen und steuerten hochwertige Folien-Kondensatoren bei. Bis 3.1 kHz spielt das Tief-Mitteltonchassis mit, ehe es die höheren Frequenzen der Hochtonkalotte überlässt. 

 

Der Klang:

 

Nachdem sich die Bronze 2 im Hörraum eingespielt hatten, durften sie im anschließenden Hörtest ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und bereits beim Stück "Grinder" aus dem neuen Album (The Story of Sonny Boy Slam) von Gary Clark Jr. brannte die kompakte Engländerin ein stupendes Dynamikfeuerwerk ab, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen wollte. Von einen anspringenden Temperament getrieben,  fügte die Bronze 2 dem  Hochtonbereich einen offenen und gleichzeitig eleganten, geschmeidigen Charakter hinzu. Sämtliche Rückkopplungen und Hi-Hat-Exzesse innerhalb des musikalischen Geschehens wurden präzise herausgearbeitet ohne dabei je aufdringlich zu wirken.  Für einen Lautsprecher dieser Preisklasse klang die Monitor Audio sehr detailfreudig, flüssig, agil und gleichzeitig mit fülligem Bassfundament ausgestattet. 

 

Bei "200 Pressure" aus James Blakes 200 Press EP flutete die Bronze 2 den Hörraum förmlich mit lebendiger Spielfreude und mitreißendem Groove. In Sachen Tiefton hielt sie sich mit Übertreibungen zurück, tönte jedoch beeindruckend druckvoll und konturiert, statt aufgebläht und krawallig. Das komplexe Gebilde, welches James Blakes kompositorischer Fiebertraum im Mittelhochton an den Tag legte, gab die Bronze 2 souverän wieder, ohne den Überblick zu verlieren oder unmotiviert harsch zu klingen. Ihr stressfreies Auflösungsvermögen nutzte sie, um ein dynamisch anspringendes Klangbild zu kreieren, welches  förmlich zum Weiterdrehen des Lautstärkereglers am Verstärker aufforderte. 

 

Richtig wohl fühlte sich die kompakte Monitor Audio auch bei Frauenstimmen.  Der rastlos wirkende Gesang der amerikanischen Singer-Songwriterin Cat Power (aka Chan Marshall) bei "Ruin" (aus dem Album - Sun - ) tönte authentisch und mit körperhafter, farbenreicher Intonation. Dabei zeigte die Engländerin, dass sie auch in Sachen Abbildungstiefe und Räumlichkeit keine halben Sachen machte. Sehr schön. Klavieranschläge konnten zwar nicht mit dem feinsinnigen Habitus höherpreisiger Lautsprecher vom Schlage einer KEF LS50 aufwarten, aber dennoch gab die Bronze 2 das Tasteninstrument realitätsnah und mit reichlich Tempo und Beweglichkeit wieder. Das sich dazugesellende, knackig agierende Schlagzeug begeisterte Ohren und Zwerchfell gleichermaßen, so dass der englische Temperamentsbolzen mit seinem ungemein satten, mitreißenden Spielfluss augenblicklich zur körperlichen Bewegung aufforderte - Stillsitzen unmöglich.    

 

Fazit:


Monitor Audio beweist mit der Bronze 2, dass es sich durchaus bezahlt macht, wenn ein Technologie-Transfer von den kostspieligeren Serien seinen Weg in die Einsteiger-Serien findet. Die kompakte Box klang größer als sie in Wirklichkeit war und vermittelte neben einem dynamisch, anspringenden Klangbild auch jede Menge feingeistiger Nonchalance, wenn es der Spielfluss erforderte. Wer klein beginnt, steigt mit zwei Monitor Bronze 2 als Frontlautsprecher ein, die vermutlich recht schnell mit größeren Modellen der Serie zu einem erwachsenen Surround-Set ausgebaut werden können. Fürs Geld ist die Bronze 2 eine klare Empfehlung, die sich rotzfrech und mit geschwellter Brust  auch von Lautsprechern wie der KEF LS50 oder der CM5 von Bowers & Wilkins während der Hörssessions nicht einschüchtern ließ - auch wenn die beiden anderen Protagonistinnen auf einem anderen, höheren Niveau tönten. 

 

Monitor Audio Bronze 2 

Preis: Paar 480 Euro

www.monitoraudio.de

 

 

Monitor Bronze 2 im Hörtest bei www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

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